Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
Er kümmerte sich um mich und trank nur von anderen. Zum Beispiel von dem Polizisten. Erst als ich dann kräftig genug war, trank er wieder von mir. Ich gehöre jetzt zu ihm, und er passt auf mich auf.« »Und deine Schwester?«, fragte Jo. »Sie starb, bevor wir wegkamen.« »Das tut mir leid«, seufzte Jo und schwieg einen Moment, während sie darüber nachdachte, was sie in Erfahrung gebracht hatte. Dann erkundigte sie sich: »Also ist Ernie der einzige Bruder, der Fangzähne hat?« Dee nickte. »Die anderen mussten uns alle schneiden.... außer Basha.« Etwas an Dees Tonfall veranlasste Jo, die junge Frau genauer zu betrachten. »Basha?«
»Sie ist wie Ernie, sie hat Fangzähne«, erklärte Dee fast bewundernd. »Sie ist nicht verrückt, nicht wie der Rest von ihnen. Basha ist hübsch, sie hat lange weißblonde Haare und dazu diese kalten Augen.... Sie ist mächtig, eiskalt und so stark.... Keiner von den Jungs traut sich bei ihr irgendwas. Am zweiten Tag machte einer von ihnen eine dumme Bemerkung, und da hat sie ihn einfach durch eine Wand geschleudert.« Jo entging nicht, dass die andere Frau sich anhörte, als würde sie einen Helden verehren. »Was hatte er denn gesagt?« »Ich weiß nicht so genau. Sie waren im Nebenzimmer, und plötzlich kam er durch die Wand geflogen und landete genau vor meinen Füßen. Dann stieg sie durch das Loch in der Mauer und sagte zu ihm: ›Pass auf, was du redest, wenn ich dabei bin, sonst hast du bald nicht nur keine Fangzähne, sondern auch keine Zunge mehr!‹. Dann stürmte sie davon.«
Dee seufzte fast träumerisch und fügte hinzu: »Sogar Ernies Vater hört auf sie. Sie ist diejenige, die ihn davon überzeugt hat, für eine Weile abzutauchen und erst mal nicht nach Kanada zurückzukehren, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Ernies Vater ist wirklich ein grausamer Dreckskerl.« Dann sah sie Jo fast mitleidig an. »Er wird dir sehr wehtun, wenn Ernie dich ihm übergibt.« Jo sah sie schweigend an, schließlich beugte sie sich auf ihrem Stuhl so weit vor, wie es möglich war, und ignorierte die Schmerzen, die durch ihre Handgelenke jagten. »Du könntest mir zur Flucht verhelfen. Wir könnten beide entkommen. Ich kenne Leute, bei denen wir in Sicherheit sind.«
»Die gleichen Leute, die verhindert haben, dass Ernie dich zu fassen bekommen konnte?«, fragte Dee spöttisch und schüttelte den Kopf. »Oh nein, ich gehöre jetzt ihm. Ich werde ihn nicht verraten, und ich werde ihm auch keinen anderen Grund liefern, mich zu töten. Ich will so stark und so mächtig sein wie Basha. Ich will gewandelt werden, und wenn ich treu zu ihm stehe, wird er mich wandeln«, erklärte sie überzeugt. Ermattet lehnte Jo sich zurück und schüttelte den Kopf. »Er wird dich nicht wandeln, Dee. Wir beide sind für ihn nur Vieh, von dem er sich ernährt. Er wird dich so lange benutzen, wie es ihm Spaß macht, und dann wirft er dich in irgendeinen Straßengraben, wie sein Vater es von Anfang an erwartet hat.«
»Nein«, widersprach Dee fast verzweifelt. »Er hat sich um mich gekümmert, nachdem wir seinen Vater verlassen hatten. Er ist um mich besorgt.« »Ja, sicher. Das Pflaster an deinem Hals und die Art, wie er mit dir umspringt, seit ich hier bin, zeigt sehr deutlich, wie besorgt er um dich ist«, gab Jo sarkastisch zurück. »Er war wütend, und das war allein deine Schuld«, sagte Dee aufgebracht. Während sie Dee ansah, fragte sich Jo, warum Ernie sich wohl die Mühe gemacht hatte, diese Frau aufzupäppeln. Sie glaubte nicht im Traum daran, dass er ernsthaft an ihr interessiert war, aber.... »Wer von euch ist die Strecke bis nach hier gefahren?«
»Zuerst er. Aber als es mir besser ging, hat er am Tag geschlafen, und ich bin gefahren. Ich habe dann in der Nacht geschlafen«, erklärte sie voller Stolz. »Er hat mir vertraut.« »Er hat dich gebraucht«, korrigierte Jo sie entschieden. »Weil er dir zu essen gegeben und dich nicht vergewaltigt hat, warst du ihm so dankbar, dass du am Tag gefahren bist. Damit konnte er die Strecke in der halben Zeit zurücklegen.« Dee reagierte mit einem zornigen Blick. »Warum ist er nicht geflogen?«, wollte Jo wissen. »Was?« »Warum fährt er diese weite Strecke, wenn er doch auch ein Flugzeug nehmen könnte? Das hätte viel Zeit gespart.«
»Er fliegt nicht gern«, verteidigte sie ihn und ergänzte dann ein wenig unwillig: »Sein Vater und seine Brüder haben ihn damit aufgezogen und gesagt, das sei ein weiteres Zeichen für seine
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