Vampire küssen besser
neuerlichen Trinkrunde bezieht. Insbesondere vor den alten Saufkumpanen, hieß es, musste man sich hüten. Ich hätte mich vielleicht daran erinnert, wie gern sich Menschen zum Beginn einer Diät rasch noch eine Sahnetorte kaufen, nur für den Fall, »es käme Besuch«. Ich hätte mir immer wieder gesagt, dass Darius und ich vereinbart hatten, auf Distanz zu bleiben, bis die Operation beendet war … An all diese Dinge hätte ich denken sollen, ehe ich zu ihm ins Auto stieg, mich am Anblick seines muskulösen Körpers weidete und seinen verlockenden Duft einatmete, der auf direktem Weg zu meinem Stammhirn ging und zu den Bahnen, die unsere Sinne steuern. Hätte, hätte, hätte – hatte ich aber nicht.
Wir fuhren vorbei an Stroudsburg und entlang zerklüfteter Felsen, erreichten die höchste Stelle Pennsylvanias. Darius hatte seinen Schenkel an meinen gedrückt.
Aneinandergeschmiegt fuhren wir durch die Nacht, begleitet von Schlagerklassikern aus dem Radiosender. »Hurts So Good« von John Cougar stimmte mich nachdenklich, und »Hard Habit to Break« von Chicago führte mir mein Verhalten vor Augen. Doch dann kam Foreigner mit »I Want to Know What Love is«, und ich schmolz dahin.
I want you to show me. I want to feel, what love is; I know you can
show me
… Nachdem das letzte Crescendo verklungen war, schaute ich Darius an. Wir wussten beide, was uns durch den Kopf ging.
»Weißt du was?«, begann ich. »Ich glaube, zehn Uhr ist noch zu früh, um bei Bonaventure aufzutauchen.«
»Das dachte ich auch gerade.«
»Um zehn sind bestimmt noch alle wach. Besser wäre es, wenn wir erst gegen Mitternacht erscheinen.« Unterdessen strich ich über seinen Schenkel.
»Hm. Da müssen wir wohl noch ein wenig Zeit totschlagen.«
»Ja, aber wie?«
»Wir könnten uns eine Raststelle suchen und eine Tasse Kaffee trinken.«
»Die Raststelle brauche ich sowieso.«
»Oder aber …« Darius machte eine dramatische Pause. »Wir suchen uns ein Holiday Inn oder Motel 6.«
»Gute Idee«, raunte ich ihm ins Ohr. Dann warf ich einen Blick auf seinen Schoß. Darius war bereit. »Wir nehmen das, was zuerst kommt.«
An der nächsten Ausfahrt lag ein Holiday Inn. Darius parkte den Wagen neben dem Eingang, lief hinein und kehrte kurz darauf mit dem Zimmerschlüssel zurück, der, wie heutzutage üblich, eine Computerkarte war. Wenige Minuten später standen wir vor dem Zimmer und stürzten hinein. Mit Lichteinschalten hielten wir uns gar nicht erst auf. Das Licht, das von den Lampen auf dem Parkplatz durch die Vorhänge fiel, reichte aus und tauchte das Zimmer in zarten, grauen Glanz. Darius verriegelte die Tür und legte die Sicherheitskette vor. Anschließend streiften wir wortlos unsere Kleidung ab und ließen sie zu Boden fallen. So viel zu unserem Vorsatz, enthaltsam zu bleiben.
Dann standen wir uns nackt gegenüber, umarmten einander und erbebten, als unsere Körper sich berührten. Darius zog mich fester an sich heran, und ich spürte etwas Metallenes, das schmerzhaft auf meine Brust drückte, sich geradezu in meine Haut brannte.
Mit einem Aufschrei wich ich zurück. »Was ist das?«, keuchte ich.
»Mist, habe ich vergessen«, sagte Darius. »Tut mir leid.« Er löste eine schwere goldene Kette mit einem großen goldenen Kruzifix und legte sie auf ein Tischchen. Das Kruzifix war etwa zehn Zentimeter lang und mit Edelsteinen besetzt. Es hatte auf meiner Haut eine wunde Stelle hinterlassen.
Darius schloss mich erneut in die Arme, und ich konnte nur noch daran denken, dass er mich umfangen hielt und wie wundervoll sich seine Lippen anfühlten. Er fuhr mit der Zunge über meine Zähne und schmeckte nach Pfefferminz und Eukalyptus. Er küsste mich lange und hingebungsvoll und entfachte in uns beiden ein loderndes Feuer.
Dann trug er mich zu dem großen Doppelbett, legte mich nieder und betrachtete mich.
»Meine Schöne!«, sagte er, kniete sich vor das Bett und bedeckte meine Brüste und meinen Bauch mit Küssen, bis er zu der dunklen feuchten Stelle gelangte, die er mit der Zunge reizte, während seine Finger mit meinen Brustwarzen spielten. Zitternd vor Lust vergrub ich meine Hände in seinem weichen Haar, hielt seinen Kopf fest und seufzte vor Verlangen. Ich wollte nicht, dass dieser Moment jemals vorüberging.
Darius erhob sich und ließ sich langsam auf mich sinken. Mein Atem ging schneller, und ich schloss die Augen, wartete darauf, dass er in mich eindrang. Als es so weit war, entwich ihm ein Stöhnen. Ich
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