Vampire Earth 5 - Verräterblut
gesehen.
»Sie sehen scharf aus, Doc P«, sagte der Sicherheitsbedienstete, der Valentine gerade als Wurmmann bezeichnet hatte.
Die Frau legte den Kopf schief und zog eine Braue hoch. Selbst Valentine, der um dreißig Grad von ihrer Blickrichtung entfernt war, lief ein kalter Schauer über den Rücken.
»Kommt mit«, sagte Schnauzbart und zerrte seine Kameraden weg.
»Wie ist dein Name?«
»Tar. Tar Ayoob.«
»Tar. Hört sich an wie Teer.«
»Es ist die Kurzform von Tarquin«, sagte Valentine.
Sie nahm die Schuhe in die Handtaschenhand. »Fran Paoli. Ich arbeite auch oben in Xanadu.«
»Mir gefällt es da immer besser«, entgegnete Valentine und schüttelte die dargebotene Hand. Sie lachte milde.
Valentine zeigte ihr die Flasche.
»Ich glaube, das ist echter Kentucky Bourbon«, sagte sie.
»Lust auf ein Schlückchen?«, fragte Valentine.
»Mit Wasser«, sagte sie. »Ungefähr fünf Kubikzentimeter.«
»Wie viel ist das?«
»Ein Schnapsglas.«
Als Valentine mit zwei Plastikbechern mit viel Eis und wenig Wasser von dem Tisch mit den Erfrischungen zurückkehrte, stand sie neben einem mit Papier überzogenen Tisch, der mit Ballons mit dem Schriftzug »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag« geschmückt war.
Valentine stellte die Becher ab und rückte ihr einen Stuhl zurecht. »Warum haben Sie die Schuhe ausgezogen?«, fragte er.
»Dann kann ich mich besser anschleichen. Außerdem finde ich, es macht sexy.«
Es macht dich auch fünf Zentimeter kleiner als mich, dachte Valentine. »Ich wusste nicht, dass auch Ärzte hier sein werden.«
»Mehr werden auch nicht kommen. Oriana und ich sind zum Fluss runtergegangen, um ein bisschen einzukaufen.«
»Und Sie konnten der Musik und der Dekoration nicht widerstehen?« Valentine reichte ihr den Drink. Sie nippte daran.
Fran ließ den Bourbon auf ihrer Zunge kreisen und schluckte. »Nein. Ich wollte Sie kennenlernen.«
»Sie nehmen kein Blatt vor den Mund.«
Als der Bourbon seine Wirkung entfaltete, blickte sie auf. »Wow, das ist eine Reise in die Vergangenheit. Ich
habe eine Weile in einem Feldlazarett unten in Ihrer Gegend gearbeitet.«
»Sie wollten mich kennenlernen?«, hakte Valentine nach.
»Wenn man ein paar Jährchen mehr … ach … nennen wir es Lebenserfahrung gesammelt hat, verliert man allmählich die Geduld für Ablenkungsmanöver.«
Valentine sah weitere Uniformierte hereinkommen. Die ersten Paare betraten die Tanzfläche und gaben einen seltsamen Tanz zum Besten, der aus schnellen Vorwärts-und Rückwärtsschritten bestand, bei denen stets in irgendeiner Form Körperkontakt bestand. Von der Hand über den Arm zur Schulter und weiter zum Hintern und wieder zurück zur Hand. Er kam sich vor wie ein vergammelter Hinterwäldler beim Kotillon.
Guter Gott, Ali ist hier.
Sie trug einen einfachen Wollrock und eine gelbe Bluse, die mit ihrer Weiblichkeit kokettierte und gut zu ihrem flammend roten Haar passte. Lippenstift und Augen-Make-up hatten einen ihrer seltenen Auftritte auf ihrem Gesicht. Ein Soldat, der aussah wie ein Ringer mit Jockeybeinen, stellte sie einem der Kirchenmänner vor. Valentine fragte sich, ob er einen vernarrten Jungen vor sich sah oder einen toten Mann.
»Möchten Sie tanzen?«, fragte Valentine.
»Sie sehen nicht wie ein Slinky-Slide-Typ aus.«
»So heißt dieser Tanz?«
»So hieß er jedenfalls, als man ihn vor zehn Jahren in New York getanzt hat. Nur Gott weiß, wie man ihn hier draußen nennen mag.« Ihre schmalen Lippen verzogen sich zu einer Grimasse, die man durchaus als grausam bezeichnen konnte.
Valentine kostete einen winzigen Schluck Bourbon, gerade genug, um sich die Lippen zu benetzen und den Anschein
zu erwecken, er würde trinken. »Also, woher wussten Sie, dass Sie mich kennenlernen wollen?«
»Mondrakete.«
»Ist das auch etwas aus New York?«
»Nein.« Sie lachte, dieses Mal etwas herzlicher. »Waren Sie schon einmal in den Grands?«
»In den vier großen Gebäuden? Nein.«
»Ich habe meine eigene Ecke im Grand East. Im obersten Stock.« Sie sagte es, als erwartete sie, dass er sich beeindruckt zeigte. »Wohnung und Büro. Und ich habe ein nettes kleines Fernglas. Ich und ein paar Schwestern sind dafür bekannt, dass wir in unseren Kaffeepausen die Hilfsarbeiter unter die Lupe nehmen. Einen besonders attraktiven Mann nennen wir ›Mondrakete‹. Wir sind selten einer Meinung, aber Sie haben fünf von fünf Stimmen bekommen. Das Haar hat sogar Oriana überzeugt, und sie bewertet
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