VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Regelung, mit der beide Seiten zufrieden sind.« Kurz blitzt Verbitterung in seinen Gesichtszügen auf. »Und was Ihren Vater angeht: Wir werden Sie über seinen Aufenthaltsort in Kenntnis setzen, sobald wir ihn aufgespürt haben.« Seine Bewegungen sind militärisch zackig, als er sich von mir abwendet und auf die Tür zugeht. »Sie sind schließlich seine nächste lebende Verwandte.«
Ich erwache, als ich Shanes Kuss auf meinen Lippen spüre. Zumindest hoffe ich, dass er es ist, der mich küsst.
Ich öffne die Augen und lächle ihn an.
»Die Schwester hat mir gesagt, ich soll dich wecken, es ist Zeit fürs Abendessen.« Shane klopft sich auf den Bauch. »Ich habe dankend abgelehnt und gesagt, ich sei bereits satt.«
»Das ist wirklich geschmacklos, wenn man bedenkt, warum ich hier liege!«
»Wo wir gerade von Geschmack reden …« Hinter seinem Rücken holt er eine Schachtel Pralinen hervor. »Dunkel magst du sie am liebsten, richtig?«
»Dunkel und bittersüß wie die Seele meines Kerls.« Ich grabsche nach der Schachtel und reiße mit einer Hand die Schleife ab. Shane fängt den Teddy auf, als der von meinem Schoß rutscht, und dreht die Lautstärke meines Fernsehers herunter.
Dann zieht Shane den Besucherstuhl nah an mein Bett. »Also: Was ist passiert? Gestern Nacht in der Notfallambulanz hast du jede Menge zusammenhangloses Zeug von dir gegeben. Lori hat mir die Sache mit Travis erzählt. Aber du hast immer wieder was über die Festung und deinen Dad gemurmelt.«
Ich berichte ihm von der erzwungenen Nicht-ganz-Begegnung mit Neds Bruder B. und von dem Video mit meinem gefangen gehaltenen Vater.
»Hast du eine Vorstellung, wo sie ihn gefangen halten könnten?«, fragt Shane.
»Nein, nicht die geringste. Er war in einem leeren Raum, keinerlei Anhaltspunkte erkennbar. Er hat geklungen, als ob er große Angst hätte. Ich glaube, sie gehen nicht gerade zimperlich mit ihm um. Er hat das gesagt, was Geiseln eben so sagen, ganz wie das Zeug, das man immer in den Nachrichten sieht.« Eine Erinnerung meldet sich in meinem Hinterstübchen. »Aber da war etwas, das war seltsam. Er meinte, wir hätten den vierten Juli immer bei meiner Tante Lori verbracht. Nur habe ich gar keine Tante namens Lori, und wir haben auch noch nie Feiertage bei irgendwelchen Verwandten verbracht.«
Nachdenklich zieht Shane die Augenbrauen zusammen. »Könnte es sein, dass er von Lori, deiner besten Freundin Lori, gesprochen hat?«
»Er hat sie doch erst letzten August kennengelernt. Außerdem haben Lori und ich den Unabhängigkeitstag nie zusammen verbracht. Sie ist da doch immer bei den Gedenkfeiern für die Schlacht von Gettysburg.«
Überrascht blicken wir uns an, die Erkenntnis ist uns gleichzeitig gekommen. Shane sagt: »Gettysburg? Weiß dein Vater, dass Lori ein Faible für den Bürgerkrieg hat?«
»Mein Vater hat aus David rauskitzeln können, dass er Gideons Sohn gepfählt hat. Da war es bestimmt ein Leichtes, Lori dazu zu bringen, ihm von ihrem Lieblingshobby zu erzählen. Glaubst du, das war ein versteckter Hinweis, ja? Du glaubst, er ist in Gettysburg?«
»Warum sonst sollte er diese Bemerkung über Lori und den vierten Juli gemacht haben?« Voller Bewunderung schüttelt Shane den Kopf. »Schlau, richtig schlau, dein alter Herr! Die Typen, die ihn gefangen halten, können die Verbindung zwischen Lori und Gettysburg nicht herstellen. Aber ihm war klar, dass dir die Bemerkung als merkwürdig auffallen würde.« Shane wirft mir einen besorgten Blick zu. »Ich bin sicher der Letzte, dem das passt: Aber wir sollten die Liga informieren. Nur die Liga verfügt über genug Leute für eine Befreiungsaktion.«
Ich gebe einen Grunzlaut von mir. Der Gedanke, noch mehr mit dieser Schlägerbande zu tun zu haben, gefällt mir gar nicht. Aber vielleicht habe ich gar keine andere Wahl.
Leise klopft es an der Tür. »Bist du wach genug, um mir ’n Kopf abzureiß’n?«, fragt eine nur allzu vertraute Stimme.
Shane versteift sich bei Travis’ Anblick. Ich lege Shane die Hand auf den Arm, um ihn davon abzuhalten, dem jüngeren Vampir ins gerade erst wieder restaurierte Gesicht zu springen.
»Sieh mal einer an, wer da ist!« Ich kann es nicht verhindern, will es auch nicht: Der Ton, den ich anschlage, ist scharf. »Der einstige Elefantenmensch.«
In durchaus demütiger Haltung nähert sich Travis mir. Er hat einen Strauß lilafarbener Blumen in der Hand. »Ich weiß, das macht’s kein bisschen wieder gut. Aber was Besseres is’ mir
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