Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
zwei Plätzen gleich auf der anderen Seite des Gangs. Die größeren Koffer verstaute er in einem Fach am Anfang des Wagens, alles andere nahmen sie mit zu ihren Plätzen. Julius schob seine Reisetasche ins Gepäcknetz über ihnen, dann wählte er einen Fensterplatz am Vierertisch aus. Als er jedoch Marguerite erwartungsvoll ansah, setzte sie sich an den Zweiertisch, damit sie ihrem Vorsatz entsprechend zu ihm auf Abstand bleiben konnte, bis sie wusste, ob er in der Lage war, sie zu lesen oder nicht.
Sie bemerkte seinen überraschten Blick ebenso wie die Tatsache, dass er missbilligend das Gesicht verzog. Zu ihrer großen Erleichterung sprach er sie aber nicht auf ihr Verhalten an. Tiny war gleich hinter ihr, und nach kurzem Zögern setzte er sich zu ihr an den Zweiertisch, sodass Christian und Marcus gegenüber Julius Platz nehmen konnten.
Zunächst war Marguerite mit dieser Sitzordnung zufrieden, Zunächst war Marguerite mit dieser Sitzordnung zufrieden, doch dann wurde ihr klar, dass Julius genau in ihrem Blickfeld saß.... und dass es ihr nicht gelang, ihn nicht anzusehen. Immer wieder kehrte ihr Blick zu ihm zurück, und sie bemerkte, wie die Deckenbeleuchtung sein schwarzes Haar glänzen ließ. Seine Gesichtszüge hatten etwas fast Aristokratisches an sich, seine dunklen Augen funkelten, und ihr entging auch nicht, wie sanft und voll seine Unterlippe war, wohingegen die Oberlippe umso schmaler wirkte. Diese Beobachtung ließ sie grübeln, wie es wohl sein würde, von ihm geküsst zu werden. Sie konnte es sich fast vorstellen, wie seine starken, eleganten Hände durch ihr Haar glitten, ihren Kopf näher heranzogen, wie sein Mund sich ihren Lippen näherte....
„Möchten Sie etwas essen oder trinken?“ Plötzlich tauchte ein Rollwagen vor ihr auf, und Marguerite zuckte erschrocken zusammen. Als sie den Kopf hob, sah sie eine rothaarige junge Frau, deren Gesicht mit so vielen Sommersprossen übersät war, dass es unmöglich gewesen wäre, sie mit Make-up zu verdecken. Doch das änderte nichts daran, dass sie eine attraktive Frau war, was durch ihr breites Lächeln und das Leuchten in ihren Augen noch unterstrichen wurde.
„Ich hätte gern ein Sandwich“, sagte Tiny und lenkte die Aufmerksamkeit der Frau auf sich.
Marguerite wartete, bis Tiny bedient worden war, dann fragte sie die Frau: „Sie haben nicht zufällig etwas zu lesen?“
„Auf meinem Platz lag ein Frauenmagazin, Marguerite“, ließ Tiny sie wissen, als die Frau bedauernd den Kopf schüttelte.
„Danke!“ Sie nahm die Zeitschrift entgegen und schnitt beim Anblick der Schlagzeilen eine Grimasse. „Nehmen Sie zehn Kilo in vier Wochen ab – ganz ohne Diät!“ „Sorgen um Ihre Gesundheit? Wir haben die Antworten!“ „100 geheime Sextricks, mit denen Sie Ihren Mann zum Tiger im Bett machen!“ Diese letzte Überschrift weckte dann doch ihr Interesse, und sie begann, zu der angegebenen Seite zu ihr Interesse, und sie begann, zu der angegebenen Seite zu blättern. Das letzte Mal war schon eine ganze Weile her, und ein kleiner Auffrischungskurs war sicher nicht verkehrt, auch wenn sie nicht damit rechnen sollte, in nächster Zeit Sex zu haben.
Das Geräusch des Rollwagens lenkte sie ab, als er weiter durch den Gang geschoben wurde, und wie von selbst sah sie wieder zu Julius. Er unterhielt sich mit Christian und gestikulierte dabei unablässig, sodass sie einmal mehr seine starken, eleganten Hände bewundern konnte. Mit einem unauffälligen Kopfschütteln zwang sich Marguerite, sich wieder auf die Zeitschrift zu konzentrieren, und tatsächlich gelang es ihr, einen ganzen Satz zu lesen, ehe ihre Augen erneut Julius erfassten. Das war doch wirklich albern. Offenbar war sie einfach nicht in der Lage, ihre Gedanken um irgendetwas anderes kreisen zu lassen.
Nachdem sie nun davon überzeugt war, dass er die Identität von Christians Mutter verschwieg, weil er den Jungen beschützen wollte, fiel ihr Urteil über den Mann viel wohlwollender aus. Ein guter Vater beschützte sein Kind, so gut es ging, und genau das war hier der Fall. Noch beeindruckender war aber, dass Julius ihn fünfhundert Jahre lang in dem Glauben gelassen hatte, er sei einfach nur ein unsympathischer Alleinherrscher. Lieber sollte Christian auf ihn wütend sein, anstatt ihn dem Schmerz auszusetzen, der mit dem Wissen einherging, dass seine Mutter ihn nicht wollte und sogar seine Tötung angeordnet hatte.
Marguerite hielt das für eine sehr fürsorgliche Einstellung.
Die
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