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Vampire küssen besser

Vampire küssen besser

Titel: Vampire küssen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Russe
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ich muss dir unbedingt erzählen, was für einen Auftrag die mir gegeben haben. Im Moment bin ich so durcheinander wie eine Katze in einem Zimmer voller Schaukelstühle. Ruf mich an. Und bleib tapfer. Ich mach mich wieder auf Rattenjagd. Vergiss nicht, mich anzurufen!«
    Ich musste grinsen. Von wegen alles bleibt in diesen Räumen, und Sie erzählen niemandem davon …
    Die vierte Nachricht ging mir durch Mark und Bein. »Hermes«, sagte eine kalte Stimme. »Ringrichter hier. Sehen Sie zu, dass Sie in null Komma nichts bei mir sind.«
    Mir schwoll der Kamm. Für den Abend hatte ich die Nase voll von Männern, die mir Vorschriften machen wollten. »Träum weiter!«, brüllte ich den Anrufrufbeantworter an. Gut, dann war ich eben in Schwierigkeiten! Na und? Es dauerte noch eine Weile, bis ich ins Grübeln kam. Ob es vielleicht um Bonaventure ging? Oder um mein – nennen wir es mal – voreiliges Handeln bei meinem letzten Treffen mit J? Doch ganz gleich, was J gegen den Strich gegangen war, ich hatte nicht vor, auf Anhieb zu parieren. Stattdessen wählte ich Bennys Nummer. Schon nach dem zweiten Klingelzeichen meldete sie sich.
    Ich sagte, ich hätte nur eine Minute, und fragte nach, ob sie am nächsten Abend Zeit und Lust hätte, sich mit mir auf einen Cocktail bei meiner Mutter zu treffen. Hatte sie. Ich erklärte, ich käme gegen halb sieben vorbei, um sie abzuholen, und schlug vor, sie solle sich sexy kleiden, falls wir anschließend noch um die Häuser ziehen wollten. Sie fand, dass sei eine Wahnsinnsidee. Angesichts ihrer guten Laune hätte ich fast vergessen, dass mir vor Morgengrauen noch die Begegnung mit J bevorstand. Zuvor würde ich jedoch duschen und mich umziehen. Mit einem Mal war ich todmüde. Vielleicht wurde ich unter der Dusche wieder wach. Auch ein großes Glas Blut wäre nicht verkehrt gewesen.
    Doch während der ganzen Zeit ging mir Darius nicht aus dem Sinn. Wie ein Rauchfaden durchsetzte er meinen Geist mit der Erinnerung an das, was wir getan hatten. Er hatte mein Leben komplizierter gemacht und mich in Stricke gewunden, aus denen ich mich vielleicht nie mehr zu befreien vermochte. Und doch konnte ich es nicht erwarten, ihn wiederzusehen.
    Kurz vor vier Uhr morgens machte ich mich auf zu J. Zuvor hatte ich mich mit einem Loofah-Handschuh massiert, meine Haare gewaschen, war in knallenge Jeans gestiegen und hatte ein Paar warme pelzgefütterte Stiefel hervorgekramt. Als Letztes zog ich eine dicke alte Matrosenjacke aus dem Zweiten Weltkrieg über.
    Auf der Straße war keine Menschenseele zu sehen. Mag ja sein, dass New York die Stadt ist, die niemals schläft, aber auf der Upper West Side macht sie zumindest nachts hier und da ein Nickerchen. Die Straßenlampen werden dann Schlaflichter, und die Geräusche kommen gedämpft wie auf Pantoffeln daher.
    Die Temperatur war erneut gesunken. Fröstelnd vergrub ich die Hände in den Taschen und tat mir leid, weil ich draußen sein musste. Auch regten sich beim Anblick des tintenschwarzen Himmels wieder meine Triebe, wollten mich in dunkle Hauseingänge locken, mich dazu bringen, mich zu verwandeln und loszufliegen. Schon sah ich mich durch die Lüfte gleiten, bis ich einen einsamen Spaziergänger erspähte, herabstieß, zupackte und trank …
    Wie es mich anwiderte, so zu fühlen! Wie ich das Monster in mir hasste! Ich hatte mir das, was ich war, nicht ausgesucht. Ich konnte noch so schön, gut oder liebevoll sein, aber letztlich war ich doch ein Vampir. Grund genug für die Menschen, mich zu hassen. Mich und meine ganze Rasse. Aber hatte ich denn nicht Gefühle, Bedürfnisse und Leidenschaften ebenso wie jede andere Frau? Spürten wir denn nicht die gleiche Wärme der Sonne, die gleiche Kälte des Winters? Brach denn nicht auch mein Herz, wenn mich ein Liebster verließ? Sehnte ich mich denn nicht auch nach Verständnis und Anerkennung, Hingabe und Zärtlichkeit? Und wenn man mir unrecht getan hatte, dürstete ich dann nicht auch, wie jede Frau, nach Rache?
    Bis zum Broadway musste ich laufen, ehe ich endlich ein Taxi entdeckte. Beim Einsteigen erklärte ich dem Fahrer, ich müsste zum Flatiron-Gebäude. New Yorker Taxifahrer stellen keine Fragen, und falls sich dieser wunderte, was ich um die Uhrzeit dort zu suchen hatte, behielt er es für sich. Wahrscheinlich war er ebenso gleichgültig wie die Stadt selbst.
    Am Flatiron-Gebäude zog der Nachtportier die Tür auf, als hätte er mich erwartet. Wenig später betrat ich das Konferenzzimmer. J

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