Vampire sind die beste Medizin: Argeneau Vampir 9
zurückkehren, und sie wäre außer Gefahr.“
„Nein, das glaube ich nicht“, antwortete Julius und verspürte ein Schaudern allein bei dem Gedanken daran, sie könnte wieder abreisen.
„Was?“, fragte Tiny ungläubig.
„Ich glaube, sie ist nirgendwo in Sicherheit, egal, wo sie sich aufhält“, erklärte er leise und sprach damit aus, was ihm durch den Kopf gegangen war, während er auf die Blutkonserven gewartet hatte. „Meiner Ansicht nach wurde etwas in Gang gesetzt, das nicht mehr aufzuhalten ist.“
„Und das wann endet? Wenn Marguerite tot ist?“, fauchte Tiny und griff nach dem Laken. Julius wollte ihn aufhalten, doch er zog es nur weit genug nach unten, um ihre Schulter freizulegen. Die Wunde hatte sich bereits zur Hälfte geschlossen, doch es war immer noch ein tiefer, hässlicher Schnitt. „In was hat uns Christian da nur reingezogen?“
„Ich wünschte, ich wüsste es“, murmelte Julius.
„Was sind.... ?“
„Gehen Sie jetzt“, unterbrach er den Sterblichen erschöpft und drang in dessen Geist ein, damit er seiner Anweisung Folge leistete. Er benötigte Zeit und Ruhe zum Nachdenken, aber Tinys besorgte und wütende Fragen hielten ihn davon ab. Also schickte er den Mann ins Bett, wo er auch für den Rest der Nacht bleiben sollte. Julius wusste, er würde seine Fragen erneut stellen, wenn er am Morgen aufwachte, doch er hoffte, dass er bis dahin Antworten liefern konnte. Oder zumindest ein paar gute Lügen.
Als der Sterbliche die Tür hinter sich zuzog, seufzte Julius erleichtert auf und tauschte den leeren gegen einen vollen Blutbeutel aus, während er geduldig darauf wartete, dass Marguerites Körper sich vollständig regenerierte. Sie war nicht mehr ganz so blass, ihr Gesicht hatte jetzt mehr die Farbe von Pergament, weniger die von Porzellan. Drei oder vier Beutel waren wohl nötig, ehe sie sich einigermaßen erholt hatte. Der eigentliche Heilungsprozess würde sicher den Rest der Nacht in Anspruch nehmen, und selbst wenn von der Fleischwunde äußerlich nichts mehr zu erkennen war, hatte ihr Körper noch genug damit zu tun, die inneren Verletzungen zu reparieren. Vor Sonnenaufgang würde sie bestimmt weitere zwei bis drei Beutel trinken müssen, das Gleiche noch einmal, wenn sie aufgewacht war. Erst dann würde es ihr wieder gut gehen.
„Fenster und Türen sind verschlossen, und außer uns hält sich niemand im Haus auf“, berichtete Marcus, als er zusammen mit Christian ins Zimmer zurückkehrte. Julius nickte nur und tauschte ein weiteres Mal die Blutbeutel aus.
„Dann war das also der gleiche Angreifer wie im Hotel?“, fragte Christian leise, stellte sich auf der anderen Seite neben das Bett und betrachtete Marguerite.
„Danach sieht es aus“, bestätigte Julius.
Christian nickte. „Und du denkst nach wie vor, dass meine Mutter dahintersteckt?“
„Auf jeden Fall Leute, die ihr nahestehen“, antwortete er und stutzte, als er den schuldbewussten Gesichtsausdruck seines Sohnes bemerkte. „Du kannst nichts dafür, Christian. Hätte ich das Ganze seinerzeit anders gehandhabt, wäre das alles niemals geschehen.“
„Und was machen wir nun?“, warf Marcus ein und wechselte das Thema. „Bleiben wir hier und warten darauf, dass Martine Argeneau aus London zurückkehrt?“ Julius zögerte, sein Blick wanderte zu Marguerite. Er wollte ihr mehr von York zeigen, weil er hoffte, auf diese Weise Erinnerungen an die Vergangenheit zu wecken, die aus ihrem Gedächtnis verschwunden zu sein schienen. Aber er konnte nicht riskieren, dass sie dabei noch einmal angegriffen wurde. Vielleicht würde sie beim nächsten Mal nicht so viel Glück haben und dann nicht um Haaresbreite mit dem Leben davonkommen.
„Wie spät ist es?“, fragte er abrupt.
„Fast ein Uhr“, ließ Christian ihn wissen. „Jetzt fährt kein Zug mehr.“
„Nein, ganz sicher nicht“, stimmte er ihm zu, schwieg sekundenlang und sagte: „Wir reden morgen nach dem Aufstehen darüber. Marguerite wird auch etwas dazu sagen wollen.“
„Ich vermute, sie wird bleiben wollen“, gab Christian zu bedenken. „Solange wir sie nicht aus den Augen lassen, sollte sie in Sicherheit sein. Unser unbekannter Angreifer scheint abzuwarten, bis keiner von uns mehr in der Nähe ist.“ Als Julius ihn fragend ansah, fügte er hinzu: „Warum sollte er es sonst wagen, sie in der Öffentlichkeit anzugreifen? Eine Toilette in einem Restaurant, in der sich zudem noch eine Sterbliche aufhält, ist eine gewagte Sache. Er muss die
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