Vampire Earth 3 - Donnerschläge
hat geahnt, was die Kur vorhatten, aber er wusste nur von diesem einen Portal. Er und seine Leute haben sich auf das vorbereitet, was in Haiti geschehen würde, aber dann ist etwas passiert, sie wurden verraten, und ich glaube, niemand hat überlebt. Einer der Gefolgsleute hat eine Art Tagebuch geführt, eigentlich war es eher eine Niederschrift der Lehren des Weltenwebers, aber es hat auch einen Abschnitt über diese Waffe enthalten.
Wie an vielen Orten gibt es auch hier Widerstand gegen die Kur. Diese Haitianer kämpfen, ohne wirklich zu wissen, gegen was sie kämpfen. Sie wissen nur, dass es böse ist, und sie tun, was sie können, um ihre Leute zu schützen. In einer Höhle haben sie ein Waffenlager entdeckt. Und das Tagebuch. Sie haben sich zusammengereimt, worum es geht, und irgendwie haben wir davon erfahren. Ich selbst wusste nichts davon - ich bekam lediglich die Anweisung, mich mit gefälschten Papieren bei den Quislingen am Golf von Mexiko einzuschleichen. Ich nehme an, sie haben mich ausgewählt, weil ich ein paar Brocken Spanisch und Französisch spreche. Meine Mutter stammte aus dem französischen Teil Kanadas, und ich wurde von einem Geistlichen aus Puerto Rico aufgezogen. Ich habe ein Jahr gebraucht, aber ich habe es geschafft, zur Küstenmarine zu stoßen und einen Posten auf einem passenden Schiff zu ergattern, um die Waffe zu holen. Das war ein Jahr, das ich ungern noch einmal erleben würde. Inzwischen kommt mir das Leben in den Ozarks vor wie eine Kindheitserinnerung.«
»Gibt es da Schnee?«
»Manchmal, im Winter. Die Berge sind nicht hoch genug, als dass die Gipfel das ganze Jahr über schneebedeckt sein könnten. Warum?«
»Es gibt da eine Geschichte, die man sich bei uns erzählt. Die Leute denken, da, wo ständig Schnee liegt, beispielsweise am Nordpol, können die Kur einen nicht erwischen. Das hat sich inzwischen mit allen möglichen Geschichten über Weihnachten vermischt, und jetzt heißt es, es gäbe einen Ort, der sicher vor ihnen ist, an dem es mehr als genug zu essen gibt, elektrisches Spielzeug und keine Kämpfe.«
Valentine beobachtete einen Fregattvogel, der auf einer Luftströmung ritt und kaum die Flügel bewegte.
»Wenn es nur so wäre. Ich bin fast in Kanada aufgewachsen. Da wird es im Winter so kalt, das können Sie sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, und trotzdem sind die Schlächter auch dort aufgetaucht. Im Winter kommen sie nicht, aber in Ruhe gelassen wurden wir auch nicht. Und wenn man von dort aus noch weiter nach Norden zieht, gibt das Land nicht mehr genug her, um fern der Küste noch allzu viele Leute das ganze Jahr zu ernähren. Es gibt einfach nicht genug zu essen. Und die Alten sagen, das Klima heutzutage wäre sonderbar. Der Sommer wäre länger und heißer, aber irgendwie wäre auch der Winter härter geworden. Weiß Gott, wie die Kur das geschafft haben. Es gibt keinen sicheren Ort, und wenn es einen gibt, dann halten sie ihn geheim.«
Sie nickte. »Cap-Haïtien liegt direkt voraus. Wie sieht Ihr Plan aus?«
»Der Plan ist, so dreist in den Hafen zu segeln, als hätten wir Eier wie Kanonenkugeln in der Hose. Wir haben eine Kontaktperson in der Stadt, die sich mit mir in Verbindung setzen wird. Sie hält Ausschau nach einem Schiff, das von Norden kommt. Wie es dann weitergeht, weiß ich nicht. Vielleicht legen wir wieder ab und gehen irgendwo in der Nähe an Land, und die Person stellt einen Kontakt zum Widerstand her. Sie helfen uns beim Aufladen, und schon sind wir auf dem Rückweg.«
»Wird es wirklich so einfach?« Irgendwo fand Valentine ein Lächeln für sie. »Irgendwie bezweifle ich das.«
Die Thunderbolt umschiffte Cap-Haïtien und richtete den Bug auf die Stadt aus, ein Durcheinander aus Weiß und Grau, das sich vor dem Hintergrund der Berge an das Flachland schmiegte. Die lebhaften Farben der Karibik
verblüfften Valentine erneut: das tiefe Blau des Ozeans; das helle Blau und das Weiß über ihm; und jenseits des weißen Sandes ein Grün, so üppig, dass es schon hypnotisch wirkte.
Fischerboote, kaum mehr als Kanus, schaukelten in der sanften Dünung. Große, schlanke schwarze Männer warfen Netze aus und holten sie wieder ein. Sollten sie die Thunderbolt bemerkt haben, so ließen sie es sich nicht anmerken. Als das Schiff näher kam, sah Valentine, dass die Fischer entweder nackt waren oder einen knappen Lendenschurz trugen. Ihre drahtigen, muskulösen Leiber glänzten in der Sonne.
Ein Boot mit vier Ruderern legte vom Dock ab.
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