Vampire mögen ́s heiss
Tür einen Spalt offen. „Genau, wir kennen sein Geheimnis", lallte die andere Blondine. Sie wussten, dass er bei der CIA gewesen war? „Und was soll das bitte sein?" „Eigentlich könnte er sich auch outen", kicherte Lindsey. „Hab ich recht, Tina?" „Ja, genau." Tina sah Emma zweifelnd an. „Sehr gut können Sie ja nicht mit ihm befreundet sein, wenn Sie nicht wissen, dass er schwul ist." Emma staunte. Warum hatte Austin den beiden erzählt, er wäre schwul? Ihr schwante etwas. „Hat ihn vielleicht eine von euch angemacht?" Lindsey erwiderte, völlig entgeistert über die blöde Frage: „Na klar. Der Typ ist ja wohl so was von geil." „Ich hab zigmal versucht, ihn in unsere Wohnung zu locken. Aber er hatte immer irgendeine lahme Ausrede, so was wie: Mein Bügeleisen ist noch eingeschaltet." Tina warf eine ihrer pinkfarbenen Haarsträhnen nach hinten.
„Das ist total unhöflich", pflichtete Lindsey ihrer Freundin bei.
Emma wusste hundertprozentig, das Austin nicht schwul war. Er hatte von einer Frau, auf die er scharf war, über hundert Fotos gemacht. „Ich würde sagen, ihr irrt euch." „Sorry, aber das stimmt nicht!", rief Lindsey plötzlich ganz laut. „Wir können es beweisen. Wir haben nämlich eben seinen Freund kennengelernt." „Ja, so ein ätzender Poser", platzte Tina heraus. „Dabei ist er noch nicht mal aus Irland." „Ja", fügte Lindsey hinzu. „Er dachte, mit seinem falschen Akzent und seinem lächerlichen Rock könnte er uns reinlegen."
Emma wurde hellhörig. „Hier war ein Mann, der mit Akzent sprach und einen Rock trug? War er groß, breite Schultern, hübsches Gesicht, grüne Augen und lange kastanienbraune Haare?" „Jetzt bleib mal locker." Tina rollte mit den Augen. „Der Typ interessiert sich nicht für Frauen. Er hatte sogar eine Handtasche." „Genau." Lindsey nickte. „Das ist ein eindeutiger Beweis." Emma umklammerte das Messer in ihrer Hand fester. „Und der Typ war unten im Flur? Gerade eben?" „Ja, wir haben ihn eben getroffen." Tina kratzte sich am Kopf. „Und er hat die ganze Zeit von Austin geredet." „Und er wollte nicht mit uns nach oben kommen", murmelte Lindsey. „Das heißt ja wohl ganz klar, dass er schwul ist." „Ganz genau." Tina nickte ernsthaft. „Denn wir sind so scharf, uns kann keiner widerstehen."
Emma stöhnte. Angus war also im Haus gewesen. Er wusste, wo sie war. „Gute Nacht, Mädels." Sie schloss die Tür und schob die Riegel vor. Aber das nutzte auch nichts. Er konnte sich an jeden beliebigen Ort teleportieren, wenn er wollte.
Aber warum hatte er es nicht getan? Warum ließ er sie in Ruhe? Sie ging hinüber zum Sofa und öffnete die Kiste mit den Holzpflöcken. Dieser elende Angus MacKay! Er konnte einfach so in ihre Gedanken oder in diese Wohnung spazieren, wann immer ihm danach war!
Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, musste sich Emma dabei ertappen, dass sie sich geschmeichelt fühlte, von Angus beschattet worden zu sein. Er war an ihr interessiert, nicht an den beiden dummen blonden Hühnern, die ihn unten im Hausflur angemacht hatten. Also schien er sich wirklich nicht an sterblichen Frauen gütlich zu tun und ihre Hilflosigkeit auszunutzen. Trank er tatsächlich nur synthetisches Blut, wie er behauptet hatte? Meine Güte. Vielleicht sollte sie ihm glauben.
Aber es war wirklich eine Katastrophe, dass sie sich über seine Aufmerksamkeit freute. So erschlich er sich ihr Vertrauen. Er versuchte, sich in ihrem Herzen einzunisten. Aber dort hatte niemand etwas zu suchen.
Es gab nur eine Möglichkeit, ihn loszuwerden: Sie musste ihn töten. Und die Tatsache, dass sich ein Teil von ihr dagegen sträubte, machte sie noch entschlossener. Er musste verschwinden. Er musste sterben, bevor er es geschafft hatte, ihr Herz für sich zu gewinnen.
Rasch verteilte sie die Holzpflöcke überall in der Wohnung, damit sie immer griffbereit waren. Dann machte sie das Bett, legte die Handschellen und Ketten unter ihr Kopfkissen, zog sie sich bis auf Slip und BH aus und legte sich hinein. Ob er schon heute Nacht oder erst morgen käme, war egal.
Sie war bereit. Und er würde sterben.
7. KAPITEL
Emma erwachte schlagartig und sah auf den Wecker auf dem Nachtisch. Schon fast Mittag. Irgendwann, als schon der Morgen dämmerte, war sie eingeschlafen. Angus hatte sich nicht blicken lassen.
Sie zog sich schleunigst etwas über und joggte zu ihrer eigenen Wohnung in SoHo. Dort frühstückte sie, sprang unter die Dusche und packte eine paar
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