Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
mitnehmen sollte, beschloss dann aber, nur seine Pistole und Klinge mit auf die Jagd zu nehmen: Der Schlächter würde geschwächt sein, nachdem er gefressen hatte. Er nickte den Jamaikanern zu und ging zur Vordertür hinaus, lauschte lange und rannte dann an einem Baum vorbei in das Gestrüpp des Waldes hinein.
Ein nervöses Pferd aus dem anderen Gespann wieherte leise. Valentine huschte von Baum zu Baum und folgte den Spuren.
Valentine trocknete seine Hand an seiner Hose, um das Bowiemesser besser greifen zu können. Mit seiner Wolfsnase nahm er am Boden Witterung auf und roch nun das
Pferdeblut in der Luft. Instinktiv verfiel er in seinen typischen, alten Galopp, rannte beinahe wie ein Pferd, wenn auch gehemmt durch sein steifes Bein, und folgte dem Geruch. Bald hatte er den toten Braunen entdeckt. Blut befleckte den Schnee rund um seinen Hals herum. Von hier an folgte Valentine den Fußabdrücken.
Er musste nicht lange suchen. Nach einem kurzen Lauf, der mehr einer Kletterei glich und ihn einen steilen Hang hinaufführte, hatte er den Rastplatz des Schlächters gefunden. Wasser strömte über den Kalkstein, in dem sich eine Höhle in Form einer Felsspalte gebildet hatte. Eine alte Katze namens Eveready hatte gesagt, die Schlächter wären nach dem Fressen »benebelt« und schliefen mit einem Bauch voller Blut oft, als wären sie betrunken. Dieser hatte es kaum außer Sichtweite des Pferdes geschafft, ehe er seiner Müdigkeit nachgegeben hatte. Valentine sah den fahlen Fuß mit den schwarzen Fußnägeln, die sich scharf von der aschfarbenen Haut abhoben, aus einem Laubhaufen herausragen.
Er hörte einen pfeifenden Atemzug, legte die Hand an die Pistole und beschloss, es mit einem einzigen Schuss zu riskieren. Er zog und zielte auf den Ursprung des Atemgeräuschs.
Der Schuss riss das Laub auseinander. Der Schlächter sprang auf wie ein aus dem Schlaf geschreckter Säufer und krachte mit dem Kopf an den Felsüberhang. Eine schwarze Wunde zog sich über das zottelige Haar. Die Kreatur sank auf Hände und Knie und schüttelte den Kopf. Valentine zielte auf eine der schlitzförmigen Pupillen in ihrer giftig-gelben Iris.
»Ist da jemand auf der anderen Seite?«, fragte Valentine und starrte in das Auge. Das Ding sah ihn an. Animalischer Schmerz und Verwirrung flackerten in seinem Blick. Es huschte zur Seite, schrak vor ihm zurück. Valentine
folgte der Pupille mit seiner Waffe. »Was machst du hier draußen?«
Harrrruk!, geiferte es.
Explosionsartig flog der Schlächter aus seiner Höhle.
Valentine schoss und traf die Brust des Wesens. Der Aufprall der Kugel schleuderte es zurück in die Felsspalte, aber es krauchte sogleich auf seine inhumane, krebsartige Weise wieder hervor und versuchte, den Hügel hinauf zu entkommen.
Es bewegte sich schnell. So schnell wie ein hellwacher Schlächter, obwohl es gerade erst gefressen hatte.
Valentine schoss noch einmal … noch einmal … noch einmal. Schwarze Blumen erblühten bei jedem feuchten Aufschlag einer Kugel in der Haut des Wesens. Es flüchtete unter einen toten Baum, glitt voran wie eine Schlange und versuchte, sich vor den schmerzenden Kugeln in Sicherheit zu bringen. Valentine sprang über den Baumstamm und setzte ihm nach, das Bowiemesser kampfbereit. Schließlich hatte er den Schlächter erwischt und rammte ihm das Knie in den Rücken, während er wünschte, er wäre nicht so anmaßend sicher gewesen, wünschte, er hätte Schnellholz mitgenommen, um ihm den Rest zu geben. Er holte mit der Klinge aus und rammte sie dem Wesen in den Nacken, hart genug, um bis zur Wirbelsäule vorzudringen. Er wollte das Messer wieder herausziehen, um noch einmal zuzustechen, aber das schwarze Blut hielt die Klinge schon in der Wunde fest.
Das Wesen krauchte weiter, obwohl nur noch die Hälfte seines Körpers funktionierte.
Valentine erhob sich und trat mit dem Absatz seines Stiefels auf das Heft. Wenn er das Messer nicht herausziehen konnte, stieß er es eben weiter hinein. Er trat noch einmal zu, tanzte beinahe auf dem Griffstück. Der Schlächter
konnte nicht mehr weiterkriechen, aber sein Kopf zuckte immer noch hin und her.
Urrack … shhhar, zischte das Ding.
Valentine steckte ein neues Magazin in seine Waffe. Der Schlächter war nun nicht mehr gefährlicher als ein Regenwurm oder ein Käfer, aber er wollte ihn nicht leiden lassen. Er legte die Mündung an eines seiner Ohren und hielt den Lauf so, dass die Kugel nicht von dem Knochen gleich hinter dem Gehörgang
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