Vampire's Kiss
mich ganz am Anfang gewarnt: Diese Mädels waren ein Wolfsrudel, blind vor Blutgier, sobald sie Schwäche witterten. Und es gab nichts Hilfloseres als ein Mädchen gegen ein ganzes Rudel von hasserfüllten Konkurrentinnen.
Ich beugte das rechte Bein und tastete instinktiv nach den Wurfsternen, die ich normalerweise in einer Innentasche meines Stiefels aufbewahrte. In einer Innentasche meines Uniform -Stiefels. Aber im Moment trug ich meine Sportsachen und Turnschuhe.
Ein Gefühl der Angst jagte mir einen Schauder durch den Körper, und ich atmete tief durch, um mich wieder zu beruhigen.
Masha musterte mich mit schmalen Augen. »Arme Kleine! Hat ihr Lieblingsspielzeug nicht dabei!«
Die Fieberkurve der Umstehenden schnellte in die Höhe. Ein winziger Auslöser – und alle würden zu Gläsern greifen, um sie zu zerschlagen und die Scherben als Waffen zu verwenden. Ich konnte von keiner Seite Hilfe erwarten.
Oder doch. Emma würde zu mir halten. Das Mädchen vom Land, stoisch und zuverlässig wie immer. Ich schärfte meine Sinne und spürte, dass sie dicht hinter mir stand. Ich roch sogar die Karottensuppe, in die Trinity ihr Gesicht getaucht hatte. Ein absurdes Lächeln stahl sich auf meine Züge, bedrohte meine eiserne Beherrschung.
Sie würde zu mir halten, wie bereits damals, als sie mich noch gar nicht kannte und wir von einem Draug angegriffen wurden. Sie würde zu mir halten, aber diesmal würden wir gemeinsam untergehen, und die anderen würden sich freuen, dass wir die Opfer waren und nicht sie. Und sie würden schadenfroh zusehen, wie man uns auf Bahren wegbrachte, als Mitternachts-Snack für irgendwelche Vampire.
Reiß dich zusammen! Ich dachte nicht daran, mein Blut für irgendeinen gruseligen Vampir zu opfern. Lieber vergoss ich es bis zum letzten Tropfen im Kampf gegen diese Furien hier.
»Trau dich!« Ich packte ebenfalls ein Glas und schlug es gegen die Tischkante. Das Entsetzen, das in Mashas Augen aufflackerte, war Balsam für meine Seele.
Aber ich hatte meinen Arm zu schwungvoll nach unten geschmettert. Das Glas zersplitterte, und in meiner Faust blieben der Stiel und ein paar Scherben zurück, die mir die Finger aufschnitten.
Eine der Eingeweihten schnellte vor und griff nach einem Tafelmesser, aber Masha schubste sie zur Seite. »Zurück. Acari Drew gehört mir.« Sie kam mit schnellen Schritten um den Tisch herum, ohne mich aus den Augen zu lassen. Die Menge machte eine schmale Gasse frei, die sich sofort wieder hinter ihr schloss.
Glitschige Wärme sickerte zwischen meine Finger. Selbst ich konnte das Blut riechen, das aus den Schnitten quoll – und es war nur eine Frage der Zeit, bis es die ersten Vampire anlockte.
Gedankenfetzen wirbelten durch meinen Kopf. Mahlzeit, Jungs!
Masha zerschnitt mit ihrem scharfkantigen Glas die Luft. »Davon habe ich geträumt!«
Ich wich einen Schritt zurück. »Nicht nur du!«
Ungeküsst sterben. Die Vorstellung feuerte mich an. Ich beschloss, es ihnen nicht zu leicht zu machen.
Mit einem breiten Grinsen hechtete ich vorwärts, den Glasstumpf in der erhobenen Rechten. Doch das war eine Finte. Während Masha die freie Hand hochriss, um die gefährdete Seite ihres Kopfs zu schützen, landete ich einen Schmetterhieb auf der anderen Seite, genau zwischen Ohr und Schläfe.
Sie schrie auf, und die Umstehenden hielten den Atem an.
Heiliges Kanonenrohr.
Sie fletschte die Zähne und fauchte wie ein Raubtier. Jetzt, da sie benommen war, verstärkte sich ihr Akzent, und ich musste unwillkürlich an eine entlaufene Gulag-Insassin denken. »Du bist – tott!«
Ich hörte, wie sich die schwere Tür zum Speisesaal öffnete und wieder schloss. Einmal, zweimal. Die Vampir-Anwärter trafen ein. Gerade rechtzeitig, um mit anzusehen, wie mich eine außer Kontrolle geratene Guidon zur Begeisterung ihrer weiblichen Schläger-Riege in Stücke riss.
Masha drang erneut auf mich ein. Ich packte einen Stuhl und schwang ihn ihr entgegen. Das Blut machte meine Hände glitschig und klebrig, und meine Abwehr wirkte ungeschickt, aber sie reichte aus, um Mashas Ansturm zu bremsen.
Ein kalter Luftzug wirbelte durch den Saal, als die Tür erneut aufging. Aber diesmal wehte er eine Stimme herein. »Genug!«
Rektor Claude Fournier.
Alle erstarrten.
Unser Rektor war Franzose. Er sah blendend aus, benahm sich weltmännisch – und tötete so gleichgültig wie kein anderer Vampir auf diesem Felseneiland.
Furcht wand sich wie kalter Rauch durch meine Adern. Ich konnte Masha
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