Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
berührten, kam es in ihm zu einer regelrechten Explosion. Es war so, als würden Glühwürmchen wie verrückt durch seine Adern tanzen.... und Jo drückte ihn auch nicht von sich oder wich von ihm zurück.
Er konnte nicht anders und küsste sie noch intensiver, seine Zunge drückte ihre Lippen behutsam auseinander, um sie richtig zu kosten.... und damit war er verloren. Sie schmeckte so süß, wie er es sich vorgestellt hatte, mit einem Hauch von Limette und Tequila. Sie hatte also eine Vorliebe für Margaritas, dachte er. Vor fünfzig Jahren hatte er dieses Getränk probiert, als er noch ganz normal gegessen und getrunken hatte, und dieses Aroma war niemals in Vergessenheit geraten. Es war diese süße Schärfe des Drinks gewesen, die ihm so gut geschmeckt hatte, und als er jetzt Jo küsste, war dieser Geschmack zurückgekehrt.
Ein leises Stöhnen von Jo brachte Nicholas zurück ins Hier und Jetzt. Er befand sich auf feindlichem Territorium, ein paar Schritte neben ihm lag ein außer Gefecht gesetzter Abtrünniger, und im nahen Haus tummelten sich mehr als ein Dutzend Vollstrecker – er musste damit aufhören, eine Lebensgefährtin zu küssen, die er niemals würde haben können. Nicholas war sich bislang nicht darüber im Klaren gewesen, dass er eine derart masochistische Ader besaß. Das war so, als würde man vom süßen Guss einer Torte naschen, die man dann aber nicht essen durfte, dachte er und beendete den Kuss. Als er den Kopf hob, hatte Jo noch immer die Augen geschlossen, ihr Mund war leicht geöffnet, ihre Lippen waren noch feucht.
Es kostete ihn große Überwindung, sie nicht erneut zu küssen, doch er widerstand der Versuchung, und als sie die Augen aufschlug, knurrte er: »Damit hast du dich jetzt wohl bei mir bedankt.« Ein flüchtiges Lächeln umspielte ihre Lippen, dann hob Jo eine Hand und strich über seine Wange.
»Mir das Leben zu retten ist doch sicher mehr wert als ein kleiner Kuss, oder?«
Die unmissverständliche Einladung verblüffte ihn, aber er leistete keinen Widerstand, als sie die Hände um seinen Nacken legte und seinen Kopf zu sich herabzog, um ihre Lippen auf seine zu drücken. Diesmal war Jo in seinen Armen alles andere als ruhig, diesmal war sie die treibende Kraft, sie drückte sich fest an seinen Körper und schob ihre Zunge fast schon energisch zwischen seine Lippen. Etwa für die Dauer einer halben Sekunde gelang es Nicholas, nicht auf ihre Bemühungen zu reagieren, doch dann ergab er sich dem, was sein Körper wollte, und anstatt Vernunft walten zu lassen, ließ er es zu, dass in ihm pure Leidenschaft aufstieg. Er ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten, eine legte er in ihr Kreuz, um sie fester an sich zu drücken, mit der anderen umfasste er ihren Po, damit er sie etwas zu sich hochziehen konnte.
Als Jo diesmal aufstöhnte, unterbrach er den Kuss nicht, sondern vertiefte ihn nur noch mehr, als wollte er sie verschlingen. Sie reagierte entsprechend, legte die Hände auf seine Schultern und krallte die Finger in seine Muskeln, während sie den Kuss heftig erwiderte. In Jo steckte viel Leidenschaft, und ihre Begierde konnte es mit seiner aufnehmen. Tatsächlich spielte Nicholas mit dem Gedanken, Jo einfach mitzunehmen, um anderswo diese Leidenschaft ausleben zu können, als ihm auf einmal ein grelles Licht in die Augen stach. Das hatte in etwa die gleiche Wirkung wie ein Eimer kaltes Wasser, den er über den Kopf bekam, und sofort lösten sich Jo und Nicholas voneinander und wichen jeweils einen Schritt zurück. Nicholas drehte sich in die Richtung des Lichtstrahls, aber noch bevor er überlegen konnte, ob er die Flucht antreten sollte, blitzte ein zweiter Strahl links und ein dritter rechts von ihm auf. Dass ein viertes Licht von hinten auf ihn gerichtet wurde, war eigentlich völlig überflüssig.
»Nicholas.«
»Mortimer?«, fragte Jo unsicher. Als sie gegen Nicholas’ Arm stieß, wandte er sich ihr zu und stellte fest, dass sie mit einer Hand ihre Augen vor dem hellen Lichtschein abschirmte und sich instinktiv schutzsuchend an ihn drückte.
Mürrisch entgegnete Nicholas: »Ich hab schon verstanden, dass ich umzingelt bin. Und jetzt macht die verdammten Taschenlampen aus. Ihr seht damit kein bisschen besser, ihr blendet nur Jo.« Ausgeschaltet wurden die Lampen nicht, dafür aber zu Boden gerichtet.
»Geht es dir gut, Jo?«, wollte Mortimer wissen, der nah genug herankam, um nach ihrem Arm zu greifen und sie von
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