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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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Groß, kraftvoll und geschmeidig bewegte er sich wie ein Tiger auf Beutejagd. Auch die Rolle der Befehlsperson kam mir in den Sinn. Darius war das geborene Alphatier, ein Rudelführer, ohne großspurig zu sein, selbstbewusst und voller Energie, ein Mann, der einen Raum nicht betrat, sondern eroberte.
    Im Speisesaal des Hotels kam uns der Oberkellner entgegengeeilt, sprach Darius mit Sir an und nahm mir den Mantel ab. Gleich darauf wurde uns ein freier Tisch zugeteilt, an dem der nächste Kellner erschien, um unsere Getränkewünsche entgegenzunehmen. Darius bestellte einen Scotch, Single Malt, ich ein Mineralwasser. Ich beschloss, bei Mineralwasser zu bleiben, schließlich war ich schon stocknüchtern in Gefahr, die Kontrolle über mich zu verlieren. Und im Moment kostete es mich all meine Willenskraft, die Gedanken an ein paar schöne Schlucke Blut zu unterdrücken. Ließe ich dem Vampir in mir die Zügel schießen, würde ich alles ruinieren. Im schlimmsten Fall … nein, an den schlimmsten Fall wollte ich nicht denken. Diesen Weg hatte ich mir geschworen nie mehr zu gehen.
    Also konzentrierte ich mich auf das sanfte Ambiente des Raumes, den weichen Schimmer des Kerzenlichts, den glänzenden Brokat, und sagte mir, dass ich allen Grund hatte, mich wohlzufühlen. Darius nahm meine Hand und rieb abwesend mit dem Daumen über meine Knöchel. Es war, als hätte man mich mit einem elektrischen Draht berührt. Nach einem kurzen Lächeln ließ er meine Hand sinken und schien darauf zu warten, dass ich das Wort ergriff. Sicher wollte er wissen, was sich in der Wohnung von Bonaventure abgespielt hatte, aber ich war noch nicht bereit für geschäftliche Dinge. Also schwiegen wir, so lange, bis die Stille unbehaglich wurde.
    Als die Getränke kamen, atmete ich auf. Der Kellner fragte nach, ob wir bestellen wollten. Aus einem Impuls heraus, bat ich um ein kurzgebratenes Steak und hoffte, meinen Blutdurst damit wenigstens ein bisschen lindern zu können. Darius hob eine Braue. »Ich dachte, du isst kein Fleisch.«
    »Heute Abend mache ich eine Ausnahme«, sagte ich. »Ich komme um vor Hunger und brauche eine Dosis Vitamin B.«
    In Wahrheit hungerte ich nach ihm. Ich wollte alles: seinen Mund, sein Haar berühren, sein Gesicht ablecken und an seinen Schultern knabbern. Ich wollte ihn beißen und aussaugen, mit einem Hunger, der tief aus meiner Seele kam. Die Worte des Dichters Neruda fuhren mir durch den Sinn. Umherpirschen wollte ich, in die Dämmerung schnuppern, auf der Jagd nach der Glut eines Herzens.
    Darius schien vollauf damit beschäftigt zu sein, dem Kellner zu erklären, wie er den gegrillten Lachs und das gedünstete Gemüse haben wollte. Von meinem Verlangen schien er nichts zu bemerken. Erst als der Kellner fort war, trafen sich unsere Blicke, und für einen Moment entdeckte ich die nackte Begierde in seinen Augen. Gleich darauf sah es aus, als würde in seinem Inneren eine Tür zuschlagen, und er sagte im Befehlston: »Schieß los. Wie ist es gelaufen?«
    Ich wurde zornig. Zornig und argwöhnisch. Wie unwichtig ich für ihn war! Die süßen Worte, der heiße Sex, das elegante Dinner, alles waren nur Mittel, mich weichzuklopfen. Er wollte nichts weiter als Informationen.
    »Könnten wir vielleicht erst mal essen?«, fragte ich pikiert.
    »Daphne.« Darius griff erneut nach meiner Hand. »Ich habe nur an dich gedacht. Warum bringen wir das Unangenehme nicht hinter uns? Danach bist du entspannt, und wir können den Rest des Abends genießen.«
    »Spar dir den Schmus«, erwiderte ich. »Damit machst du es nur schlimmer.«
    »Frauen!«, seufzte Darius und ließ meine Hand los. Er trank einen großen Schluck Scotch und schien nachzudenken. Dann schaute er mich an und sagte: »Es tut mir leid. Ernsthaft. Ich wollte, dass deine Eindrücke noch frisch sind, wenn ich dir Fragen stelle. Und außerdem dachte ich – wirklich –, das Essen würde uns besser schmecken, wenn wir dabei nicht über Terrorismus, Waffen und ähnliche Dinge reden müssen. Wann hattest du denn vor, mir über Bonaventure zu berichten?«
    Ich musterte sein Gesicht und ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen. Gern gab ich es nicht zu, doch er hatte recht. »Na gut, meinetwegen. Denk aber dran: Das hier ist keine Einbahnstraße. Du musst mir ebenfalls sagen, was du weißt und erfährst. Ich hoffe, da sind wir uns einig.«
    »Etwas anderes wäre mir nie in den Sinn gekommen«, versicherte Darius. Ich wusste nicht, ob ich ihm das abkaufen sollte,

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