Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
wie Finner und vollkommen Fremden. Während sein Blick von einem zum anderen wanderte, krampfte sich sein Magen zusammen. Der Tod der Grogs und sein Vorgehen hatten das Lager gespalten; blieb er hier, konnte das zu einem offenen Kampf führen.
Er hatte genug zerfetzte Leichen von Freunden und Anhängern hinter sich gelassen. Ein müder Teil seiner selbst hatte beschlossen, er würde einfach mit den Resten der Thunderbolt -Besatzung verschwinden. Alles, was er noch
wollte, war irgendwo ein sicheres Tal für den Winter zu finden. Im Sommer konnte er dann vielleicht versuchen, sich nach Denver durchzuschlagen. Aber er musste diesen Leuten irgendetwas sagen.
»Ich bin froh, dass Sie alle hier sind. Ich glaube … ich weiß, was Ahn-Khas Grogs widerfahren ist, war falsch. Gerade jetzt wird in der Hütte entschieden, ob sich etwas verändern soll, aber sollte es dazu kommen, würde General Martinez lediglich durch seinen Colonel Abraham ersetzt werden.«
»Der ist ein Nichtsnutz!«, ließ sich eine Frauenstimme aus der Menge vernehmen.
»Sehen Sie sich mal an, was der in der Umgebung der Wachstube toleriert«, rief eine andere Stimme.
»Schluss jetzt. Er ist Ihr vorgesetzter Offizier, und meiner auch. Wenn sich dieses Lager spaltet, dann wird es vernichtet werden. Wenn Sie unzufrieden sind … dann wird von Ihnen erwartet, dass Sie sich an Ihren Vorgesetzten wenden. Ich weiß, Sie alle haben die besten Absichten, aber wir sollten nicht den Eindruck einer Meuterei erwecken. Die Soldaten des Kommandos Süd, die ich hier vor mir sehe, haben so etwas nicht nötig. Der Prozess findet gemäß den Vorschriften des Militärrechts statt. Was immer dabei herauskommt, es ist rechtmäßig, und es ist Ihre Pflicht, das Urteil des Gerichts zu akzeptieren.«
»Sie ziehen sich zurück«, rief ein Junge am Fenster, von wo aus er die Stimmen im Wachhaus belauscht hatte.
Eine unruhige Menge, zu der auch Valentine, Ahn-Kha und all die, die sich in seinem Lager eingefunden hatten, zählten, stand in der Dunkelheit außerhalb des Wachhauses und hörte zu, als der Junge die Ereignisse im Inneren zusammenfasste. Colonel Abrahams hatte eine Gruppe berittener Soldaten um das Gerichtsgebäude herum postiert
und sie angewiesen, sich zwischen der Wachstube und den Vertretern unterschiedlicher Auffassungen aufzustellen. Eine größere Schlägerei war in Gang gekommen, nachdem jemand Ahn-Kha mit einem Stein beworfen und »Du bist der Nächste, Buckliger« gebrüllt hatte, doch sie wurde schnell beigelegt, als die Reiter in das Gemenge vordrangen.
Valentine wartete, wickelte wieder und wieder ein aufgerolltes Stück Papier auseinander, das mit einer der primitiven Druckpressen des Lagers bedruckt worden war. Er hatte es im Lager gefunden, wo es irgendjemand achtlos weggeworfen haben musste.
SOLDATEN!
Ich wende mich aus der Zelle an euch. Mir ist die Unrechtmäßigkeit der gegen mich vorgebrachten Beschuldigungen bewusst, und ich schöpfe Kraft aus eurer Anwesenheit. Ich lege mein Schicksal vertrauensvoll in Gottes Hand, denn er ist der letzte Richter, und was immer bei diesem Prozess herauskommt, ihm kann ich mich mit der Gewissheit stellen, dass ich für euch und für die Sache recht gehandelt habe. Ich vertraue darauf, dass ihr alle euch auch in dieser dunkelsten Stunde unseres Kampfes als die treuen Seelen erweisen werdet, die ihr immer wart. Zeigt euch als Ehrenmänner und fügt euch, bis ich mein Kommando zurückerhalte.
P. Martinez, General
Valentine las die Zeilen wieder und wieder. Er bewunderte die Formulierung, die mehrdeutig genug war, dem Kommando Süd nachzuweisen, dass er die Männer unter seinem Befehl aufgefordert hatte, Disziplin zu wahren und sich jenen zu fügen, die ihn festgenommen und verurteilt
hatten, doch er fragte sich, ob der letzte Satz nicht eine versteckte Drohung enthielt. Eine Interpretation von »bis ich mein Kommando zurückerhalte« wäre, dass er schlicht überzeugt war, er würde entlastet werden. Eine unschönere Auslegung wäre, dass er seinen loyalen Anhängern sagen wollte, sollte er sein Kommando nicht zurückerhalten, erwarte er von ihnen keinen Gehorsam gegenüber denjenigen, die ihn aus seinem Amt entfernt hatten.
Styachowski war am Ende brillant gewesen, zumindest nach dem, was Valentine über den Jungen mitbekommen hatte. Der Verteidiger hatte argumentiert, einen Grog zu erschießen sei so wenig ein Mord wie das Schlachten eines Maultiers und die Vorschriften zum Schutz der Soldaten des
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