Vampire küsst man nicht: Argeneau Vampir 12
können.«
Nicholas presste die Lippen zusammen und vermied es, ihr zu antworten. Er bog in die Zufahrt zum Parkplatz der Tierklinik ein und stellte den Wagen zwischen zwei Vans der Praxis auf einen mit »Reserviert« gekennzeichneten Platz. Er konnte nur hoffen, dass es genügte, um seinen eigenen Wagen zu verstecken. Nachdem er den Motor abgestellt und die Tür geöffnet hatte, sagte er zu Jo: »Bleib sitzen, ich komme rum und nehme dir Charlie ab.«
Dabei bemerkte er ihren erstaunten Blick, der sich in Argwohn verwandelte, als sie sich umsah und erkannte, wo sie sich befanden. »Woher wusstest du, wo sich die Klinik befindet?«, fragte sie, nachdem er um den Wagen herumgegangen war und sie aussteigen lassen wollte. Als er Charlie übernehmen wollte, hielt sie den Hund unwillkürlich fester. »Du hast mir selbst gesagt, dass sie sich in dieser Straße befindet«, erwiderte er. »Ja, aber....« »Und auf dem großen Schild an der Einfahrt steht Hillsdale Tierklinik«, fiel er ihr ein wenig bissig ins Wort. »Ich nehme an, wir sind hier richtig. Oder gibt es in der Straße zwei Tierärzte?«
»Nein«, gab sie seufzend zu und entspannte sich. Wieder beugte er sich vor, und diesmal ließ sie ihn den Hund von ihrem Schoß nehmen. Dann wartete er gerade lange genug, bis sie ausgestiegen war und die Tür geschlossen hatte, ehe er mit großen Schritten zum Eingang ging, sodass Jo gezwungen war, so schnell zu laufen, dass sie damit zu tun hatte, nach Luft zu schnappen, und somit keine weiteren Fragen stellen konnte. Als er am Eingang angekommen war, nahm er den Hund unter einen Arm, damit er die Tür öffnen konnte. Danach machte er nur noch einen Schritt, dann fiel sein Blick auf das überfüllte Wartezimmer.
Die Kakophonie aus bellenden Hunden, miauenden Katzen, krächzenden Vögeln und unentwegt drauflosplappernden Menschen, die ihnen entgegenschlug, schien Charlie mit neuem Leben zu erfüllen. Er begann zu bellen und wand sich, um sich aus Nicholas’ Griff zu befreien, doch der ignorierte die Anstrengungen des Tiers und ging zielstrebig zum Empfang, während seine Augen die ältere der zwei Frauen erfassten, die dort mit Akten beschäftigt waren. Als Jo ihn endlich einholte, kam diese Frau ihnen bereits mit ausdrucksloser Miene entgegen.
»Was hast du ihr gesagt?«, fragte Jo verblüfft, während sie der Klinikmitarbeiterin in ein Behandlungszimmer folgten. Nicholas entging der schuldbewusste Blick nicht, den Jo den Leuten im Warteraum zuwarf, dennoch verspürte er kein Bedauern, nur weil er die Initiative ergriffen und ihre Wartezeit deutlich verkürzt hatte. Ihnen waren ein Abtrünniger und zwei Vollstrecker auf den Fersen, und je mehr Zeit sie in der Praxis zubrachten, desto größer wurde das Risiko, aufgespürt und eingeholt zu werden. Er hatte nur getan, was nötig war, und anstatt auf Jos Frage zu antworten, legte er Charlie auf den Behandlungstisch und sagte: »Ich muss kurz telefonieren.« Dann verließ er rasch das Zimmer.
Wegen ihrer besorgten Miene war Nicholas davon ausgegangen, Jo würde bei ihrem Hund bleiben. Das wäre die praktischste Lösung gewesen, da er gehofft hatte, bei Mortimer anrufen und ihm sagen zu können, dass Bricker und Anders Jo abholen sollten. Er selbst hätte in sicherer Entfernung gewartet, um sicherzustellen, dass nicht Ernie zuerst auf Jo stoßen würde. Dummerweise war Jo nicht auf den Kopf gefallen und lief ihm nach und packte ihn am Ellbogen, bevor er das Gebäude verlassen konnte.
»Du willst mich hier sitzen lassen«, warf sie ihm vor. Nicholas vermied es, ihr in die Augen zu sehen, und behauptete: »Natürlich nicht. Wie kommst du denn auf so eine Idee? Ich sagte doch, ich muss telefonieren.« Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie ihn, dann streckte sie ihm die Hand entgegen. »Gib mir den Wagenschlüssel!«
»Was?«, entgegnete er verwundert. »Wenn du nur telefonieren musst, dann brauchst du die Schlüssel nicht«, argumentierte sie auf eine unwiderlegbare Weise. »Her mit den Schlüsseln, dann kannst du telefonieren gehen. Sonst schreie ich den ganzen Laden zusammen und behaupte, du hast Charlie so zugerichtet, und während du alle Hände voll zu tun hast, diese tierliebenden Leute abzuwehren, laufe ich nach draußen und zerschneide die Reifen an deinem Van. Dann kommt nämlich keiner von uns noch irgendwohin.«
»Lieber Himmel!«, stöhnte Nicholas. »Ich mache das wirklich«, warnte sie. Er wollte etwas erwidern, überlegte es sich jedoch anders, bis er
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