Vampire schlafen fest
Stimme klang ängstlich. Kein Wunder. Elfen wirken auf Vampire etwa so unwiderstehlich wie Double Chocolate Chip Muffins auf Schokoholics.
»Keine Sorge, außer Amelia, Bob, mir und dir ist niemand im Haus«, beruhigte ich Claudine. Ich wollte Bob seine menschliche Existenz nicht absprechen, auch wenn mir das nicht immer leichtfiel, vor allem dann nicht, wenn das Katzenklo gesäubert werden musste.
»Fährst du auf diese Vampirkonferenz?«
»Ja.«
»Warum?«
Gute Frage. »Die Königin bezahlt mich dafür«, sagte ich.
»Brauchst du so dringend Geld?«
Ich wollte ihren Einwand schon abtun, begann dann aber doch darüber nachzudenken. Claudine hatte schon so viel für mich getan, da war es das Mindeste, dass ich ihren Worten einen Moment Aufmerksamkeit schenkte.
»Ich komme auch ohne zurecht«, sagte ich. Immerhin hatte ich noch etwas von dem Geld übrig, das ich von Eric bekam, weil ich ihn vor einem Hexenzirkel versteckt hatte. Doch der größte Teil war schon weg, wie das mit Geld eben so ist: Die Versicherung war nicht für den gesamten Schaden aufgekommen, als letzten Winter meine Küche ausgebrannt war; ich hatte mir neue Küchengeräte anschaffen müssen; und außerdem hatte ich der freiwilligen Feuerwehr eine gewisse Summe gespendet, weil sie so schnell angerückt waren und sich alle Mühe gegeben hatten, mein Haus zu retten.
Und dann hatte auch Jason noch Geld gebraucht, um die Arztrechnung für Crystals Fehlgeburt zu bezahlen.
Irgendwie hatte ich die beruhigende Phase zwischen enorm zahlungskräftig und total abgebrannt verpasst, und die wollte ich jetzt unbedingt nachholen. Mein kleines Boot schipperte in gefährlichen finanziellen Gewässern, und ich hätte gern einen Schlepper in der Nähe gehabt, der es wieder flottmachen konnte.
»Ich komme auch ohne zurecht«, wiederholte ich, entschlossener, »aber ich will es nicht.«
Claudine seufzte. Kummer stand in ihrem Gesicht. »Ich kann dich nicht begleiten«, sagte sie. »Du weißt, wie Vampire sich uns Elfen gegenüber aufführen. Ich kann nicht mal kurz vorbeischauen.«
»Verstehe«, erwiderte ich ein wenig erstaunt. Ich hatte nicht im Traum daran gedacht, in Claudines Begleitung auf die Konferenz zu fahren.
»Ich glaube, es wird Schwierigkeiten geben«, sagte sie.
»Was für Schwierigkeiten?« Als ich das letzte Mal an einem gesellschaftlichen Ereignis der Vampire teilgenommen hatte, hatte es große, ja riesengroße Schwierigkeiten der allerblutigsten Art gegeben.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Claudine. »Aber ich spüre sie kommen, und ich finde, du solltest zu Hause bleiben. Claude findet das auch.«
Claude interessierte es nicht die Bohne, was mir zustieß, doch Claudine war großzügig genug, um ihren Bruder in ihre Liebenswürdigkeit mit einzuschließen. Wenn man mich fragt, so war Claude nur zu rein dekorativen Zwecken auf dieser Welt. Er war unglaublich egoistisch und hatte keinerlei Sozialverhalten, sah allerdings hinreißend aus.
»Tut mir leid, Claudine, und ich werde dich vermissen, während ich in Rhodes bin«, sagte ich. »Aber ich habe versprochen mitzufahren.«
»Im Gefolge einer Vampirin«, sagte Claudine deprimiert. »Das macht dich für alle Zeiten zu einer ihrer Welt. Du wirst nie mehr eine unbeteiligte Zuschauerin sein können. Zu viele Geschöpfe werden wissen, wer du bist und wo du wohnst.«
Es war nicht so sehr das, was Claudine sagte, sondern die Art, wie sie es sagte, die mir eiskalte Schauer über den Rücken jagte. Claudine hatte recht. Was hätte ich zu meiner Verteidigung auch vorbringen sollen? Ich steckte längst viel zu tief in der Vampirwelt drin, um jetzt noch aussteigen zu können.
Und während ich da so in der Spätnachmittagssonne, die durchs Fenster fiel, an meinem Küchentisch saß, traf ich eine jener Entscheidungen, die einen für immer verändern. Amelia war nicht zu hören oben. Bob war wieder in die Küche zurückgekommen, hatte sich neben seinen Napf gehockt und starrte Claudine an. Claudine selbst erstrahlte in einem Sonnenstrahl, der ihr direkt ins Gesicht fiel. Bei den meisten Leuten hätte das jede Hautunreinheit hervorgehoben. Nicht so bei Claudine, sie sah einfach perfekt aus.
Keine Ahnung, ob ich Claudine und ihre Auffassung von der Welt je verstehen würde, ich wusste selbst jetzt noch erschreckend wenig über ihr Leben. Aber ich war mir sicher, dass sie sich ganz meinem Wohlergehen verschrieben hatte - aus welchem Grund auch immer - und dass sie sich wirklich Sorgen um mich
Weitere Kostenlose Bücher