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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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und eine umfangreiche Sammlung afrikanischer Kunst, wie sie zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in Europa Mode war. Picasso, Matisse, die Fauves – sie alle wurden davon inspiriert. Aus dieser Zeit stammt meine Erfahrung. Dann kam der Krieg, wir verloren unser Geschäft, und ein Teil meiner Familie zog in die Schweiz. Die Nazi-Oberen rafften alles an sich, was sie für ihre Privatsammlungen haben wollten, und außer ihnen besaß niemand genügend Geld, um solche Luxusgüter zu erwerben. Als ich dann von der Stammeskunst im Westpazifik hörte, dachte ich – zu Recht, wie sich herausstellte –, dass auch sie eines Tages Anklang finden könnte.
    Nach dem Krieg reiste ich zu den pazifischen Inseln und begann die Kunst jener Ureinwohner zu kaufen und nach New York zu senden. Meist waren es Geistergestalten, Jagdzauber, Schilde, gewebte Masken und Masken aus Yamswurzeln. Sie waren und sind von großer Schönheit und ebenso großem Interesse. Na, vorrangig wohl von Interesse. Im Laufe der Zeit freundete ich mich mit einigen der Stammesführer an, auch mit den Kopfjägern von West-Papua, bei denen ich häufig wohnte. Sie mochten mich. Ich konnte kommen und gehen, wie ich wollte, aber ganz ungefährlich war das natürlich nicht. Mitunter stand mein Leben auf Messers Schneide. Vielleicht wissen Sie noch, dass Michael Rockefeller, der Sohn von Nelson Rockefeller, nach einem Besuch bei den Asmat verschwand. Offiziell hieß es, er sei ertrunken, und seine Familie zog es auch vor, an diese Version zu glauben … Aber solche Geschichten sollte ich vielleicht doch lieber für ein anderes Mal aufheben.«
    Mit tiefem Seufzer zog Mr.Schneibel ein Taschentuch hervor und betupfte sich die Stirn. Anschließend schnäuzte er sich vernehmlich, steckte das Tuch zurück und fuhr fort: »Später habe ich mich in New York niedergelassen und wurde Bürger der Vereinigten Staaten. Dank meines Hintergrundes machte man mich zu einer Art Verbindungsmann für die Geheimdienste dieses Landes. Anfänglich hatte ich es nur mit dem OSS zu tun, danach kamen andere hinzu, aber da jede Dienststelle mit einem eigenen Stab operiert, wurde es auch komplizierter. Kurz und gut, ich stehe schon seit einer Weile im Dienst der Regierung. Vor nicht allzu langer Zeit lieferten meine Kontakte in Malaysia und auf den Philippinen mir Informationen, die ich weitergegeben habe. Aber ich bin alt und werde müde. Mit Bonaventure kann ich es nicht mehr aufnehmen. Der Mann ist ein Teufel, aalglatt und außerdem Russe. Ein Deutscher wäre für ihn automatisch ein Gegner. Dazu kommen die Träume, die ich in der letzten Zeit hatte … aber lassen wir das.« Mr.Schneibel schwieg für einen Moment. »Ich spüre, dass mein Ende naht. Doch was soll’s? Mit Ausnahme meines kleinen Freundes Gunther wird mich wohl kaum jemand vermissen. Der Tod ist unausweichlich, Miss Urban. Eines Tages muss jeder sterben.«
    Nicht jeder,
dachte ich, erwiderte jedoch nichts.
     
    Ich schaffte es, um halb acht bei Bonaventure zu sein, aber es war knapp gewesen, denn von Schneibels Galerie aus hatte ich mir ein Taxi für die Strecke hoch nach Manhattan genommen. Schon in der Galerie hatten mir von den Stiefeln die Füße wehgetan, und die Vorstellung, damit noch U-Bahn-Treppen rauf- und runterzulaufen, war nicht nach meinem Sinn. Also stieg ich in ein Taxi und blieb prompt in dem unberechenbaren Verkehr von Manhattan stecken. Auf der Fahrt machte ich Atemübungen, um mich vom Schlingern und Rucken des Wagens abzulenken, und bereitete mich im Geiste auf die anstehende Begegnung vor. Ich nahm nicht an, dass ich körperlich in Gefahr geraten würde, hatte jedoch Angst, meinem Auftrag nicht gerecht zu werden oder, falls man mich entlarvte, jemanden zu töten. Und das wäre nicht gut gewesen. Mein Karma ist schon angeschlagen. Sollte ich tatsächlich einmal sterben und anschließend wiedergeboren werden, stünde mir wohl ein elendes Leben voller Buße und Leid bevor.
    Als ich das Haus an der Vierundsiebzigsten Straße erreicht hatte, wurde ich von dem weiß behandschuhten Portier durch die Eingangshalle zu dem vogelkäfigartigen Messinglift geführt. Beflissen hielt er die Tür auf, drückte den Knopf für das Penthouse und schloss die Tür dann hinter mir. Ich hatte gemischte Gefühle, während ich langsam nach oben fuhr, und stellte fest, dass sich unter meiner Aufregung auch Angst verbarg. Immerhin lag vor mir etwas Unbekanntes, dessen Ereignisse ich zwar beeinflussen, jedoch nicht kontrollieren

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