Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
fiel samt einem der Schlächter zur Seite. Ein Instinkt trieb das verwundete Pferd dazu, sich über die spindeldürre Gestalt hinwegzurollen, ehe es wieder auf die Beine kam und wild um sich trat. Als der Schlächter nach seinem Schweif greifen wollte, wurde er von den Hufen getroffen und gegen den Wagen geschleudert. Eine Hand an die Brust gepresst verschwand er keuchend in der Dunkelheit.
Auch der Dritte verschwand in dem Schneesturm, als er einen verängstigten Braunen verfolgte.
»Bleib bei den anderen«, sagte Valentine zu Ahn-Kha, der sich mit einer Schnellholzspeerspitze bereithielt. Er riss die Tür auf - und streckte die Hände in die Luft, als Jefferson herumwirbelte und mit seinem Gewehr auf ihn zielte. Die Mündung zeigte direkt zwischen seine Augen. Wieder ertönte das Klicken.
Valentine flog förmlich zu dem fressenden Schlächter. Der hörte ihn und löste den Kopf von dem Pferd, doch seine kanülenartige Zunge steckte immer noch in dem zuckenden Tier. Er schlug nach ihm. Valentine wich der heranschnellenden Klaue aus. Der Schwung, mit dem der Schlächter seinen Hieb geführt hatte, riss seine Schulter mit herum, und Valentine versenkte sein Messer in seinem Nacken, zwang ihn mit dem Gesicht voran in den Schnee, während die Zunge zurückglitt und heiße Flüssigkeit verspritzte wie ein mit Blut betriebener Rasensprenger. Er bohrte das Bowiemesser tief in den Schlächter hinein, hörte, wie seine Füße auf der Suche nach Halt über den verschneiten Boden scharrten. Das Ding versuchte, ihn abzuschütteln. Valentine zog ein Knie an, stemmte sich auf das Messer …
Der Schlächter zuckte, als sein Nervengewebe aufgeschlitzt wurde. Fünf Sekunden später war er erschlafft.
Ein Schemen - das Griffstück von Jeffersons Gewehr krachte auf den Hinterkopf des Schlächters, so hart, das Valentine den Luftzug spürte, der an seiner Nase vorüberzog. Jefferson hob die Waffe wieder hoch.
»Er ist erledigt«, sagte Valentine.
Er zog das Messer aus dem toten Schlächter, und Jefferson schlug erneut zu. »Jefferson, beruhigen Sie sich. Sie sollten lieber mal versuchen, das Gewehr zu laden. Andersherum kann man leichter damit töten.«
»Tut mir leid, Captain. Wirklich …«
Valentine achtete nicht weiter auf ihn, sondern lauschte mit harten Ohren in den Wald. Vor Jahren, als er gelernt hatte, ein Wolf zu sein, hatte ein Weltenweber seine Sinne verfeinert. Wenn er sich auf diese Sinne konzentrierte - sie härtete, um einen Ausdruck der Wölfe zu benutzen -, so konnte er Geräusche wahrnehmen, die anderen entgingen. Er hörte Zweige im Schnee brechen, irgendwo dort, wo der Schlächter, der getreten worden war, hingelaufen war. Valentine versuchte, in dem Verhalten einen Sinn zu erkennen. Sie hatten planlos angegriffen und sich auf das größte Zielobjekt gestürzt, das sie gefunden hatten. Offenbar hatten sie keinen Meister mehr; ihr Kur war vermutlich zu Tode gekommen oder außer Reichweite geflohen, und nun handelten sie rein instinktgesteuert. Der Arm des Schlächters, dem er den Hals aufgeschlitzt hatte, zuckte, und Jefferson sprang einen guten halben Meter in die Luft.
»Nur ein Reflex«, sagte Valentine.
»Sollen wir das Ding verbrennen oder irgendwas in der Art?«
»Gehen Sie wieder rein. Vergessen Sie die Pferde für den Augenblick.«
Der Texaner verschwand im Haus. Valentine legte ein neues Magazin in seine Waffe ein und tat noch ein paar
Schritte hinaus in den Garten, immer lauschend und witternd. Nichts. Nicht mal das Gefühl der Kälte, das er sonst oft verspürte, wenn Schlächter in der Nähe waren, aber seine Ohren klingelten noch von den Schüssen, und der Schnee dämpfte alle Gerüche.
Er klopfte an die Tür und ging rückwärts ins Haus, ohne dabei das Schnellholz aus den Augen zu lassen.
»Ist da hinten irgendwas?«, rief er, den Blick auf den Wald gerichtet.
»Nichts, Sir«, sagte Botun.
In der Ferne hörte er ein Pferd schreien. Der Schlächter hatte den Braunen eingeholt.
»Post«, brüllte Valentine.
»Sir?«, hörte er die Antwort durch die Kellertür.
»Ich verfolge sie. Ich pfeife zweimal, wenn ich zurückkomme. Sorgen Sie dafür, dass niemand auf mich schießt.« Valentine sah Jefferson an und zwinkerte ihm zu, was der Texaner mit einem Kopfschütteln quittierte.
»Ja, Sir«, antwortete Post.
Valentine riss ein Stück der sich abschälenden Tapete ab und wischte das harzartige Blut des Schlächters von dem Bowiemesser. Er überlegte, ob er einen Schnellholzspeer
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