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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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jemand anderen.
    Da dieses Augen-draußen-vor-dem-Fenster-Szenario ein schauriges Echo der Nacht war, in der mein Haus brannte und der herumschleichende Streuner sich als Bill erwies, hoffte ich, dass es heute wieder Bill war. Vielleicht war er eifersüchtig oder neugierig oder einfach nur sicherheitshalber vorbeigekommen. Wenn der Unbekannte ein Mensch gewesen wäre, hätte ich seine Gedanken lesen und herausfinden können, wer er war, oder wenigstens, was er vorhatte. Doch das hier war ein Vampir, wie mir das totale Nichts verriet, das an die Stelle von Gedankenmustern getreten war.
    »Es ist ein Vampir«, erzählte ich Eric so leise flüsternd wie möglich, und er legte die Arme um mich und zog mich an sich.
    »Mit dir habe ich nichts als Ärger«, sagte Eric, ohne jedoch verärgert zu klingen. Er klang aufgeregt. Eric liebte Action.
    Inzwischen war ich sicher, dass der herumschleichende Streuner nicht Bill war. Bill hätte auf sich aufmerksam gemacht. Und Charles war momentan bestimmt damit ausgelastet, im Merlotte's Daiquiris zu mixen. Blieb noch ein Vampir im Bezirk, dessen Aufenthalt unbekannt war. »Mickey«, hauchte ich und klammerte mich an Erics Seidenshirt fest.
    »Salome handelt schneller, als ich dachte«, sagte Eric, plötzlich wieder mit ganz normaler Stimme. »Er ist zu wütend, um ihr zu gehorchen, nehme ich an. Hier war er doch noch nie drin, richtig?«
    »Richtig.« Gott sei Dank.
    »Aber er könnte ein Fenster einschlagen«, meinte ich, als zu unserer Linken auch schon eine Fensterscheibe zu Bruch ging. Mickey hatte einen faustgroßen Stein hereingeworfen, der Eric zu meiner Bestürzung direkt am Kopf traf. Eric ging zu Boden wie ein - Stein. Reglos lag er da. Dunkelrotes Blut quoll aus einer tiefen Platzwunde an seiner Schläfe. Völlig entgeistert sprang ich auf, als ich sah, wie der mächtige Eric plötzlich ausgeknockt vor mir lag.
    »Gib mir die Erlaubnis, das Haus zu betreten«, forderte Mickey, der genau vor dem Fenster stand. Sein vor Zorn weiß glühendes Gesicht leuchtete im strömenden Regen. Das schwarze Haar klebte ihm am Kopf.
    »Ganz bestimmt nicht«, rief ich und kniete neben Eric nieder, der zu meiner Erleichterung schon wieder blinzelte. Okay, tot konnte er schlecht sein, aber wenn jemand so einen Schlag abkriegte, ob nun Vampir oder nicht, war das wirklich erschreckend. Eric war vor dem Sessel zusammengesunken, der mit der Rückenlehne zum Fenster stand. Mickey konnte ihn also nicht sehen.
    Aber ich sah jetzt, was Mickey mit der Hand festhielt: Tara. Sie war fast so bleich wie er, und sie war verprügelt worden. Blut rann ihr aus einem Mundwinkel. Der hagere Vampir hielt sie gnadenlos am Arm gepackt. »Ich töte sie, wenn du mich nicht reinlässt«, sagte er, und wie um seine Drohung wahr zu machen, legte er beide Hände um ihren Hals und begann zuzudrücken. Ein Donnergrollen, und ein Blitzschlag ließ Taras verzweifelte Miene grell aufscheinen, während sie sich kraftlos an seine Arme klammerte. Er lächelte, die Fangzähne vollständig entblößt.
    Wenn ich ihn reinließe, würde er uns alle töten. Wenn ich ihn da draußen stehen ließe, würde ich zusehen müssen, wie er Tara tötete. Ich spürte, wie Erics Hand nach meinem Arm griff. »Tu's«, sagte ich, ohne den Blick von Mickey abzuwenden. Eric biss zu, und es tat höllisch weh. Für Raffinesse blieb in so einem Moment natürlich keine Zeit. Seine Wunde sollte nur so schnell wie möglich wieder heilen.
    Ich musste den Schmerz einfach hinunterschlucken. Verzweifelt versuchte ich, eine unbewegte Miene aufzusetzen, doch dann wurde mir klar, dass ich ja allen Grund hatte, unglücklich auszusehen. »Lass sie los!«, schrie ich Mickey an, um ein paar Sekunden zu schinden. Ob wohl noch irgendeiner der Nachbarn wach war und all den Krawall hörte, fragte ich mich. Tja, dann konnte ich nur beten, dass keiner herkam, um herauszufinden, was los war. Und auch um die Polizisten machte ich mir jetzt schon Sorgen, wenn sie denn auftauchen würden. Wir hatten hier keine Vampir-Polizisten, die mit kriminellen Vampiren fertig werden konnten, die gab es nur in den großen Städten.
    »Ich lass sie los, wenn du mich reinlässt«, brüllte Mickey. Er wirkte wie ein Dämon da draußen im Regen. »Was macht dein zahmer Vampir?«
    »Er ist noch immer bewusstlos«, log ich. »Du hast ihn schwer verletzt.« Es kostete mich keinerlei Mühe, meine Stimme so brüchig klingen zu lassen, als stünde ich kurz vor einem Tränenausbruch. »Ich kann ihm

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