Vampire Earth 4 - Saat der Nacht
schwerer machte.
»Die Familie Valentine«, sagte er und drückte die Kugel mit dem Omega gegen die Feder. Die erste, die in das Magazin wanderte, würde die letzte sein, die es wieder verließ.
»Dorian Helm, Gil, Selby, Poulos, Gator … Caroline Smalls.« Valentine sprach so stockend, als würde er in seinem Zimmer bei Vater Max knien und einen Rosenkranz beten. Er steckte das Magazin in die Waffe und zog den Schlitten zurück, um die erste Kugel in die Kammer zu befördern. Dann nahm er das Magazin wieder heraus und nahm die letzte Kugel, für die nun auch Platz war.
»Gabriella Cho«, sagte er. »Du hast gedacht, ich hätte dich vergessen, was?« Er blinzelte gegen die Feuchtigkeit in seinen Augen an. Das Magazin glitt zurück in die Waffe, und er überprüfte, ob er sie ordnungsgemäß gesichert hatte. Mit einer Automatik herumzuhantieren, in deren Kammer bereits eine Patrone lag, konnte ziemlich gefährlich sein. Er legte die Waffe nieder und bewunderte die schlichten Linien. Dann steckte er sie zurück ins Halfter. Das Halfter war hässlich, ein mit Segeltuch überzogenes Etwas, das sich von innen anfühlte wie Plastik. TMMP stand auf der Außenseite.
Valentine schaltete das Licht aus. Zeit verging. Dann stand Ahn-Kha in der Tür.
»Mein David, die Männer erwachen. Die Lagebesprechung ist in zwei Stunden. Es wäre das Beste, wenn wir jetzt etwas essen.«
»Komme.«
Valentine legte seinen Waffengurt an. Ahn-Khas Ohren richteten sich überrascht auf, als Valentine die Zeltklappe öffnete.
»Du bist noch nicht rasiert, mein David? Das passt gar nicht zu dir.«
»Du hast Recht, alter Gaul. Gehen wir zum Waschbecken, ehe wir frühstücken.«
Post war bereits auf und rasierte sich an einer Waschschüssel. Valentine nahm sich ebenfalls eine Schüssel, füllte sie am Hahn mit Wasser und ging zu einer der Scherben eines größeren Spiegels, die die Männer nutzten, wenn sie sich rasieren oder die Zähne putzen wollten. Valentine tauchte für einen Moment den Kopf in die Schüssel, um die Spinnweben aus seinem Gehirn zu vertreiben. Dann rasierte er sich am ganzen Kopf.
»Mein David, ist alles in Ordnung?«
»Alles bestens, mein Freund.«
»Du musst dir keine Vorwürfe machen«, sagte Ahn-Kha. »Du konntest nichts am Lauf der Dinge ändern. Narcisse hat mit den Smalls gesprochen. Sie haben es verstanden.«
Post beobachtete sie einen Moment, ehe er den Offizierswaschraum verließ. Valentine war froh darüber; er war nicht in Stimmung, sich von ihm bemitleiden zu lassen.
Ahn-Kha sah nach, ob sie wirklich allein waren, ehe er fortfuhr: »Du hast nicht gut geschlafen, und du isst fast nichts.«
»Wir haben heute eine Lagebesprechung. Darum sollten wir uns kümmern. Zieh dir ein Zelt über oder so. Ich möchte nicht in die Verlegenheit kommen, einen meiner besten Männer im Lendenschurz zu präsentieren.«
»Sag mir, was deine Seele so im Griff hält.«
»Zum Teufel, Ahn-Kha, es geht voran. Die Männer sind bewaffnet. Frische Kleider, gutes Essen, sie werden von Tag zu Tag kräftiger, und das alles verdanken wir Konsul Solon. Gerüchten zufolge werden wir in ein paar Wochen über den Fluss setzen. Wenn wir erst an der Front sind …« Den Rest ließ er unausgesprochen.
»Du verfolgst andere Ziele.«
»Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
Er brachte Styachowski ihr Frühstück, als die Männer herauskamen. Sergeants kontrollierten, ob ihre Waffen glänzten und die Schuhe sauber waren. Styachowski hatte sich in ihrem Zelt nützlich gemacht und Papierkram erledigt, da sie sich ohne ihre Krücke noch wochenlang nicht würde von der Stelle bewegen können. Ihr Gips war ein einziges Durcheinander aus blauen und schwarzen Unterschriften und guten Wünschen.
»Glauben Sie, Sie können zur Lagebesprechung raushumpeln?«, fragte Valentine.
»Ich schätze schon.«
»Ich möchte Sie als meine stellvertretende Kommandantin vorstellen.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich war nie Frontoffizier. Der einzige Einsatz, den ich mitgemacht habe, war der große Rückzug.«
»Theoretisch sind Sie ranghöher als Post, und Sie kennen sich hier besser aus. Sie sind mit den Ozarks vertraut. Er nicht.«
»Weiß er schon von Ihrem Entschluss?«
»Er hat es selbst vorgeschlagen. Er will Sie auch an der Spitze der Truppen sehen.«
»Tja, die Kommandeursuniform, die man mir gegeben hat, ist noch nie getragen worden. Ich wollte das Hosenbein nicht dem Gips opfern. Lust, ein bisschen mit der Schere zu
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