Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
nachdem der General ein Duell verloren hatte …
»Zurück auf eure Posten! Zurück. Nehmt dieses Gesindel unter Feuer«, schrie Xray-Tango.
»Wortbrüchiger Quisling!«, ertönte das Gebrüll eines Rasiermessers. Buhrufe wurden auf beiden Seiten laut.
»Zurück auf den Hügel, Männer«, sagte Valentine. »Er hat verloren, aber er will die Rechnung nicht begleichen.«
Die beiden Gruppen strebten auseinander wie die gleichen Pole zweier Magneten. Zwei Lawinen schmutziger Soldaten zogen sich in entgegengesetzte Richtungen zurück.
Valentine trug Hank persönlich den Hang hinauf.
Verantwortung. Während der ganzen langen Rückreise durch Texas hatte Valentine davon geträumt, endlich die Last abladen zu dürfen, sein Kommando höheren Rängen übergeben zu können. Sollte doch eine Weile jemand anderes die Entscheidungen treffen und bei Nacht wachliegen,
weil er sich über die Folgen sorgte. Und nun stand er vor einer Entscheidung, die er nicht treffen konnte.
Er versuchte, höhere Stellen zu konsultieren. Er hatte sich über Funk an das Kommando Süd gewandt und mit einem Colonel des Geheimdiensts gesprochen, der ihm erklärt hatte: »Als der kommandierende Offizier vor Ort sind Sie besser imstande, die Lage zu beurteilen und mit dem Befehl unter einen Hut zu bringen, so viele feindliche Kräfte wie möglich so lange wie möglich zu binden und feindlichen Verkehr über Straße, Schiene und Fluss zu unterbinden, als irgendjemand, der erst über Funk über die Situation in Kenntnis gesetzt werden muss.«
»Na, vielen Dank auch«, hatte er geantwortet und einen Fluch unterdrückt. Er wollte nicht, dass die Techniker, die mit ihm im Funkraum waren, ihren Kameraden beim Frühstück erzählten, dass er die Nerven verloren hatte.
Noch mehr als über seine Vorgesetzten ärgerte er sich über sich selbst. Er knallte das Mikrofon auf den Tisch und zog sich in sein Quartier zurück. Überall im Lager erzählte man sich die Geschichte, Valentine und Xray-Tango hätten sich um New Columbia geprügelt. Valentine hatte gewonnen, aber die Quislinge wollten nicht abziehen. Das machte die Leute fuchsteufelswild, und sie waren umso entschlossener zu bleiben und zu siegen.
Aber Valentine lag auf seiner Pritsche und kam sich vor wie ein Betrüger.
Die Ruhepause während des Tages gab ihm Gelegenheit, die Männer draußen in der Nachmittagssonne zusammenzurufen. Er versammelte sie an dem Gräberfeld, wo die Zahl der Gefallenen, die unter der winzigen, handgefertigten Flagge ruhten, sich inzwischen verdreifacht hatte. Valentine musterte die Gesichter. Sie blickten ihm entgegen,
seine Handvoll Jamaikaner, die Thunderbolt -Marines, Ex-Gefangene, Angehörige der Wachen des Kommandos Süd, Bären, Offiziere, Unteroffiziere und einfache Soldaten; keine Masse an Uniformen, sondern eine Collage einzelner Gesichter. Gesichter, die er kannte, denen er unter all dem Schmutz und den Mückenstichen vertraute. Nur ein oder zwei hatten sich die Bärte und Schnauzbärte wieder wachsen lassen, die sie im Wald vor Bullfrogs unechter Station eingebüßt hatten. Die meisten waren nach wie vor geschoren wie neue Rekruten oder trugen kurzes, stacheliges Haar - in Ermangelung von Duschgelegenheiten hatten sich Flöhe, Zecken und Läuse vervielfacht.
Er begegnete dem Blick von Tamsey, einem Corporal, der ihm Bilder von seinen sechzehn Schwestern gezeigt hatte. Der Junge hatte miterlebt, wie seine Mutter bei der Geburt seiner sechsten Schwester gestorben war. Danach hatte sein Vater eine Frau geheiratet, die eigene Töchter mit in die Ehe gebracht hatte, und gemeinsam hatten sie noch mehr produziert, und er wusste alles über ihre Ehen. Neben Tamsey stand ein Private namens Gos, so kurzsichtig, dass er schon fast blind war, aber ein Experte darin, die Maschinengewehre, die auf die Serpentinenstraße auf der Südostseite des Hügels gerichtet waren, mit Patronengurten zu füttern. Gos konnte jede bekannte Melodie pfeifen, die man ihm nannte, und er traf jeden Ton perfekt. Amy-Jo Santoro, die Heldin aus dem Kampf gegen die Schlächter im Lazarett, litt, wie sich herausgestellt hatte, unter Schlaflosigkeit und nutzte die Nächte zum Nähen. Sie flickte jedermanns Uniform, vorausgesetzt, sie erhielt sie sauber und frei von Ungeziefer; sie ekelte sich zutiefst vor Läusen. Und da war Tish Isroelit, angeblich die beste Scharfschützin der Rasiermesser, die es geschafft hatte, sich in der Abenddämmerung an einen
Quisling-Colonel heranzuschleichen und ihn
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