Vampire schlafen fest
machte. Und trotzdem würde ich mit der Königin, Eric, dem Namenlosen und all den anderen Vampiren aus Louisiana nach Rhodes fahren.
War ich einfach nur neugierig darauf, was auf dieser Vampirkonferenz passieren würde? Wollte ich, dass noch mehr untote Mitbürger auf mich aufmerksam wurden? Wollte ich als eine dieser Vampirsüchtigen gelten, die Untote gnadenlos anhimmelten? Sehnte ich mich irgendwie doch noch nach einer Möglichkeit, Bill zwanglos nahe zu sein und die emotionalen Gründe für seine Untreue besser zu verstehen? Oder ging es mir um Eric? War ich unbewusst verliebt in den großspurigen Wikinger, der so wunderbar aussah, so gut im Bett war und so ein geschickter Taktierer, und das alles auf einmal?
Na, wenn das nicht wie ein vielversprechendes Potpourri an Problemen für eine Soap klang.
»Schalten Sie auch morgen wieder ein«, murmelte ich. Weil Claudine mich verständnislos ansah, fügte ich hinzu: »Es ist mir ein bisschen peinlich, Claudine. Denn, zugegeben, ich werde etwas tun, das ziemlich sinnlos erscheint. Aber ich will das Geld und werde nach Rhodes fahren. Ich bin schon bald wieder zurück. Mach dir bitte keine Sorgen.«
Amelia kam wieder zur Küchentür herein, segelte von hier nach dort und machte sich noch einen Tee.
Claudine ignorierte sie. »Ich mache mir aber Sorgen«, sagte sie einfach. »Es wird Schwierigkeiten geben, meine Liebe, und sie werden dich betreffen.«
»Aber du weißt nicht, wie oder wann?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß nur, dass es welche geben wird.«
»Sieh mir in die Augen«, murmelte Amelia. »Ich sehe einen großen dunklen Mann ...«
»Sei still«, sagte ich zu ihr.
Abrupt kehrte Amelia uns den Rücken zu und riss mit großem Tamtam tote Blätter von ihren Topfpflanzen.
Bald darauf ging Claudine. Auch während ihres restlichen Besuchs hatte sie nicht mehr zu ihrer gewohnten Fröhlichkeit zurückgefunden. Und sie hatte kein weiteres Wort mehr über meine Reise nach Rhodes verloren.
Kapitel 6
Am zweiten Morgen nach Jasons Hochzeit war ich schon wieder mehr ich selbst. Es half, eine Aufgabe zu haben. Ich sollte gleich um zehn, wenn geöffnet wurde, bei Tara's Togs sein und mir die Kleidung aussuchen, die ich laut Eric für die Vampirkonferenz brauchte. Im Merlotte's fing ich heute erst gegen Abend an, um halb sechs, so dass ich das herrliche Gefühl hatte, ein ganzer freier Tag erstrecke sich vor mir.
»Hey, Sookie!«, rief Tara zur Begrüßung, als sie aus den hinteren Gefilden der Boutique kam. Ihre Teilzeithilfe McKenna sah kurz zu mir herüber, räumte dann aber weiter Kleidungsstücke von hier nach dort. Vermutlich hängte sie Sachen an den richtigen Platz zurück, mit so was schienen Verkäuferinnen in Bekleidungsgeschäften ja jede Menge Zeit zu verbringen. McKenna sagte nichts, und falls ich mich nicht irrte, ging sie einem Gespräch mit mir absichtlich aus dem Weg. Ganz schön verletzend, immerhin hatte ich sie nach ihrer Blinddarmoperation vor zwei Wochen noch im Krankenhaus besucht und ihr sogar ein kleines Geschenk mitgebracht.
»Mr Northmans Mitarbeiter Bobby Burnham hat angerufen. Du brauchst also etwas zum Anziehen für eine Reise?«, fragte Tara. Ich nickte und versuchte, sachlich zu wirken. »Was soll's denn sein, Freizeitkleidung? Oder ein Kostüm, etwas für berufliche Zwecke?« Sie warf mir ein unglaublich falsches, strahlendes Lächeln zu. Ich wusste sofort, dass sie sauer auf mich war, weil sie sich Sorgen um mich machte. »McKenna, bringen Sie mal diese Briefe zur Post«, sagte Tara verärgert zu ihrer Angestellten, und McKenna flitzte mit den Sendungen unter dem Arm wie ein reitender Bote zur Hintertür hinaus.
»Tara«, begann ich, »es ist nicht so, wie du denkst.«
»Sookie, das geht mich nichts an.« Tara bemühte sich, möglichst neutral zu klingen.
»Ich finde schon«, sagte ich. »Du bist meine Freundin, und ich will nicht, dass du glaubst, ich würde nur so zum Spaß mit einem Haufen Vampire verreisen.«
»Warum denn sonst?« All die falsche Fröhlichkeit schwand aus Taras Gesicht. Sie meinte es todernst.
»Ich werde dafür bezahlt, dass ich einige Vampire aus Louisiana zu einer großen Konferenz begleite. Als so eine Art, na ja, menschlicher Geigerzähler. Ich soll ihnen sagen, ob jemand sie hinters Licht führen will, denn ich weiß ja, was die Menschen im Gefolge der anderen Vampire denken. Es ist nur dieses eine Mal.« Ausführlicher konnte ich es nicht erklären. Tara war schon einmal
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