Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
geheiratet habe.« Marguerites Bemühungen erwiesen sich als erfolgreicher, denn Lucian ließ Jo sofort links liegen und warf Nicholas’ Tante einen finsteren Blick zu, während er knurrte: »Ich werde immer dein Schwager sein, Marguerite. Wir sind seit siebenhundert Jahren eine Familie, und das werden wir auch immer bleiben, ganz egal, mit wem du verheiratet bist.«
Jo wollte eben erleichtert aufatmen, dass sie noch mal davongekommen war, da wandte sich Lucian ihr wieder zu und wühlte sich erneut durch ihren Kopf. »Denk an ein Kinderlied oder an einen Reim«, flüsterte Thomas. »Sprich ihn notfalls laut vor dich hin, aber konzentriere dich auf die Wörter, als würde dein Leben von ihnen abhängen.« Sie nickte und begann: »Es war mal ein Mädchen aus Texas....«
»Um Himmels willen!«, meldete sich plötzlich Nicholas aufgebracht zu Wort und schob sich durch die Gruppe, die sich vor ihm aufgebaut hatte. »Nicholas!«, rief Jo entsetzt und wütend zugleich, während sie um ihn herumlief und sich vor ihn stellte, damit sie zwischen ihm und seinem Onkel stand. »Jo, Liebling. Allein die Tatsache, dass du so wie alle anderen hier versucht hast, dich nicht von ihm lesen zu anderen hier versucht hast, dich nicht von ihm lesen zu lassen, hat ihn umso entschlossener gemacht herauszufinden, was ihr vor ihm verheimlichen wollt«, erklärte er, dann schüttelte er ungläubig den Kopf: »›Es war mal ein Mädchen aus Texas‹? Das ist der einzige Reim, der dir einfällt?«
»Ich arbeite in einer Bar, schon vergessen?«, konterte sie. »Glaub mir, du möchtest nicht die Version von ›Hänschen klein‹ hören, die ich kenne.« »Ja, gut, dann müssen wir.... äh....« Nicholas geriet ins Stocken. »Hast du mal über eine andere Karriere nachgedacht? Vielleicht ist eine Bar nicht gerade das beste.....« »Pass auf, was du sagst, Neffe«, unterbrach ihn Lucian. »Tante Leigh betreibt selbst eine Bar«, erklärte Thomas im Flüsterton an Jo gewandt, während er sich ihr ein wenig näherte.
Ihr entging nicht, dass Thomas nicht der Einzige war, denn auch Marguerite, Sam und Jeanne Louise hatten sich dicht um sie geschart, und auch die anderen kamen näher, als würden sie von der Gruppe um Jo herum angezogen. Zwar hatte sie bei keinem von ihnen tatsächlich beobachten können, wie er einen Schritt auf sie zu machte, aber sie alle standen ein Stück näher als noch Augenblicke zuvor. Von dieser Demonstration der Solidarität ermutigt, sah sie Nicholas an und fragte: »Und was machen wir jetzt?« »Machen können wir eigentlich überhaupt nichts«, erwiderte er ruhig. Jo traute ihren Ohren nicht. »Wie bitte? Sag jetzt nicht, dass du dich kampflos diesem Diktatorenarsch ausliefern willst, damit er dich in Scheibchen schneiden und in der Sonne rösten kann!«
»Diktatorenarsch?«, wiederholte Thomas amüsiert.
»Na, stimmt doch«, gab sie zurück und warf dem Mann einen wütenden Blick zu, der immer noch am anderen Ende des Zimmers stand und sie mit versteinerter Miene musterte. »Ihr dürft nicht zulassen, dass er ihn umbringt.« Dann wandte sie sich wieder Nicholas zu. »Und du hättest in deinem Sessel sitzen bleiben sollen und uns das regeln lassen. Jetzt müssen wir wenigstens deinen Onkel fesseln und knebeln und ihn in eine von den Zellen stecken, bis wir deine Unschuld bewiesen haben.« Die anschließende Totenstille ließ Jo auf das Entsetzen aufmerksam werden, das sich auf den Gesichtern aller Anwesenden abzeichnete. Sogar Nicholas sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
Verärgert schaute sie von einem zum anderen. »Was denn? Ihr seid doch sicher der gleichen Meinung wie ich, oder nicht? Keiner von euch kann jetzt noch restlos davon überzeugt sein, dass Nicholas diese Frau ermordet hat. Die meisten von euch werden sogar meiner Meinung sein, dass er es nicht war. Aber selbst die unter euch, die nur einen leisen Zweifel an seiner Schuld haben, dürfen nicht einfach hinnehmen, dass euer Obermacker ihn hinrichtet.« »Obermacker?«, murmelte Thomas neben ihr ungläubig. Nicholas warf ihm einen mahnenden Blick zu, dann griff er nach Jos Händen. »Liebling, ich fürchte, ihnen allen bleibt keine andere Wahl. Wenn Lucian entscheidet....« »Natürlich bleibt ihnen eine Wahl!«, unterbrach sie wütend. »Er ist nur ein einzelner Vampir.« »Er ist ein sehr alter und sehr mächtiger Vampir«, korrigierte er sie.
»Ihr seid alle alt!«, warf sie ihm an den Kopf. »Du bist fünfhundertnochwas, Marguerite ist
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