Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
schließlich kein Unmensch.«
»Oh, Entschuldigung«, konterte sie ironisch, während Dee den Hörer auflegte. »Aber du hoffst, du kannst dir die Zuneigung deines Vaters erkaufen, indem du mich ihm zum Geschenk machst, obwohl du weißt, dass er mich töten wird. Deswegen war ich davon ausgegangen, dass du ein Mistkerl bist. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
Ernie kniff die Augen zusammen und stieß ein zorniges Knurren aus, dann drehte er sich abrupt um, griff Dee in die Haare und riss sie zu sich heran, beugte ihren Kopf nach hinten und drückte so brutal seine Fangzähne in ihren Hals, dass sie vor Schmerzen aufschrie.
Am liebsten hätte sich Jo schuldbewusst abgewendet, weil sie wusste, er tat dieser Frau nur weh, weil er sich über Jo geärgert hatte und die Wut an Dee ausließ. Aber er hatte wieder die Kontrolle über ihren Körper, weshalb sie sich nicht bewegen konnte. Auch konnte sie nicht die Augen schließen, da er offenbar wollte, dass sie ihm zusah. Resigniert ließ sie es zu, immerhin hatte sie ihn dazu provoziert. Da er seinem Vater kein »benutztes Geschenk« überreichen wollte, würde Dee wohl jeden Temperamentsausbruch über sich ergehen lassen müssen. Ernie zog die Zähne aus ihrem Hals und sah Jo zornig an. »Diesmal ja!«, fauchte er. Blut klebte an seinen Lippen. »Diesmal hat sie deinetwegen leiden müssen. Aber vergiss nicht, dass mein Vater noch gar nichts von seinem Geschenk weiß. Ich kann dich also immer noch austrinken und mich auf Nicholas oder eine der anderen Frauen konzentrieren und sie ihm zum Geschenk machen, falls du mich zu sehr ärgerst.«
Jo sah Dee an, deren Kopf von Ernie noch immer so weit nach hinten gezogen wurde, dass es einfach schmerzhaft sein musste. Dadurch war auch die Bisswunde deutlich zu sehen, die Jo erschrocken zusammenzucken ließ. Es waren nicht bloß zwei winzige Einstiche, sondern blutende Wunden, die versorgt werden mussten. Nach einem flüchtigen Blick zu Dee ließ er sie plötzlich los und herrschte sie an: »Kümmer dich um deinen Hals.« Nach ein paar taumelnden Schritten hatte Dee sich gefangen und ging ins Badezimmer. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, wandte sich Ernie zu Jo um, die gegen ihren Willen zu einem kleinen Tisch mit zwei Stühlen neben dem Bett ging. Sie hörte, wie irgendwo hinter ihr eine Schublade geöffnet und wieder geschlossen wurde. Nachdem sie sich hingesetzt hatte, kam Ernie zu ihr und hielt zwei Seile in der Hand.
»Nur damit du nicht auf dumme Gedanken kommst, während ich schlafe«, ließ er sie wissen, stellte sich hinter den Stuhl, zerrte ihre Arme brutal nach hinten und fesselte ihre Handgelenke. »Ich fürchte, wenn du einen Fluchtversuch wagst, wird Dee dich wahrscheinlich k.o. schlagen und umbringen. Sie mag dich nämlich nicht«, verriet er ihr amüsiert. Jo musste nicht fragen, woher er das wusste, da er mit Sicherheit Dees Gedanken gelesen hatte. »Sie kennt mich doch gar nicht«, wandte sie ein. »Sie ist eifersüchtig«, erklärte er belustigt und zurrte das Seil enger, sodass es schmerzhaft in ihre Handgelenke schnitt. »Sie will, dass ich sie wandle, und sie hat Angst, du könntest ihr dazwischenfunken.«
»Dann sag ihr doch einfach, dass ich keine Bedrohung für sie darstelle«, schlug sie ihm vor, als er mit ihren Handgelenken fertig war und sich nun ihren Fußgelenken widmete. »Warum sollte ich?« Ihre Worte schienen ihn ernsthaft zu erstaunen. »Ich bin ihr Meister, ich tue, was ich für richtig halte, und das muss sie akzeptieren, ob es ihr gefällt oder nicht. So wie du auch.« Er zurrte den zweiten Knoten fest, richtete sich auf und betrachtete sie missbilligend. »Nicholas hätte dir deinen Status deutlich machen sollen. Ihr seid alle minderwertig. Wir trinken euch, wir melken euch wie Kühe. Wir können euch kontrollieren und euch dazu veranlassen, alles zu tun, was wir wollen. Wir sind schneller, stärker, klüger.... wir sind euch eben überlegen.«
»Wenn du so überlegen bist, warum läufst du dann mit fettigem Haar und schmutziger Kleidung rum?«, konterte sie. »Weil ich es tun kann«, lautete seine simple, frostige Antwort. »Ich tue, was ich will.« Jo starrte ihn an, wobei ihr der Gedanke nicht aus dem Kopf gehen wollte, dass sie sich in der Hand einer sehr gefährlichen und arroganten Rotznase befand. Als er daraufhin sein Gesicht zornig verzog, wunderte sie das nicht.
Nachdem sie ihr Leben lang hatte denken können, was sie wollte, fiel es ihr schwer, sich vor Augen
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