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Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12

Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12

Titel: Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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geöffnet hatte und sie genau beobachtete.
    »Wenn sie entkommt, stirbst du, Dee«, erklärte er fast beiläufig, dann machte er die Augen wieder zu. Leise fauchend atmete Dee aus, ging zum Sideboard und holte irgendetwas aus der Schublade. Als sie zum Tisch zurückkam, erkannte Jo, dass sie eine Pistole in der Hand hielt. Ungläubig starrte Jo auf die Waffe mit dem auffallend langen Lauf, der auf sie gerichtet war. »Ist das deine?«
    »Jetzt schon«, kam die patzige Antwort. »Die stammt von einem Cop. Er hatte uns angehalten, als wir auf dem Weg raus aus Texas zu schnell gefahren sind.« »Du klingst nicht so, als kämst du aus Texas.« »Tu ich auch nicht. Ich bin von hier.« Sie legte die Pistole wieder hin. »Wir sind nur auf dem Weg nach Kanada durch Texas gefahren.« »Und der Polizist, dem ihr die Waffe abgenommen habt?«, fragte Jo. »Der braucht sie jetzt nicht mehr«, meinte Dee achselzuckend und ergänzte dann trotzig: »Er war sowieso ein arroganter Arsch. Er hätte Ernie nicht beleidigen sollen.«
    »Ja, klar«, meinte Jo seufzend und versuchte sich nicht vorzustellen, wie ein armer Polizist mitten in der Nacht einen Verkehrssünder stoppte, ohne zu wissen, dass es der letzte Wagen war, den er in seinem Leben anhalten würde. »Und wieso warst du mit Ernie in Texas unterwegs, wenn du von hier bist?« »Sein Vater hatte mich in den Süden gebracht«, murmelte sie. Jo wurde hellhörig. Sie selbst sollte zu Ernies Vater gebracht werden, da war es nur sinnvoll, wenn sie so viel wie möglich über ihn in Erfahrung brachte. »Warum hat er das gemacht? Wie ist er überhaupt so?«
    »Verrückt und gemein«, sagte Dee und drehte die Pistole auf der Tischplatte langsam im Kreis. »Er und ein paar von seinen Söhnen kamen in diesem Sommer auf unsere Farm.« Jo staunte, dass Dee von einer Farm stammte. Angesichts ihrer Piercings und der gesamten Aufmachung hatte sie vermutet, dass sie aus der Großstadt kam.
    »Sie tauchten mitten in der Nacht auf, töteten meinen Vater, fügten meiner Mutter, meinen Schwestern und mir ein paar Tage lang immer wieder Schnitte zu, um von uns zu trinken. Dann töteten sie meine Mutter und zwei meiner Schwestern, und dann fuhren sie mit meiner jüngeren Schwester und mir nach Süden. Unterwegs tranken sie immer wieder von uns, aber manchmal schnappten sie sich andere Leute, meistens Frauen. Sie scheinen Frauen zu bevorzugen, aber wahrscheinlich hat das auch damit zu tun, dass sie uns nicht nur benutzt haben, um von uns zu trinken. Ernies Vater ließ uns in Ruhe, außer dass er uns bluten ließ. Aber seine Brüder....« Sie musste schlucken. »Die haben auch andere Sachen mit uns gemacht.«
    Jo musste nicht im Detail hören, was diese anderen Sachen waren. Ernie hatte ihr ja gesagt, dass für einige seiner Brüder Sex noch nicht langweilig geworden war. Den Rest konnte sie sich denken. »Tut mir leid«, sagte sie leise. »Das muss schrecklich gewesen sein.« »Das war es auch«, antwortete Dee in einem verletzten Ton, der sie plötzlich viel jünger wirken ließ, als Jo sie zuerst geschätzt hatte. Dann aber richtete sie sich auf und klang wieder viel stärker. »Aber dann kamen wir zu Ernies Haus.« »Wo war das?«, fragte Jo, aber die andere Frau zuckte nur mit den Schultern.
    »Auf dem letzten Stück unserer Reise war ich ziemlich geschwächt. Wenn sie mich in Ruhe ließen, schlief ich viel. Ich weiß nur, dass wir sicher nicht mehr in Amerika waren, weil die Leute alle irgendein Kauderwelsch redeten. Und alle Schilder waren auf Mexikanisch oder irgendwas in der Art.« »Also wohl irgendwo in Südamerika.« Wenn Ernies Vater dort lebte, dann war es tatsächlich eine tagelange Autofahrt. Vielleicht würde sich unterwegs irgendwo eine Gelegenheit zur Flucht ergeben.
    »Ernie war nett zu uns.« Als Jo daraufhin ungläubig die Augenbrauen hob, machte Dee eine finstere Miene und sagte: »Wirklich. Er biss uns zwar, aber sonst tat er uns nichts.« Aus Angst, dass Dee wütend werden und aufhören könnte zu reden, nickte sie nur rasch und überspielte ihr Erstaunen.
    Daraufhin beruhigte sich Dee und fuhr mit ernster Stimme fort: »Als er sagte, er wolle etwas unternehmen, gab sein Vater mich ihm ›für unterwegs‹ mit. Ich glaube, er dachte, dass Ernie aus mir höchstens noch eine Mahlzeit herausholen würde, um mich anschließend irgendwo in einen Straßengraben zu werfen. Aber er trank nicht von mir. Stattdessen gab er mir zu essen und sorgte dafür, dass ich wieder zu Kräften kam.

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