Vampire bevorzugt
vorhin auch, eine Brandstiftung als Reaktion auf meine beendete Beziehung mit Bill für ziemlich übertrieben. Wenn ein Mitglied der Bruderschaft den Freund oder Geschäftspartner eines Vampirs mit Schweineblut übergossen hätte, so wäre das ein sehr viel typischerer Vergeltungsschlag gewesen. Das war schon mehr als einmal passiert. Am meisten Aufsehen hatte mal der Fall eines Modedesigners von Dior erregt, der für eine der Frühjahrsschauen nur Vampire als Models eingesetzt hatte. Solche Vorfälle geschahen gewöhnlich nur in Großstädten, in Städten, in denen es eine große »Kirche« der Bruderschaft gab und die eine größere Vampirgemeinde hatten.
Aber was, wenn der Mann von jemand anderem dazu angestiftet worden war, mein Haus in Brand zu setzen? Was, wenn die Mitgliedskarte der Bruderschaft sogar nur zur Irreführung in seine Brieftasche gelegt worden war?
Alle diese Vermutungen mochten richtig sein; oder auch keine einzige. Ich konnte selbst nicht sagen, was ich glaubte. War ich das potenzielle Opfer eines Mörders, so wie die Gestaltwandler? Und musste auch ich jetzt, da das Feuer sein Ziel verfehlt hatte, den Schuss aus der Dunkelheit fürchten?
Das war eine so schreckenerregende Aussicht, dass ich zusammenfuhr und gar nicht weiter darüber nachdenken wollte. Diese Wasser waren eindeutig zu tief für mich.
Der Experte für Brandstiftung bei der Polizei des Staates Louisiana erschien, während Sam und Arlene da waren. Ich aß von dem Lunchpaket, das Arlene mir mitgebracht hatte. Dass Arlene sich nicht gerade viel aus Essen macht, ist noch harmlos ausgedrückt, und so war mein Sandwich mit billiger Mortadella und Plastikkäse belegt, und in der Getränkedose schwappte ein unidentifizierbarer zuckersüßer Tee. Aber sie hatte an mich gedacht und die Sachen extra für mich fertig gemacht, und ihre Kinder hatten ein Bild für mich gemalt. Unter den gegebenen Umständen wäre ich schon froh gewesen, wenn sie nur eine trockene Scheibe Brot mitgebracht hätte.
Aus lauter Gewohnheit machte Arlene dem Experten für Brandstiftung schöne Augen. Er war ein schlanker Mann Ende vierzig namens Dennis Pettibone. Dennis hatte einen Fotoapparat und einen Notizblock dabei und zog ein grimmiges Gesicht. Es dauerte ungefähr zwei Minuten, da hatte Arlene ein Lächeln auf Mr Pettibones Lippen gezaubert, und weitere zwei Minuten später fuhren seine braunen Augen bewundernd ihre Kurven entlang. Ehe Arlene Sam wieder nach Hause fuhr, hatte ihr der Brandexperte versprochen, am Abend in der Bar vorbeizuschauen.
Arlene hatte mir auch noch das ausziehbare Schlafsofa in ihrem Wohnwagen angeboten, was wirklich lieb von ihr war, die Räumlichkeiten und ihre morgendliche Kinder-in-die-Schule-Routine aber vollends gesprengt hätte. Also sagte ich ihr, ich sei schon untergebracht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Bill mich rauswerfen würde. Auch Jason hatte erwähnt, dass mir sein Haus jederzeit offen stand. Und zu meiner Überraschung sagte sogar Sam, ehe er abfuhr: »Du kannst bei mir wohnen, Sookie. Keine Hemmungen. In meinem extragroßen Wohnwagen stehen zwei Zimmer leer. Und in einem davon ist sogar ein Bett.«
»Das ist unheimlich nett von dir«, sagte ich vollkommen aufrichtig. »Wenn ich das annehmen würde, sähen uns wohl alle Leute in Bon Temps schon auf dem Weg zum Traualtar. Aber ich schätze dein Angebot sehr.«
»Und du glaubst, wenn du bei Bill bleibst, denken die Leute das nicht?«
»Bill kann ich nicht heiraten, das ist gesetzlich verboten«, erwiderte ich und beendete das Thema damit. »Außerdem ist ja auch noch Charles dort.«
»Das ist Öl ins Feuer«, bemerkte Sam spitz. »Heizt die Sache eher noch stärker an.«
»Das ist ja sehr schmeichelhaft, dass du mir so viel Elan zutraust, es gleich mit zwei Vampiren aufzunehmen.«
Sam lachte, was ihn gleich um zehn Jahre jünger erscheinen ließ. Er sah über meine Schulter hinweg, als wir das Geräusch von knirschendem Kies hörten und noch ein Wagen sich näherte. »Sieh an, wer da kommt«, sagte Sam.
Ein riesiger altmodischer Pick-up rumpelte die Auffahrt entlang und hielt schließlich an. Als sich die Tür öffnete, stieg Dawson aus, der große Werwolf und Bodyguard von Calvin Norris.
»Hey, Dawson«, hätte ich am liebsten ausgerufen, »was machen Sie denn hier?«, fand aber, dass das doch etwas zu unhöflich klang.
»Calvin hat von dem Brand hier gehört«, sagte Dawson, der keine Zeit auf lange Vorreden verschwendete. »Er hat mich beauftragt,
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