Vampire küssen besser
Anerkennung. »Ich habe ein Portfolio dabei. Es enthält die Stücke, von denen Mr.Schneibel glaubt, dass sie Ihr Interesse finden könnten.«
»Na schön. Aber eigentlich möchte ich mir die Sammlung lieber selbst einmal anschauen.«
»Das ist verständlich. Doch wie Sie wissen, macht Mr.Schneibel seine Objekte so gut wie nie zugänglich. Bei Kuratoren oder Kunstforschern mag es hin und wieder eine Ausnahme geben, aber auch das geschieht nur in den seltensten Fällen. Auf dem offenen Markt wurden seine Stücke bisher kein einziges Mal angeboten.«
»Und doch hat er welche verkauft.«
»Zugegeben. Aber mehr darf ich dazu nicht sagen. Die Käufer sind anonym und möchten es auch bleiben.«
»Soll ich Ihnen erzählen, wie ich von der Schneibelschen Sammlung erfahren habe? Einmal habe ich bei einem Geschäftsfreund eine der größeren Statuen entdeckt. Sehr eindrucksvoll. Übertraf alles, was ich besaß, und meine Sammlung ist bestimmt nicht die kleinste. Woher er sie hatte, wollte der Geschäftsfreund mir zuerst nicht sagen. Ich musste ihm ein wenig zureden, bis er sich anders besann. Nach weiterem Zureden brachte ich ihn sogar dazu, mir die Statue zu verkaufen. Ein Segen, dass ich weiß, wie man die richtigen Worte findet.« Während seiner kleinen Rede ließ Bonventure ungeniert seinen Blick über mich wandern. Was für ein ungehobelter Klotz! Ich verzog keine Miene, sondern blickte geradewegs in seine gelblichen Dämonenaugen. Für einen Moment trat daraufhin ein seltsamer Ausdruck in sein Gesicht, als hätte er etwas entdeckt. Mein Herz verkrampfte sich, während ich überlegte, was er in meinen Augen gesehen haben könnte. Ich wiederum hatte das Unmenschliche in den seinen erkannt. Es war gepaart mit einer so dunklen Kraft, dass sie nur den Tiefen der Hölle entstammen konnte. Eins stand für mich fest: Bonaventures Lieblingsmahlzeit war das Böse, und er verspeiste es mit Genuss.
Der Nachgeschmack des Kaviars wurde mir plötzlich bitter im Mund. Ich trank einen Schluck Mineralwasser und überreichte Bonaventure die Fotomappe. Höchste Zeit, zur Sache zu kommen. »Warum schauen Sie sich die Stücke nicht an? Bis Montag lässt Mr.Schneibel Ihnen Zeit, sich für eins oder mehrere zu entscheiden. Ihr Angebot schreiben Sie bitte auf die Rückseite des entsprechenden Fotos. Der Betrag sollte jedoch nicht unter einer Million Dollar liegen. Pro Stück. Wie Sie wissen, legt Mr.Schneibel es nicht darauf an zu verkaufen. Ich fürchte, unterhalb dieser Preisgrenze wäre deshalb selbst das beste Zureden vergebens.«
»Mir wäre lieber, Mr.Schneibel würde mir rundheraus sagen, wie viel er will.«
»Nun,
ihm
ist es anders lieber.«
»Bevor ich ein Angebot abgebe, möchte ich mir die Stücke ansehen«, maulte Bonaventure. »Zumal wenn es um solche Summen geht.« Er sah die einzelnen Aufnahmen durch. Dann und wann hielt er inne. »Das dürften fünfzehn Fotos sein.«
»Es sind sechzehn. Natürlich gibt es nicht viele Menschen, die sich den Kauf dieser Stücke leisten können. Sie zählen zu den wenigen, die über ihren wahren Wert im Bilde sind. Objekte wie diese gibt es sonst nirgends, nicht einmal mehr in Neuguinea. Mr.Schneibel ist der alleinige Besitzer, und das seit vierzig Jahren. Sie haben sein Angebot vernommen und können es ablehnen oder akzeptieren. Die Stücke sehen Sie nach dem Kauf.«
»Also bitte! Von so etwas habe ich ja noch nie gehört.«
»Das mag sein, aber so ist es nun einmal«, erklärte ich ungerührt. »Das ist die Art, in der Mr.Schneibel seine Geschäfte macht. Er garantiert, dass die Stücke authentisch sind und den Fotografien entsprechen. Sie kennen seinen Ruf auf diesem Gebiet, und deshalb würde ich Sie bitten, diesen nicht noch einmal in Frage zu stellen.«
Auf Bonaventures Hals breitete sich leichte Röte aus. Offenbar war er es nicht gewohnt, dass andere ihm Vorschriften machten. Erst recht keine Frau.
Doch bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, ertönte an der Tür ein dringliches Klopfen. Gleich darauf streckte Tanya den Kopf herein. »Entschuldigen Sie, Herr, aber es gibt ein Problem mit …« Die Tür flog auf und schlug gegen die Wand.
»Ich kann selbst für mich reden, Tanya.« Im Türrahmen stand eine attraktive junge Frau im Satinnachthemd und hielt eine weiße Katze im Arm. Das lange Haar fiel über ihre Schultern, golden wie reifes Getreide. Die Frau war dünn, beinahe zerbrechlich. Wahrscheinlich hätte sie noch besser ausgesehen, wenn ihre Wimperntusche nicht
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