Vampire Earth 2 - Wolfsdämmerung

die Räder nicht zu gebrauchen sind, können Sie ihn zu zweit zwischen sich tragen. Tauschware. Das übliche Sortiment: Tabak, Alkohol, Uhren, Stifte und gutes Papier. Ich habe auch noch ein paar echte Goldmünzen und ein paar falsche Perlen eingepackt, die wirklich gut aussehen. Und ein paar optische Gerätschaften, die bei den Soldaten gut ankommen: Sie haben zwei Feldstecher, ein Spektiv und zwei Ferngläser. Wenn Sie die erst los sind, wird der Korb viel leichter sein. Ist immer besser, sich den Weg freizukaufen, als ihn freizukämpfen.«
    »Amen«, stimmte Duvalier zu.
    »Wenn ihr müsst, könnt ihr meinen Namen bei jedem, der zu meinem Netz gehört, als eine Art Schuldschein benutzen, aber geht bitte diskret vor. Solltet ihr dabei erwischt werden, eine Polizeistation abzufackeln, Dee, dann wird mein Name euch nicht helfen, und ihr würdet nur mir schaden.«
    »Danke. Sie können sich auf uns verlassen, Sir«, sagte Valentine.
    »Dann zieht los und beweist es. Ich hoffe, Dee, wenn wir uns das nächste Mal sehen, ziert eine weitere Kur-Kerbe deine Scheide.«

    »Scheint, als kämen Sie unter deren Herrschaft gut zurecht«, platzte Valentine heraus und bedauerte die Worte, kaum dass er sie ausgesprochen hatte.
    »Val!«, entfuhr es Duvalier.
    »Schon gut, Dee.« Victor starrte seine bis aufs Bett abgekauten Fingernägel an. »Geht es mir gut? Man versucht, sein Leben zu leben, zu lächeln, auf Partys und Picknicks zu gehen und auf Hochzeiten von Leuten zu tanzen, die man verabscheut. Bei den Sportveranstaltungen der Miliz zu jubeln, deren Mannschaften aus Mördern bestehen, die ihr eigenes jämmerliches Leben auf Kosten von Hunderten von Mitmenschen bewahren. Ich habe Geschwüre, und mein Arzt sagt, meine Leber wird bald das Handtuch werfen.«
    Er schien förmlich in sich zusammenzusacken. Plötzlich sah die gerötete Haut beinahe eitrig aus. »Mein Leben ist nicht so einfach, wie du denkst. Ich hoffe, meine Leber warnt mich früh genug, dass ich Gelegenheit bekomme, zum rechten Zeitpunkt mit einem Sprengstoffgürtel zum Neujahrsball des Gouverneurs zu gehen.«
    Valentine fühlte, wie seine Wangen glühten. »Es tut mir leid. Ich sollte dankbar sein. Es steht mir nicht zu, Kritik zu üben, solange ich nicht selbst in Ihren Schuhen stecke.«
    »Lebe und lerne. Betonung auf lebe .«

7
    D ie High Plains im östlichen Colorado im August: Dry Plains wäre ein passenderer Name für dieses Hochland, da fließende Gewässer während eines großen Teils des Jahres kaum vorhanden sind. Die Pumpen und Berieselungsanlagen, die früher die kreisrunden Getreidepflanzungen genährt hatten, welche die Gegend getüpfelt hatten wie gigantische Seerosenblätter, sind nun nur noch rostige, knochentrockene Skelette. Ein bisschen mehr Regen, und die Hochebene würde sich in ein üppiges Paradies verwandeln: Die Sonne scheint dreihundert Tage im Jahr, und die Winter sind vergleichsweise mild.
    Vielleicht ist die Sonne der Grund, warum die Kur sich fernhalten, oder es liegt einfach an dem Mangel an erneuerbarer Bevölkerung für ihre Ernährung. Die Bewohner von Denver und dem Eastern Slope mögen auch etwas damit zu tun haben. Ihre Garnisonen, die über das Brachland verteilt liegen, erinnern mit ihren Holzmauern, hoch genug, dass auch ein Schlächter nicht über sie wegsetzen kann, an die Forts des Wilden Westens.

    Die paar Seelen, die das ausgedehnte Land bewohnen, verstecken die Spuren ihres Lebens sowohl vor der lebhaften Freien Zone Denver im Westen als auch vor den Kur im Osten. Von den Leuten aus Denver ist bekannt, dass sie jeden, den sie an ihrer Grenze erwischen, in die »sichere Umgebung umsiedeln« und jeglichen Besitz konfiszieren, der zu groß ist, ihn mit einer Kanone im Rücken zu tragen. Was die Kur angeht, ist es einfach die alte Geschichte. Jede Gruppe, die größer ist als eine Familie, ist zu schwer zu ernähren und zu sehr in Gefahr, einen streunenden Schlächter durch ihre Lebenszeichen anzulocken.
    Darum findet sich nur hier und da ein bewohntes Haus, doch das Leben in der Isolation kann ebenso hart sein wie das unter den Avataren der Kur.

    Valentine wusste nicht, ob er es Grassodenhaus oder Höhle nennen sollte. Cortez’ Eigenheim vermittelte nichts von der Bedeutung oder dem Glanz, den sein siegreicher Namensvetter vermuten ließ. Die Vorderseite des Gebäudes ragte aus einem grasbewachsenen Hügel heraus, als wäre das Haus mit einer riesigen Kanone abgefeuert worden und hätte sich in den Hang gebohrt.