VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
in der Nacht wieder auf freien Fuß gesetzt, als sich die Flüssigkeit, mit der der mutmaßliche Anschlag begangen wurde, als gewöhnliches Wasser erwies. Für den Mord an Tarquinio hat die Polizei momentan noch keine Verdächtigen.«
Die Nachrichten gehen mit der nächsten Story weiter. Shane zieht sein Handy hervor. »Ich rufe David an.« Dann flucht er. »Handys sind hier bestimmt verboten. Ich geh dann mal raus.« Auf dem Weg nach draußen drückt er mir kurz den Fuß.
An der Tür kommt ihm eine junge Frau mit Pferdeschwanz entgegen. Sie bringt das Abendessen. Mein Magen rebelliert zwar, denn vor Sorge und Angst ist mir ganz schlecht. Aber ich habe seit mehr als vierundzwanzig Stunden nichts Richtiges mehr gegessen. Ich hebe den Warmhaltedeckel aus Metall hoch. Kartoffelsuppe und ein kleiner Salat als Beilage.
Travis studiert den Zettel, der auf meinem Tablett liegt. »Da is’ ›leichte Kost‹ angekreuzt. Biste auf Diät, oder was?«
»Wahrscheinlich, damit ich nicht kotze nach dem ganzen Narkosezeug.« Mit einigen Schwierigkeiten – ganz abgesehen von den stechenden Schmerzen in meinem operierten Arm – setze ich mich auf und ziehe das Tablett auf dem Klapptisch näher zu mir heran.
Meine linke Hand fühlt sich an, als hätte sie zu viele Finger und nicht genügend Nervenverbindungen zum Gehirn. Der erste Löffel Suppe landet auf der Serviette, die ich vorsorglich auf meinem Bauch ausgebreitet habe.
»Wart mal.« Travis setzt sich auf die andere Seite ganz nah an mein Bett und nimmt mir den Löffel aus der Hand. Er hält mein Kinn mit einer frischen Serviette und führt mir einen Löffel Suppe an die Lippen.
»Schuldentilgung, was? Du fütterst dieses Mal mich, ja?« Ich lasse zu, dass er mir den Löffel in den Mund steckt, schlucke hastig. »Au, Scheiße, viel zu heiß!«
Travis stellt die Suppe beiseite und schneidet mir den Salat klein. »Du hast kein’ Schimmer, wie sich das angefühlt hat, als der Typ mir das Zeug ins Gesicht gekippt hat. Das waren nich’ einfach nur scheiß-heftige Schmerzen. Ich hab mit meinen Fingern mein Gesicht angefasst, und da is’ nix mehr da gewesen, nur irgend’ne Matsche. Du kennst das doch, wenn Tiere von ’nem Auto überfahren werden: sind praktisch auf links gedreht.«
Erst blicke ich Travis an, dann mein Essen.
»’tschuldigung, das war ziemlich daneben«, meint er. »Egal. Ich hab immer nur gedacht: Wenn ich noch ’n Mensch wär, wär ich jetzt nur nass. Gestern wollt ich einfach nur sterben. Aber heute, verstehste, bin ich einfach nur froh, dass ich am Leben bin … oder untot oder was. Also: Wenn du’s jemals brauchst, dann geb ich mein Leben für dich. Jederzeit.« Travis spießt einen Crouton auf. »Und bis dahin fütter ich dich erst mal mit Salat, okay?«
Sein etwas umständlich formuliertes Geständnis berührt mich tatsächlich. Nach dem nächsten Bissen frage ich: »Hast du Kevin Tarquinio umgebracht?«
»Drüber nachgedacht hab ich schon. Aber Lori hätt das ziemlich aufgeregt, wenn ich’s gemacht hätt.«
»Sie bedeutet dir viel, was?«
Travis rührt in meiner Suppe. »Jeder, den ich kenn, behandelt mich wie ’n Baby oder als wär ich ’n Monster. Sie behandelt mich, als wär ich ’n Mann.«
Als Shane zurückkommt, räumt Travis sofort seinen Platz für ihn.
»Ich habe David nicht erreicht. Also habe ich Lori angerufen.« Shane rückt den Stuhl noch ein Stück näher heran. »Sie ist auf die Website des Nachrichtensenders gegangen.« Shane wirft mir und Travis einen langen Blick zu. »Der Mord an Tarquinio war eine regelrechte Exekution. Profimäßig.« Er schweigt einen Augenblick. »Man hat die Leiche in unmittelbarer Nähe des Polizeireviers gefunden. Der wahrscheinliche Todeszeitpunkt wurde aus, wie es heißt, ermittlungstechnischen Gründen nicht veröffentlicht.«
Mein Magen würde mir bis in die Kniekehlen rutschen, wenn er könnte. »Der Liga-Agent, der Kevin beschattet hat, hat ihn möglicherweise umgebracht, gleich nachdem die Bullen ihn haben gehen lassen.«
»Könnt aber auch die Festung gewesen sein«, wirft Travis ein. »Der Typ hat inner Öffentlichkeit von Vampiren gebrabbelt. Vielleicht is’ das gegen die Regeln.«
Ich schüttele den Kopf. »Sie hätten ihn wahrscheinlich nur bestraft. Die sind so pro-menschlich, die hätten ihm eher für das, was er dir angetan hat, eine Ehrenurkunde ausgestellt als ihn umgebracht.«
»Und was ist mit diesem Ned?« Shane beugt sich näher zu mir herüber, als der nächste
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