Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
meisten Männer hätten mit Freuden die Wahrheit enthüllt und sich wahrscheinlich daran geweidet, die Mutter als den Teufel in Person darzustellen, während sie sich selbst als liebevollen, aufopfernden Elternteil präsentierten, der sie vor einem schlimmen Schicksal bewahrt habe. Julius dagegen hatte nicht nur die Wahrheit verschwiegen, sondern es auch vermieden, die Mutter schlechtzumachen. Ihrer Meinung nach dürfte das für Christians Entwicklung von Vorteil gewesen dürfte das für Christians Entwicklung von Vorteil gewesen sein.
Plötzlich sah Julius von der Zeitung auf, die er zwischenzeitlich zu lesen begonnen hatte, und sofort schaute Marguerite weg, während sie innerlich aufstöhnte, da sie merkte, dass ihre Wangen rot anliefen. Um Himmels willen, sie war kein schüchternes Schulmädchen mehr, sondern über siebenhundert Jahre alt. Wenn sie errötete, nur weil ein Mann sie ansah, dann konnte sie als Nächstes auch vor Verlegenheit mädchenhaft kichern und Pyjamapartys veranstalten.
„Ich hätte das Sandwich mit Käse und Zwiebeln nehmen sollen.“
„Was?“ Ratlos sah sie zu Tiny, der eben das Gesicht verzog und sein Sandwich aufklappte und die Hälften auf den Tisch legte.
Zuerst dachte sie, er würde gar nicht antworten, da er ganz darauf konzentriert war, das braune Relish vom Brot abzukratzen. Schließlich war es geschafft, er klappte die beiden Hälften wieder zusammen und erklärte dann: „Ich mag dieses braune Zeugs nicht, das sie hier auf Schinkensandwiches schmieren. Ich hätte das Sandwich mit Käse und Zwiebeln nehmen sollen.“
„Und warum hast du es nicht getan?“, fragte sie amüsiert.
„Weil ich eins mit Fleisch haben wollte“, brummte er.
„Es gab auch Sandwich mit Shrimps“, erwiderte sie.
„Shrimps sind kein Fleisch“, stellte er angewidert klar. „Und wer belegt schon ein Sandwich mit Shrimps?“ Sie lächelte flüchtig über seine Bemerkung, dann nahm sie ihm einen Kartoffelchip ab und steckte ihn in den Mund. Hmm, Salz und Essig. Der Geschmack explodierte förmlich in ihrem Mund und war so intensiv, dass es fast schmerzte.
„Wenn du Hunger hast, warum hast du dir nicht auch was zu essen genommen?“, knurrte Tiny.
„Ich esse nicht“, erwiderte sie.
„Ach, stimmt ja“, gab er seufzend zurück.
Ohne auf seine schlechte Laune einzugehen, griff sie noch einmal bei seinem Essen zu, dann lehnte sie sich zurück und versuchte, sich auf den Artikel zu konzentrieren. Bislang war sie auf keine neuen, wundersamen Techniken gestoßen, was darauf hindeutete, dass es in den zweihundert Jahren seit ihrer letzten Schwangerschaft offenbar keine revolutionären Entwicklungen in Sachen Sex gegeben hatte. Es war beruhigend, das zu wissen.
„Sie sehen blass aus, Marguerite. Wann haben Sie das letzte Mal etwas getrunken?“ Erschrocken sah sie auf und verfluchte, dass sie schon wieder rot im Gesicht wurde, als sie sah, dass Julius im Gang stand und sie besorgt musterte. Hastig schlug sie die Illustrierte zu, bevor er sehen konnte, mit welchem Thema sie sich gerade beschäftigte. „Vorletzte Nacht habe ich zum letzten Mal etwas getrunken. Bevor wir nach London abgefahren sind.“
Ungläubig riss er die Augen auf. „Sie hatten doch eine Kühltasche dabei. Dante hatte sie mit Ihrem Koffer mitgenommen.“
„Die war schon leer. Ich sollte eigentlich im Dorchester eine Lieferung bekommen, aber bevor die eintreffen konnte, hatten wir das Hotel bereits wieder verlassen. Und letzte Nacht habe ich völlig vergessen, Bastien anzurufen.“
„Sie hätten nur etwas zu sagen brauchen. Wir haben genug, um Ihnen etwas abzugeben“, meinte er besorgt und begann, das Gepäcknetz zu durchsuchen, bis er die kleine schwarze Kühltasche gefunden hatte. Er hob sie herunter, drehte sich zu Marguerite um. „Kommen Sie.“
Ihr Instinkt drängte sie, sich der Aufforderung zu widersetzen, weil er sie gegen alles rebellieren lassen wollte, was sie unter Jean Claude hatte erdulden müssen. Aber in diesem Fall würde sie sich damit nur selbst schaden. Ihr ganzer Körper wurde von einer geradezu schmerzhaften Sehnsucht erfasst, wenn sie nur an den Inhalt dieser Kühltasche dachte. Außerdem konnte sie nicht hier in Kühltasche dachte. Außerdem konnte sie nicht hier in Gegenwart der anderen Reisenden einen Beutel Blut trinken.
Seufzend stand sie auf und folgte ihm durch den Gang aus dem Abteil.
Er führte sie zu einer Tür, hinter der sich eine Toilette verbarg. Erstaunt betrachtete sie den
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