Vampire Earth 3 - Donnerschläge
genug Stahl, um sich durch den Hals eines Schlächters zu bohren - sein Schwert lag zusammen mit seiner übrigen Habe in Ryus Halle.
Die Straße war leer und beinahe vollkommen dunkel. Türen und Fenster waren zur Nacht verrammelt worden.
Er spürte, wie das Kältegefühl stärker wurde, als der Egel sich hinter ihm näherte. Seine Stiefel klatschten irgendwo hinter ihm durch den Regen. Valentine zog seinen Regenmantel aus. Vielleicht würde der Schlächter davor zurückschrecken, einen Uniformierten anzugreifen.
Eine gewaltige Gestalt tauchte vor ihm aus dem Nebel auf.
Ahn-Kha! Gott sei Dank.
So massiv wie der Bug der Thunderbolt , der sogar Eis brechen konnte, hässlich wie eine Versündigung gegen die zehn Gebote und zugleich das, was einem Bruder in seinem Leben am nächsten kam, watschelte der Grog die Straße herunter.
Valentine hörte, wie die anderen Schritte innehielten, als der Schlächter die neuen Lebenszeichen las.
Ahn-Kha hatte sich einen mächtigen Enterhaken über die Schulter geworfen und trug die braune Schärpe der
Grog-Arbeitsbrigade vor der Brust. Wie ein Gorilla benutzte er Arme und Beine bei seiner gemächlichen, aber zielstrebigen Art der Fortbewegung. Regen klebte ihm das beigefarbene Fell an den Körper, Wasser troff von seinen beweglichen Fledermausohren. Ahn-Kha hatte ein Gesicht wie die steingewordenen Alpträume, die von einer Kathedrale auf die Passanten am Boden herabstierten, aber seine ruhigen Augen mit der schwarz gefleckten, gelb-braunen Iris konnte man gut und gern als »sanft« beschreiben.
Valentine reichte Ahn-Kha die Hand. »Vorsichtig«, hauchte er und deutete mit einer Kinnbewegung nach hinten.
Er hörte, wie der Schlächter näher kam, und Ahn-Kha richtete sich zu seiner vollen Größe von über zwei Meter zehn auf und hielt den Enterhaken vor den Leib wie ein Pikenier.
Valentine begegnete dem Blick aus den gelben Augen, führte die Seite seiner Hand an seine Stirn und senkte den Kopf, die übliche Ehrenbezeugung gegenüber Repräsentanten der kurischen Herrschaft.
Der Schlächter reagierte, indem er seine Kapuze wieder über den zotteligen Kopf zog und in der Nacht verschwand.
Valentine entspannte sich erst, als das Gefühl der Kälte verschwunden war. Der Schlächter hätte sie vermutlich beide töten können, aber der Kur, der ihn steuerte, scheute das Risiko offenbar mehr als die meisten anderen und wollte sein lebendiges Werkzeug nicht bei der Extraktion einer Lebensaura beschädigen.
Ahn-Kha legte sich den Enterhaken wieder über die Schulter.
In den drei Jahren, seit Valentine Ahn-Kha erstmals begegnet war, hatte er gelernt, dass er sich sowohl auf seinen
Verstand als auch auf seine Kraft verlassen konnte. Vor Jahren war Ahn-Khas Volk, die Goldenen, zusammen mit anderen Spezies, die von den Menschen samt und sonders als Grogs bezeichnet wurden, von fernen Welten hergebracht worden, um den Kur bei der Unterwerfung der Menschheit zu helfen. Aber auch die Goldenen waren von den Kur betrogen worden, als sie ihnen nicht länger von Nutzen waren. Das zufällige Zusammentreffen von Valentine und Ahn-Kha hatte dazu geführt, dass die Goldenen am Westufer des Missouri River in der Gegend von Omaha wieder eine blühende Gemeinde hatten aufbauen können.
»Mein David«, polterte Ahn-Kha mit einer Bassstimme, die klang, als käme sie direkt aus einer tiefen Gruft. »Ich habe mir Sorgen gemacht, als wir das Schiff abgedunkelt hatten und du noch nicht zurück warst. Ich fürchtete, dir könnte etwas zugestoßen sein, also bin ich zur Bahnhofspension aufgebrochen. Ist alles in Ordnung?« Der Grog machte auf einer seiner schweinshaxengroßen Pranken kehrt und schlenderte neben Valentine einher.
»Ja und nein, alter Gaul. Heute Nacht bin ich in einer Bar erkannt worden. Der Mann, der mich erkannt hat, ist tot, aber wenn seine Untergebenen nicht dumm geboren sind und nichts dazugelernt haben, dann dürften sie mich bereits suchen. Wir müssen in der Morgendämmerung ablegen, ehe die Kur eine Menschenjagd auf die Beine stellen können.«
»Was ist mit den Männern? Sind sie gekommen?« »Nein. Wir werden uns mit der Mannschaft begnügen müssen, die wir haben.«
»Und der Kapitän und sein Stellvertreter? Beinhaltet dein Plan, dass sie einem Unfall zum Opfer fallen?«
»Mein Plan besagt, dass ich die Mannschaft umdrehen werde.«
Ahn-Kha schnaubte. »Ein paar tapfere Burschen machen vielleicht mit. Das reicht nicht, mein David. Es reicht nicht.«
»Ich werde ihnen
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