Vampire Earth 5 - Verräterblut
dem großen, weiß gefliesten Raum das Licht einschaltete. Ein schwerer Edelstahltisch wie aus einem Autopsieraum beherrschte die Mitte des Raums.
»Es ist nicht angemessen, ihn in einer Tierarztpraxis zu behandeln«, sagte Valentine.
»Ich habe Erfahrung mit der Betäubung großer Tiere. Und ich fühle mich wohl in ihrer Nähe. Ich weiß, Sie sind besorgt, aber hier ist er in besseren Händen als drüben im Hauptgebäude. Die klatschen nur Verbände auf die Wunden und schicken die Leute weiter in die Heilanstalt in Columbus. Okay, Ahnke, auf den Tisch. Würdest du dich hinlegen? Dann komme ich besser an dich dran. Hattest du je Probleme mit Schmerzmedikamenten?«
»Ich habe bisher nur Laudanum probiert«, sagte Ahn-Kha.
»Das hier ist besser. Es nimmt den Schmerz.« Sie öffnete einen Schrank und nahm eine Packung Tabletten heraus, von denen sie sich drei in die Handfläche schüttete. Dann schenkte sie Ahn-Kha eine Tasse Wasser ein. »Pepsa!«, rief sie. »Das Operationsbesteck für Schussverletzungen.«
Ahn-Kha schluckte die Tabletten.
Eine füllige Frau in blauer Baumwollkleidung brachte Boothe ein Tablett voller Instrumente. Valentine erkannte
ein Endoskop und ein paar kleine Pinzetten. Die Ärztin nahm Ahn-Kha die Verbände ab.
»Pepsa, sieh dir den Beinwurmreiter an«, sagte Boothe. »Er hat ein paar Schnittwunden an der Hand. Es sei denn, Sie wollen nicht von einer Tierarztassistentin behandelt werden.«
»Ich bleibe gern bei meinem Clanbruder.«
Pepsa deutete auf eine Ecke des Raums, und Valentine setzte sich auf den ihm zugewiesenen Platz. Sie ergriff seine Hand und untersuchte die selbst beigebrachten Verletzungen. Dann holte sie eine Flasche und ein paar Wattebäusche.
»Tut das weh?«, fragte Boothe Ahn-Kha, als sie die Wunde an seinem Hals reinigte.
»Die macht mir keine Sorgen.«
»Um Ihren Bauch kümmern wir uns gleich. Halswunden machen mir nämlich immer Sorgen.«
»Er hat ziemlich viel Hals«, gab Valentine zu bedenken.
»Das muss ja eine böse Rauferei gewesen sein. Da sind Pulverspuren.«
»Wir sind in das falsche Zimmer gegangen«, sagte Valentine.
»Ist das in Kentucky passiert?«
»Ja, vor ein paar Stunden.«
»So, so. Ich kann das Schießpulver sogar noch riechen, Kugelsicherer. Ihr zwei habt nicht zufällig getrunken und Streit angefangen oder so was?«
Pepsa versorgte Valentines Wunden professionell und ohne ein Wort zu verlieren. Als sie fertig war, hatte die Ärztin eine Lampe an Ahn-Khas Bauch herangezogen und war dabei, ihm gleich über der Wunde eine Spritze zu setzen.
»Du hast eine Menge Muskeln rund um den Bauch, mein Freund«, sagte Boothe und tastete ihn ab, worauf
Ahn-Kha zischend Atem holte. »Aha. Ich glaube, über eine Bauchfellentzündung müssen wir uns keine Gedanken machen, aber ich möchte nicht ohne Röntgenbild herumkramen.«
In Xanadu herrschte kein Mangel an medizinischem Gerät.
»Ist Pepsa ein Spitzname?«, fragte Valentine, als die Schwester seine Hand losließ. Sie nickte.
»Pepsa ist stumm, Tar. Bist du fertig, Mädchen? Dann hol die Vordrucke. Schreiben Sie rein, was immer Sie wollen, Kugelsicherer. Danach unterhalten wir uns.«
Valentine mochte die Ärztin. Ihr sorgsamer Umgang mit Ahn-Kha beeindruckte ihn. Und auch die Tatsache, dass sie offenbar einer Stummen einen verantwortungsvollen Posten gab in einem Land, in dem Behinderungen üblicherweise in die Fänge eines Schlächters führten.
Pepsa brachte Valentine in einen Pausenraum. Eine viertelvolle Kanne Kaffee - Valentines Nase zufolge echter Kaffee - stand dampfend auf der Wärmeplatte einer Kaffeemaschine auf dem Tisch. Darüber hing ein Plakat mit der Aufschrift: »HERBSTBLUTSPENDEAKTION! Sie bluten für euch - nun könnt ihr für sie bluten! Jeder Liter Blut nimmt an der Verlosung einer Reise zu den Niagarafällen teil.« Valentine füllte die Formulare aus, ließ aber das meiste frei - beispielsweise das Feld für den elfstelligen Ordnance-Sicherheitscode, der mehr Platz beanspruchte als für den Namen vorgesehen war.
Die Tierärztin kam herein, setzte sich und rieb sich die Augen. »Das Kalben letzte Nacht und jetzt noch Ihr Grog. Er wird wieder gesund, aber ich muss operieren.«
»Wird es eine schwere Operation?«
»Das Schlimmste wird sein, durch die vielen Muskelschichten durchzukommen. Aber, nein. Kentucky, da Sie nicht zur Ordnance gehören, müssen Sie für diese Dienstleistungen
bezahlen, aber es ist nicht teuer. Wie viel haben Sie?«
»Nicht viel.«
Sie starrte
Weitere Kostenlose Bücher