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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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ich zumindest weniger zapplig sein. Leider gab es nirgends »heiße Aussichten«. Zoes blutleerer Sohn oder Cormac kamen nicht einmal für eine Sekunde in Betracht. Und ganz gewiss würde ich nicht in eine Bar gehen und darauf warten, dass mich einer abschleppte. Das war nicht mein Stil. Also musste ich mich wieder in den Griff bekommen und etwas finden, um mich abzulenken. Das Erste, was mir in den Sinn kam, war, ein Taxi zu Bonaventures Adresse zu nehmen, um die Gegend unauffällig zu erkunden. Ich fand, das war eine großartige Idee und eine gute Vorbereitung für den nächsten Tag. Ich zog den Umschlag aus meiner Tasche und suchte die Adresse heraus: Vierundsiebzigste Straße, Ecke Park Avenue.
     
    Das Haus, in dem Bonaventure wohnte, sah aus wie alle anderen an der Park Avenue: ein solides Steingebäude mit rötlich brauner Eingangsmarkise und livriertem Portier. Alles roch nach Geld. Ich stieg aus dem Taxi und lief an dem Gebäude vorbei. Ein rascher Blick darauf hatte mir genügt. Es war ein schmaler Bau, wahrscheinlich mit einer einzigen Wohnung in jeder Etage. Durch die geöffnete Eingangstür hatte ich ein Schmuckkästchen von Empfangshalle erspäht, goldglitzernd, an der Decke ein Lüster aus Kristall, einen eleganten Tisch, im Stil Louis XIV ., darauf ein Telefon. Am anderen Ende ein einzelner Lift. Nahe dem Eingang stand der Portier in schicker grauer Uniform, ein älterer Mann, der mit dem Handy telefonierte. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, lief ich zügig vor bis zur Straßenecke und überquerte die Park Avenue. Anschließend wanderte ich einen Block in Richtung Westen zur Madison, in der Hoffnung, dort auf einen noch geöffneten Lebensmittelladen zu stoßen. Ich war zwar nicht hungrig, hatte aber Durst und brauchte eine Flasche Wasser. Abgesehen davon war ich noch immer zu aufgedreht, um nach Hause zu gehen.
    Wie viele andere Frauen auch betrachte ich, wenn ich an Läden entlanglaufe, heimlich mein Spiegelbild in den Schaufensterscheiben. Es gibt ein weitverbreitetes Ammenmärchen, nach dem Vampire keine Spiegelbilder werfen. Das ist Unsinn. Lediglich Gespenster werden nicht gespiegelt, denn sie bestehen nur aus Ektoplasma und Geist, und ohne Körper lässt sich nun mal nichts spiegeln. Wir Vampire dagegen sind so gegenständlich wie Fleisch und Blut. Wir
sind
aus Fleisch und Blut. Das wäre eine schöne Bescherung gewesen, wenn ich mich in den vergangenen fünfhundert Jahren, ohne mich sehen zu können, hätte schminken müssen. Ich brauche einen Spiegel, wenn ich Make-up auflege und mich frisiere. Und von meiner Eitelkeit mal abgesehen, hätte man mich längst gefasst oder, genauer gesagt, durchbohrt, wenn ich beim Passieren eines Spiegels dort nicht zu erkennen gewesen wäre. Aber wenn die Leute – selbst sogenannte Experten – glauben wollen, Vampire seien bar jeder Substanz oder verhinderten mit Hilfe ihrer Zauberkraft, dass man sie im Spiegel erblickt, ist mir das nur recht, denn derartige Ansichten sind mehr als einmal meine Rettung gewesen.
    An diesem Abend war ich so angetan von meiner Bräune, dass ich regelrecht über die Madison Avenue stolzierte. Sobald ich hinter einer Schaufensterauslage eine Spiegelwand entdeckte und mich in meiner ganzen Pracht bewundern konnte, war ich baff. Vor dem Laden eines Juweliers blieb ich stehen, weil sich hinter den ausgestellten Stücken ein mannshoher Spiegel befand. Ich konnte nicht fassen, wie gut ich aussah, wie gesund ohne die ewige Blässe. Die Zeilen, die Sir John Suckling geschrieben hatte, kamen mir in den Sinn.
Warum so blass und matt, mein Herz, warum solch bleiche Miene?
Damit hatte ich nichts mehr zu schaffen. Bei meinem Anblick dachte man an freie Natur, frische Luft und einen Menschen in bester Verfassung.
    Zweifellos war ich deshalb abgelenkt und bemerkte den Mann, der von hinten kam, erst, als es zu spät war.

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    Kapitel 4
    Etwas, das wie ein gutes Angebot aussieht,
    könnte sich als Gegenteil erweisen.
     
    Weissagung auf dem Zettel eines Glückskekses
     
     
    D er Lauf einer Waffe wurde in meinen Rücken gestoßen, und ich stand wie gelähmt. Eine starke Hand packte meinen Oberarm und zog mich an eine Brust. Dicht an meinem Ohr sagte eine Stimme: »Lassen Sie Bonaventure zufrieden. Der gehört mir.«
    Mein Herz raste, doch ich rührte mich nicht und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. »Wie war das? Was haben Sie gesagt?«
    »Tun Sie nicht so. Ich bin Ihnen gefolgt. Sie sind eine von Js Leuten.«
    Adrenalin rauschte

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