Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
misstrauischen Blick zuwarf. Vermutlich glaubte sie, seine Bemerkung sei sarkastisch gemeint.
„Vielen Dank“, murmelte sie. „Sie dagegen sehen schrecklich aus.“
Decker musste lachen. In ironischem Tonfall erwiderte er: „Besten Dank auch.“
„Ich wollte damit nur sagen, dass Sie hundemüde aussehen“, stellte sie hastig klar und wurde rot.
Decker verzog den Mund, nickte aber bestätigend. „Das bin ich auch.“
„Um Himmels willen, dann legen Sie sich doch schlafen“, forderte sie ihn aufgebracht auf.
Das hätte er zu gern getan, schließlich war er erschöpft. Dennoch schüttelte er den Kopf. „Das geht nicht.“
„Oh ja, stimmt. Sie sollen mich ja nicht aus den Augen lassen“, gab sie gereizt zurück, bevor sie ihn anherrschte. „Das ist doch albern! Ich gehe nicht von hier weg! Wohin sollte ich denn? Ich muss doch hier warten, bis man mir mein Handy wiederbringt. Übermüdet werden Sie zu nichts zu gebrauchen sein, wenn Nicholas sich meldet und wir uns auf den Weg machen müssen.“
Er räusperte sich. „Wo Sie gerade von Nicholas reden....“
„Nein, ich will nichts davon hören“, unterbrach sie ihn energisch und ging zum Bett, griff nach der weichen Wolldecke und stürmte zur Tür.
„Wohin wollen Sie?“, zischte Decker ihr zu, als er ihr auf den Flur folgte.
„Mich sonnen“, entgegnete sie ebenso gedämpft, da sie offenbar auch nicht vorhatte, Lucian und die anderen noch einmal zu wecken. Er wollte sie davon abhalten, aber statt sie hier oben zur Rede zu stellen, folgte er ihr ins Erdgeschoss und wartete, bis sie in der Küche waren. Als er dann etwas sagen wollte, kam Dani ihm zuvor. „Ich werde mich nur da vorn auf den Rasen legen. Sie können mich ja von der Tür aus im Auge behalten. Oder darf ich etwa nicht mal das Haus verlassen?“, wollte sie wissen und warf ihm einen wütenden Blick zu.
Decker zögerte. Er wollte ihr nicht das Gefühl geben, eine Gefangene zu sein, und er konnte sie tatsächlich von der Tür aus beobachten, aber eigentlich hatte er vor, mit ihr über Nicholas zu reden. Er wusste, dass sie nichts davon hören wollte, doch sie musste es erfahren. Lucian hatte recht, wenn er sagte, sie werde die Situation dann besser verstehen.
Zumindest hoffte er das, denn ansonsten hatte er keine Ahnung, wie er am besten vorgehen sollte. Das Problem war seine eigene Unentschlossenheit. Einerseits wollte er Dani vor dem Wissen schützen, in das er sie einweihen musste. Sie sollte weiterhin hoffen und auf einen Mann zählen können, der in Wirklichkeit gar nicht so zuverlässig war, wie sie glaubte. Andererseits machte es ihn rasend vor Wut, dass sie Nicholas mehr zu vertrauen schien als ihm. Und dann war da noch der Gedanke, ihr am besten alles zu erzählen, weil das ihre Illusionen zerstören und sie auf die Enttäuschung vorbereiten würde, die sie erwartete, wenn sie herausfand, dass Nicholas gar nicht auf ihrer Seite stand.
Das Geräusch einer zufallenden Tür lenkte ihn von seinem inneren Konflikt ab. Als er aufsah, stellte er fest, dass Dani die Tür hinter sich zugezogen hatte und nun wütend die Terrasse in Richtung Rasen überquerte, wobei sie die Decke hinter sich herschleifte. Es schien, als hätte sie genug davon, darauf zu warten, dass er endlich eine Entscheidung traf. Fluchend ging er zur Tür und sah nach draußen, wo die Sonne gerade zwischen den Wolken hervorbrach, dann presste er die Lippen zusammen und stieß die Tür auf, um Dani zu folgen.
„Was machen Sie denn hier draußen? Sie sollen doch die Sonne meiden“, waren Danis einzige, gereizt klingende Worte, als er sie auf halber Strecke eingeholt hatte. Es war offensichtlich, dass sie gehofft hatte, ihm zu entkommen, indem sie aus dem Haus ging. Aus einem unerklärlichen Grund verstärkte das nur seinen Entschluss, bei ihr zu bleiben.
„Das müssen wir zwar, aber nicht dauernd“, stellte Decker klar. „Außerdem haben wir im Haus genügend Blutkonserven auf Vorrat.“
Dani warf ihm einen giftigen Blick zu. „Prima.“ Dann ging sie weiter.
„Wohin wollen wir eigentlich?“, fragte er sie und musste unwillkürlich lächeln. Wenn sie sich so aufregte, war sie gleich umso bezaubernder.
„
Ich
“, erwiderte sie betont, „will eine trockene Stelle finden, wo ich die Decke auf dem Rasen ausbreiten kann.“ Decker betrachtete das vom Morgentau feuchte Gras. Zwar war die Luft heiß und stickig, doch der Tag hatte gerade erst begonnen, und die Sonne machte sich hinter den Wolken ziemlich
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