Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
Valentine und zog den Revolver aus dem Hüfthalter des Mannes. »Das überlasse ich den Egeln.«
Der Mann legte eine Hand ans Brustbein, als wollte er die tastende Zunge abwehren, die sich zu seinem Herzen schlängelte. »Die werden mich holen.«
»Pech.«
»Als würde dich das interessieren.«
»Helfen Sie mir am Tor vorbei, und ich sorge dafür, dass Sie einen fliegenden Start nach Dallas bekommen. Oder sonst wohin. Dann haben Sie vielleicht noch eine Chance.«
»Hört sich an wie die Wahl zwischen Pest und Cholera«, entgegnete der alte Mann.
»Ein Kampf ist jedenfalls das Letzte, was ich will«, sagte Valentine.
»Sie sind der Anführer dieser Kolonne, richtig? So eine Art Indianerscout für den Nachschubwagenzug? Es heißt, der hätte schwarzes Haar und eine Narbe.«
»Haben Sie vor, diesem Wendehals zu trauen, Sir?«, fragte Jefferson. »Ich bin dafür, dass wir nicht einmal für die Schlächter was übrig lassen. Wir sollten die beiden aufhängen und ihnen eine Grußkarte für den Rest ihrer Leute anheften.«
Der alte Mann versteifte sich. Verdammt. Beinahe hätte ich ihn gehabt.
»Jefferson, bitte machen Sie sich in der Küche nützlich. Narcisse packt zusammen, und wir brauchen Proviant.« Dann widmete er sich wieder dem Quisling. »Passen Sie auf, Lieutenant … äh …«
»M’Daw, Sie guter Bulle.«
»Ich werde Ihnen einen Handel vorschlagen, M’Daw. Sie helfen uns, kampflos hier rauszukommen. Sie sind Lieutenant; Sie müssen ungefähr wissen, wo die Patrouillen und so gerade sind. Bringen Sie uns ohne Blutvergießen aus der Stadt, dann lasse ich sie in einem oder zwei Tagen mit genug Proviant und Wasser laufen, dass Sie sich in Sicherheit bringen können.«
»Zieh ab, Scheißkerl«, zischte M’Daw.
»Lassen Sie mich ausreden. Die Alternative lautet, dass wir jeden Mann in der Stadt, der zu Ihrer Truppe gehört, töten. Allzu viele können es nicht sein.«
M’Daw schwieg.
»Also die harte Tour«, konstatierte Valentine. Er winkte einem der Jamaikaner zu. »Ewenge, behalten Sie den Mann im Auge. Post!«
»Sir?«, rief der Lieutenant aus dem Tresor.
»Wir müssen in fünfzehn Minuten marschbereit sein«, sagte er und zog seine Stiefel aus. Er steckte sich eine Packung.22er Ersatzpatronen in die Overalltasche und schnappte sich Taylands Bowiemesser. In der kleinen Küche fand er ein Handtuch auf einem Fünfundsiebzigliter-Wasserfass. »Ich werde schon dafür sorgen, dass die Straßen frei sind.«
Die Straßen waren allerdings frei - ein kurisches Ausgangsverbot zeigte stets diese Wirkung. Nachdem er die Pistole einige Male testweise in dem Schuppen mit den ratternden Generatoren abgefeuert und festgestellt hatte, dass das leise Plopp der.22er über das lärmende Brummen der Generatoren kaum wahrnehmbar war, kroch Valentine mit gespitzten Ohren an der Palisade entlang. Nur die Hälfte der Gebäude in der Stadt, die kaum mehr war als ein Fleck am Straßenrand, schien bewohnt zu sein.
Die erste Ratte entdeckte er auf dem Turm. Ein Quisling, vielleicht siebzehn Jahre alt, der einen Mantel trug, der viel zu groß für seine Schultern war, hielt auf dem von Kugeln vernarbten Turm am Tor Wache, während aus dem Inneren leises Schnarchen ertönte. Die Mündung eines Maschinengewehrs war gen Himmel gerichtet und mit einer Segeltuchhülle abgedeckt, die die Waffe vor dem immer wieder auflebenden Regen schützen sollte. Valentine wartete, bis der Junge in eine andere Ecke verschwunden war. Kurz darauf hörte er einen leisen Seufzer und einen schweren Tritt, als der Bursche über den schlafenden Soldaten stieg.
Valentine nahm nicht die Leiter, um auf den Turm zu gelangen. Stattdessen sprang er von einem Nebengebäude auf einen Balken, der die Holzpalisade verstärkte, und
rannte darüber hinweg. Auf beiden Seiten ging es sechs Meter in die Tiefe.
Der Junge drehte sich gerade um, als Valentine sich auf den Turm schwang. Valentine schoss dreimal mit der.22er, die er, um das Schussgeräusch zu dämpfen, in ein altes Handtuch gewickelt hatte. Er sah nicht hin, als der Junge zusammenbrach, versuchte, das Blubbern des Blutes in seiner Lunge zu überhören, und schaltete den schlafenden Soldaten mit dem Messer aus.
Dann klemmte er sich das Messer unter den Arm, steckte die Waffe zurück in den Overall und fühlte, wie sich das warme Blut auf dem Boden des Turmes um seine kalten Füße verteilte. Tief in seinem Stammhirn jubilierte der dunkle Teil seiner selbst, der Teil, den der Rest seiner Seele
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