Vampire Earth 5 - Verräterblut
seines grauen Haares zwischen Daumen und Zeigefinger. An seinem Hemd hing eine Anstecknadel mit dem Schriftzug: ICH HABE MEINEN LITER GESPENDET. »Wenn es einen Haken gibt, dann hat er mich noch nicht erwischt.«
»Muss ich einen Vertrag unterschreiben oder so was?«
»Ohio boomt. Heutzutage ist es nicht leicht, verlässliche Männer aufzutreiben; jeder will in der Stadt mit all ihren Lichtern arbeiten. Ihr Kentucky-Burschen seid nicht so scharf auf Tanzschuppen und Rambazamba. Über Verträge müssen Sie sich keine Gedanken machen. Sie können aufhören, wann immer Sie wollen. Ihre Clankameraden können Sie auch vergessen. In Kentucky ist niemand in der Lage, sich der Ordnance in den Weg zu stellen. Bleiben Sie wenigstens noch über das Wochenende. Samstag ist nur ein halber Tag, und es gibt eine Tanzveranstaltung im NUC-Saal in der Stadt. Die Kirche bringt ein paar heiratswütige Frauen aus Cleveland her, und das Bier kommt aus Milwaukee, falls Sie eine Vorliebe für dieses Gift haben.« Michiger pochte auf den Tisch, während er seine Argumente vorbrachte, und mit jedem Pochen rückte sein Finger näher an Valentine heran, als wollte er ihn in eine Ecke drängen, damit er Ja sagte. »Ist doch auf jeden Fall
eine tolle Art, Ihre Woche bei uns zu beenden - also, was sagen Sie?«
»Ich sage: gern.«
Ahn-Kha sah zu, wie er sich für den Tanzabend zurechtmachte - unten Leder, oben das frisch gewaschene, blaue Batistarbeitshemd -, und beschied sich mit einem einzigen Rat: »Lass die Finger vom Alkohol. Doktor Boothe sagt, Michiver rührt keinen Tropfen an.«
Valentine wünschte, er hätte etwas anderes als seine Arbeitsstiefel für seine Füße. »Ich bin mehr daran interessiert, mich mit den Sicherheitsleuten anzufreunden. Eine gute Sache gibt es hier: Abgesehen von den Leuten, die in den diversen Abteilungen das Sagen haben, und dieser Tierarztassistentin hat anscheinend niemand länger als ein oder zwei Jahre hier gearbeitet. Außer meinem Freund Michiver.«
Ahn-Kha dachte kurz darüber nach. »Vielleicht wird man entweder befördert oder turnusmäßig ausgewechselt.«
»Ich bekomme langsam das Gefühl, Michivers Angebot ist ein zappelnder rosaroter Wurm im Maul einer sehr großen Schnappschildkröte.«
»Das gibt uns Gelegenheit, einen Blick in die Kehle der Schildkröte zu werfen, mein David.«
Valentine stand vor den Arbeiterquartieren, etwas abseits der Menge der dienstfreien Hilfsarbeiter und Hauswirtschaftskräfte, die auf die Busse in die Stadt warteten. Er hielt eine letzte Flasche noch versiegelten Bulletproof Bourbons in einer schlichten Papiertüte im Arm. Er musterte die Leute, die darauf warteten, dass der Tanzabend anfing. Ein paar ließen eine silberne Flasche herumgehen, einige mehr rauchten. Die Frauen trugen einen goldfarbenen,
metallisch schimmernden Lidschatten zu einem schweren, schwarzen Lidstrich. Das schien derzeit in Ohio große Mode zu sein.
Ein Dutzend Sicherheitsbedienstete warteten gemeinsam in einer Reihe vor der Mauer wie Schulkinder, die sich zu erwachsen fühlten, um draußen auf dem Spielplatz herumzutollen.
Doktor Boothe fuhr in ihrem Wagen vorbei - ein elektrisches Golfmobil, so aufgemotzt, dass es für dieses Hinterland taugte. Sie benutzte es, um auf Xanadus Ländereien, die sich über den ganzen Horizont zogen, von einem Tier zum Nächsten zu kommen. Einen Moment blickte sie Valentine an, dann ergriff sie ihre Instrumententaschen und ging in die Tierklinik.
Drei Busse fuhren sie in die Stadt am Fluss. Valentine schaffte es, einen Platz neben einem der Sicherheitsbediensteten zu ergattern, aber der starrte während der halbstündigen Fahrt entweder aus dem Fenster oder unterhielt sich mit den beiden Gleichgestellten, die direkt vor ihm saßen. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem NUC-Saal mehr oder weniger um eine Kathedrale mit angeschlossener Schule; der Tanz fand zwischen den hoch an der Wand hängenden Basketballkörben einer ehemaligen Turnhalle statt. Eine Bühne war auf einer Seite der Halle aufgebaut worden.
Rote und blaue Girlanden bildeten einen Baldachin gleich unter der Decke und schmückten zudem die Tische mit den Erfrischungen - bereitgestellt von der Jungen Avantgarde Ohio, Ausführungstrupp Nr. 415, wie ein Schild und ein Krug für Spendengelder verrieten. Ein junges Mädchen, dessen Augen so leuchteten, als hätte es Amphetamine genommen, dankte ihm für seine Fünf-Dollar-Spende und bot ihm ein Pamphlet im Vierfarbdruck an.
DIE
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