Vampire mögen ́s heiss
war.
Verdammt. Er war immer noch hart. Was war denn bloß los mit ihm? Es war eine Sache, eine Sterbliche zu begehren. Aber warum gerade eine, die ihn vernichten wollte? Roman hätte seinen Spaß damit, das zu analysieren. Seit Jahrhunderten stand der ehemalige Mönch Angus als Ratgeber und Berater zur Seite. Vermutlich würde Roman ihm eine Art Midlife-Crisis bescheinigen, in der er sich seine Jugend und Manneskraft damit zu beweisen versuchte, eine schöne Sterbliche zu verführen, die seine Ur-Ur-Ur-Ur-Urenkelin sein könnte. Wenn das überhaupt reichte.
Angus machte sich zum Narren. Genügte es nicht, mit ihr zu sprechen und ihr das Töten auszureden? Sie musste ihn nicht auch noch mögen. Das war ohnehin unmöglich. Warum also quälte er sich?
„Ach, du bist es bloß." Hinter ihm ertönte lans Stimme. Angus ließ schnell seinen Kilt los und drehte sich um. „Bin gerade zurückgekommen." Ian nickte. Sein Blick fiel auf den schief hängenden Sporran und die Holzpflöcke. „Das war also das Geräusch, das ich gehört habe."
Angus nahm seinen Flachmann aus dem Lederbeutel und nutzte die Gelegenheit, ihn wieder gerade zu hängen. „Ich wollte gerade meine Flasche auffüllen. Auch ein Schlückchen gefällig?" „Ja, gerne. Obwohl die meisten Vampire mir nichts anbieten würden." „Und wieso?" Angus ging hinüber zur Minibar.
„Romans Ex-Haremsdamen haben einen heißen Vampir-Club eröffnet, aber der ätzende Türsteher hat allen Ernstes behauptet, ich wäre zu jung und dürfte nicht rein." „Das ist doch lächerlich." Die Flasche Blissky stand in der Bar und Angus schraubte den Deckel ab. „Du hast doch fast mein Alter." „Das glaubt mir aber keiner."
Angus sah seinen alten Freund an. Er hatte Ian 1542 auf dem Schlachtfeld von Solway Moss tödlich verwundet gefunden und ihn im Schutz der Dunkelheit noch an Ort und Stelle verwandelt, während um sie herum die sterbenden Soldaten schrien und stöhnten. Was hätte er sonst tun können? Zusehen, wie der Fünfzehnjährige stirbt? Nein, das wäre eine furchtbare Verschwendung eines jungen Lebens gewesen. Angus wollte dem jungen Mann einen Gefallen tun. Doch leider war Ian nach der Umwandlung für alle Zeiten mit seinem jungenhaften Gesicht gestraft.
Als Angus sich und Ian ein Glas einschenkte, wurde ihm am Beispiel von Ian mal wieder bewusst, dass es ein Fehler war, sich mit Sterblichen einzulassen. Man würde es für immer bereuen. Daher sollte er sich davor hüten, Emma Wallace irgendwelche Gefühle entgegenzubringen.
„Du hast also die Vampirjägerin gefunden?" Ian beäugte neugierig die Stofftasche auf dem Schreibtisch. „Und das sind ihre Pflöcke?" „Ja." Angus füllte seinen Flachmann auf. Verdammt. Seine Blissky-Flasche war schon fast leer. „Sie hat versucht, mich mit den Dingern zu töten."
„Wirklich?" Ian riss die Augen auf. „Aber du bist in Ordnung?" „Ja, alles bestens." Angus kam mit den beiden Gläsern zurück zum Schreibtisch und hielt Jan eins hin. „Aber irgendwie kann ich sie nicht davon überzeugen, dass ich zu den Guten gehöre."
Ian lachte. „Warum wundert mich das nicht? Du siehst einfach zu gefährlich aus. Vielleicht sollte besser ich mit ihr reden." Sein Grinsen erstarb. „Vor mir hat niemand Angst." Tröstend klopfte Angus ihm auf den Rücken. „Man fürchtet dich in der Schlacht." Er leerte sein Glas in einem Zug und erschauderte. Das Zeug war wirklich ziemlich stark. Aber es würde seine Lust auf Blut zügeln. Und seine Lust auf Emma Wallace.
Er stülpte die Tasche um und ließ ein paar von Emmas Holzpflöcken auf den Schreibtisch purzeln. Einen von ihnen nahm er und las die Aufschrift darauf - Mum.
Ian zog eine Grimasse. „Fiese Dinger sind das. Sehen ganz schön spitz aus." „Ja, damit kann man uns töten." Angus nahm einen anderen Pflock. Dad. Kein Wunder, dass sie Vampire so hasste.
Auf den Computer deutend informierte Jan seinen Freund: „Du hast mehrere Mails bekommen. Von Mikhail aus Moskau."
„Oh, gut." Angus ging um den Schreibtisch herum und setzte sich vor den Rechner. Emmas Personalakte hatte er schon gestern Abend heruntergeladen. Darin standen einige sehr interessante Informationen, unter anderem, dass ihre Eltern vor sechs Jahren in Moskau ermordet worden waren. Deswegen hatte er sich an seinen russischen Kollegen gewandt.
Wahrscheinlich schlief Mikhail im Moment, denn in Russland war es aufgrund der Zeitverschiebung Jetzt Tag. Vor dem Schlafengehen hatte er ihm aber noch die Ergebnisse
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