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Vampire Earth 4 - Saat der Nacht

Vampire Earth 4 - Saat der Nacht

Titel: Vampire Earth 4 - Saat der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. E. Knight
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gesichert. Ahn-Kha schwenkte sein Groggewehr herum, legte die Ohren an und feuerte. Betonstaub wirbelte auf.
    »Darauf werden sie sich einschießen«, sagte Valentine. »Verschwinden wir besser.«
    Sie glitten von dem Schutthaufen herunter und in einen der Gräben, die die Gebäude verbunden hatten. Ratten, die einzigen Tiere, die sich auch durch Granatfeuer nicht einschüchtern ließen, verschwanden in ihren Schlupflöchern, als sie sich einen Weg zum Kellerhauptquartier bahnten.
    Es hatte gewissermaßen immer noch ein Dach, bestehend aus dem eingestürzten Tragwerk dreier Stockwerke. Zwischen Kisten mit Lebensmitteln und Munition versorgte Brough zusammen mit den Sanitätern, die ihr geblieben
waren, Wunden und extrahierte Schrapnelle. Ungeziefer krabbelte durch aufgeschnittene Kleidungsstücke, die nach all den Wochen steif vor Schweiß und Schmutz waren.
    Brough sah sich die schlimmsten Fälle gar nicht an. Die wurden nach einer Sichtung, die Narcisse vornahm, in einen anderen Keller gebracht, der nur teilweise geschlossen war. Dort waren ein paar Frauen mit robusten Mägen damit beschäftigt, Verbände zu wechseln und Lügen über die baldige Genesung der Verletzten zu erzählen. Dass die Männer den Durchgang zu dem anderen Keller als das »Todesloch« bezeichneten, offenbarte die allgemein vorherrschende Meinung hinsichtlich der Überlebenschancen der Menschen dort drin.
    Styachowski und Post schafften die Männer höchstpersönlich auf Posten in den letzten Gräben, als der stete Strom der Grananten von der Kammlinie bis auf ein Nieseln versiegt war. Sie bewegten sich schwerfällig wie Schlafwandler, brachen beinahe über ihren Gewehren zusammen und schliefen sofort ein, wenn sie angewiesen wurden stillzuhalten. Bald mussten die Übriggebliebenen die Köpfe nicht mehr nur wegen Mörserfeuer einziehen, sondern auch, um sich vor den Schüssen aus Maschinengewehren zu schützen, die über die Trümmer fegten.
    Valentine musterte die letzte Schanze. In einem Jahr würde sie von Unkraut überwuchert sein. In fünf Jahren würden hier Sträucher und junge Bäume wachsen. Er fragte sich, ob spätere Generationen eines Tages zwischen den kleinen Erhebungen umherwandern und nach den Spuren ihrer letzten Verteidigungslinie suchen würden, nach dem Ort, an dem die Rasiermesser in ihren kleinen, miteinander verbundenen Löchern ausgelöscht wurden wie Parasiten.

    Hank war im Todesloch. Seine Brandwunden hatten sich entzündet, obwohl sie mit Sulfonamidpulver behandelt worden waren. Der Junge lag auf einer Decke, auf der jemand anderes gestorben war, wartete darauf, selbst an die Reihe zu kommen, und versagte sich die Tränen.
    »Wir haben ihnen aber Sand ins Getriebe gestreut, nicht wahr?«, fragte Hank, als Valentine ihn besuchte.
    »Mit deiner Hilfe«, sagte Valentine. »Wo immer deine Eltern sein mögen, sie wären stolz auf dich.«
    »Sie können ehrlich zu mir sein, Major. Sie sind tot; sie sind schon seit jener Nacht tot. Sie können mir doch die Wahrheit sagen, oder nicht? Ich bin stark genug, um sie zu verkraften.«
    »Du bist stark genug.«
    Hank wartete.
    »Sie sind tot, Hank. Ich bin ihnen gefolgt und habe sie zusammen mit den übrigen Quislingen getötet. Sie haben von dem Schnellholz erzählt. Und von dem Aufstand.«
    »Das war meine Schuld, Sir«, sagte Hank.
    Valentine musste mit harten Ohren zuhören, um die schwache Stimme zu verstehen. »Nein.«
    »Doch«, beharrte Hank. »Ich habe sie reden gehört, nachdem das Baby … nachdem Sie uns gesagt haben, dass sie tot ist. ›Wir lassen uns nicht opfern‹, hat Pa gesagt, und dann haben sie die Köpfe zusammengesteckt. Ich hätte es Ihnen oder Ahn-Kha oder Mr Post sagen sollen - aber das habe ich nicht getan. Ich hab’s nur Mr M’Daw gesagt, und dann war es zu …« Der Junge schlief ein wie ein Kind, das hart darum gekämpft hatte, bis zum Ende einer schon oft gehörten Geschichte wach zu bleiben.
    Valentine wusste aus fünfzehn kummervollen Jahren, welche Art von gähnendem Abgrund sich vor dem Jungen
auftat. Trauer stieg in ihm auf, zusammen mit einer Übelkeit, die er niederzuringen suchte, all der aufgestaute Gefühlsbrei durch die vielen Verluste ließ seine Ohren dröhnen und trieb ihm die Tränen in die Augen. Vielleicht, wenn er sich damals um seine Axt und das Brennholz gekümmert hätte, wie es an jenem Tag seine Pflicht gewesen war, vielleicht hätte er seine Mom dann warnen können, dass Laster die Straße zum Haus hinauffuhren; sie hätte

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