Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampire Earth 4 - Saat der Nacht

Vampire Earth 4 - Saat der Nacht

Titel: Vampire Earth 4 - Saat der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
Vom Netzwerk:
dauern, bis sich das wieder änderte. Jetzt waren da nur Überlebende, die froh waren, sich im Warmen ein wenig auszuruhen und sich satt zu essen.
    »Wie läuft es mit dem Funkempfang?«
    Sein Lieutenant hatte in Station 46 ein tragbares Funkgerät gefunden. »Die Grogs haben Spaß daran, es mit der Handkurbel aufzuladen. Ich glaube, sie sehen gern zu, wie die Lichter aufleuchten. Da kommen haufenweise kodierte Nachrichten rein, aber vielleicht sind das auch nur Ablenkungsmanöver. Ich konnte noch ein paar Informationen aus M’Daw rausholen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Die Kur haben in dieser Gegend nur begrenzten Einfluss, weil sie auf einen mächtigen Quisling angewiesen sind. Ein gewisser Konsul Solon. Sogar M’Daw hat von ihm gehört. Sonst gibt es keine gesicherten Erkenntnisse.«
    »Weiß er irgendwas über Mountain Home?«, fragte Valentine. Die ehemalige Hauptstadt des Freien Territoriums Ozark versteckte sich nicht ohne Grund im Gebirge.
    »Der Präsident ist weg. Keine Ahnung, ob er tot ist oder sich nur versteckt. Smalls sagt, die Kur hätten das Gerücht verbreitet, er hätte sich ihnen angeschlossen, aber er glaubt ihnen nicht.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Pawls die Seiten wechselt«, sagte Valentine.
    »Bist du ihm mal begegnet?«
    »Nein. Er hat meine Beförderung abgesegnet. War mal ein Ingenieur. Er ist schon berühmt geworden, ehe ich in die Ozarks gekommen bin, damals, als die Kur zum letzten Mal ein Virus freigesetzt haben. Ich weiß noch, er war
Vizegouverneur, als ich’62 hergekommen bin. Gouverneur ist er’65 geworden, da war ich in Wisconsin.«
    »Vielleicht hat er einen Handel geschlossen. Wäre nicht das erste Mal«, sagte Post. »Wie bei der Belagerung von Jacksonville, als ich noch ein Kind war.«
    »Ich bezweifle, dass ein Mann, der seine Kinder an die Raserei verloren hat, kooperationsbereit ist.« Valentine warf den abgenagten Knochen auf den Boden. Eines der Pferde schnüffelte daran und schnaubte.
    »Kommst du zum Nachtisch mit rein?«
    »Ich werde noch ein bisschen draußen bleiben. Ich mag Schnee. In den Boundary Waters hatten wir immer mehr als einen halben Meter zu Weihnachten. Das verschluckt alle Geräusche, und es wird ganz still. Ich mag diesen Frieden.«
    Post schauderte. »Den kannst du allein behalten.« Sein alter Lieutenant kehrte zurück ins Haus.
    Das Freie Territorium gab es nicht mehr. Diese Neuigkeit war zu groß, als dass er sie jetzt schon richtig hätte erfassen können.
    Die Vorstellung, diese findigen, schwer arbeitenden Menschen seien nach all dieser Zeit den Kur unterlegen, war eine Tragödie von einem Ausmaß, das ihn wie betäubt zurückließ. Sein Vater hatte dafür gekämpft, diese Zone zu schaffen; Gabriella Cho war bei ihrer Verteidigung gestorben, als sie kaum dreißig ihrer Bewohner mit Namen gekannt hatte. Die Gefahren, denen er selbst sich ausgesetzt hatte, die unzählbaren Sünden, die er vor Gott und seinem Gewissen begangen hatte, alles war zur Verteidigung dieser Hügel und Berge - oder besser, zur Verteidigung all der Familien, die hier lebten - geschehen.
    Immer wieder dachte er an die Kinder. Er hatte genug Zeit auf beiden Seiten der unsichtbaren Grenze zugebracht, um beim Anblick eines Kindes gleich zu wissen, wo er
war. Sie spielten anders im Freien Territorium, sie lachten und zogen den Soldaten, die vorüberkamen, Grimassen, wenngleich sie meist recht hager waren. Die besser genährten Gleichaltrigen in den Ebenen oder den halb überfluteten Straßen von New Orleans oder in den Kuhställen von Wisconsin waren schreckhaft und musterten Fremde, besonders solche mit Waffen oder geschlossenen Fahrzeugen, mit furchtsamer Miene.
    Valentine zog das Gelächter und das gelegentliche, verächtliche Prusten vor. Die Vorstellung, aus Hank wäre solch ein quälend stiller Heranwachsender geworden …
    Alle geflohen, alle fort, so hebt mich auf den Scheiterhaufen …
    Eine Niederlage war stets im Bereich des Möglichen gewesen, aber das Freie Territorium Ozark hatte so lange durchgehalten, dass er geglaubt hatte, es würde ewig bestehen. So mussten sich die Bewohner der Wolkenkratzer von Miami gefühlt haben, als sie die Flutwelle von’22 über die Hotels von South Beach hatten hereinbrechen sehen: Das war mein ganzes Leben dort, wie kann es einfach weg sein? Es hatten schon früher Invasionen stattgefunden, manche hatten nur an der Grenze gekratzt, andere waren tief in das Gebiet vorgedrungen. Jahrelang hatten sie Land verloren und

Weitere Kostenlose Bücher