Vampire's Kiss
Spektakel entging, dicht gefolgt von den Vampir-Anwärtern, die den Zickenkrieg mit beträchtlicher Schadenfreude verfolgten.
War Yasuo bei ihnen, oder hatte er den Saal vor Beginn des Streits verlassen? Und wenn er sich in der Menge befand, würde er mir zu Hilfe kommen? Wahrscheinlich nicht, schoss es mir durch den Kopf. Meine Niedergeschlagenheit wuchs.
Ich musste den Kampf hinauszögern, denn sobald er begann, würden sich die Zuschauer in einen Mob verwandeln – und sich gegen mich wenden.
Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich schob den Peitschenstiel von einer Faust in die andere, damit ich mir das Blut von der Handfläche wischen konnte. Meine Shorts waren mit Salz und Sand verkrustet, und vage registrierte ich das scharfe Brennen in meinen offenen Wunden. »Ist das nicht alles ein wenig überzogen? Ich meine, mich die Treppe runterzustoßen, ist eine Sache, aber eine öffentliche Hinrichtung …?«
»Die Vampire werden es mir danken«, sagte Masha, und Trinity kicherte albern los.
»Auch Alcántara?«, fauchte ich.
Mashas Züge wirkten mit einem Mal hart. Ich hatte mich schon gefragt, warum immer ich als ihr Punchingball herhalten musste, aber nun dämmerte mir die Wahrheit. Vermutlich ärgerte sie sich, dass ein Vampir eine junge Anfängerin wie mich unter seinen persönlichen Schutz gestellt hatte.
Ich zerbrach mir den Kopf, welche Winkelzüge ich noch anwenden könnte, obwohl ich wusste, dass der Zug längst abgefahren war und sich rasend schnell der Stelle näherte, wo ich hilflos gefesselt auf den Schienen lag. Ich trat einen Schritt zurück. »Sie werden bald hier sein. Die Vampire, meine ich. Bestimmt riechen sie das Blut.«
»Und sie werden sehr durstig sein«, säuselte Masha. »Sie werden deinen Körper aus dem Speisesaal schleppen und bis auf den letzten Tropfen aussaugen.«
»Brauchen sie dafür keinen Beschluss oder so?«
Sie schlenderte an die Stirnseite des Tisches, lässig, als hätte sie alle Zeit der Welt. »Im Gegenteil, sie werden sich bei mir bedanken, dass ich Lilous Werk vollendet habe. Und verlass dich drauf, ich werde mich nicht damit begnügen, dein Blondhaar anzukokeln. Ich werde dich schlagen und demütigen und auspeitschen, bis das Blut spritzt. Und dann werde ich den Vampiren deinen geschundenen Körper aushändigen. Ich höchstpersönlich.«
»Der Gedanke an meinen Körper lässt dich wohl nicht mehr los?« Ich hätte beinahe gelacht, so absurd und surreal kam mir ihr barbarisches Getue vor. Beinahe.
»Ich habe von dieser Begegnung geträumt.«
Eine wilde Freude erfasste mich, als mir klar wurde, dass ich nichts zu verlieren hatte. Wenn ich unterging, dann zumindest nicht kampflos. Ich konnte mich für alle Ungerechtigkeiten rächen, die ich seit meiner Ankunft hier erfahren hatte. Ich umklammerte den Peitschengriff und hob ihn ganz leicht an. »Dann wird es Zeit, dass ich dich aufwecke.«
»Du willst gegen mich kämpfen? Mit meiner Waffe?« Sie presste die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Diese Peitsche gehörte zu ihr wie ein verlängerter Arm. Sie war wütend.
»Einen Versuch ist es allemal wert.« Ich atmete tief durch, riss den Arm nach hinten und legte meine ganze Kraft in den Peitschenhieb.
Aber ich hörte keinen Knall. Die Lederschnur verfing sich an der Tischkante und landete mit einem laschen Plopp auf dem Fußboden. Ebenso gut hätte ich meine Gegnerin mit einer Handvoll verkochter Nudeln angreifen können.
Mit meinem wilden Tatendrang war es von einem Moment zum nächsten vorbei. Einige der Mädels begannen zu kichern. Andere rückten näher an mich heran. Ich konnte spüren, wie sich der Kreis um mich verengte.
Ich war so gut wie tot.
Masha bedachte mich mit einem trägen Lächeln. Aber anstatt sich zu bücken und die Peitsche wieder an sich zu reißen, nahm sie von einem unserer Tabletts ein leeres Glas. »Das ist nicht so einfach, wie es aussieht, Acari. Pech für dich, dass du nicht mehr lange genug lebst, um die hohe Kunst zu erlernen.« Sie hob die Hand und schmetterte das Glas gegen die Tischkante. Es hatte noch einen Rest Blut enthalten, das ihr jetzt in den Ärmel rieselte, als sie den scharf gezackten Rand bewunderte. Sie strahlte ihre Mädels an. »Wo fange ich mit dem Tranchieren an, Leute?«
Der Kreis, der mich einschnürte, schien zu pulsieren, und ich spürte bis ins Mark, dass diese Horde nur den Wunsch hatte, meinen Untergang zu erleben. Mit anzusehen, wie ich vor die Hunde ging. Meine Betreuerin Amanda hatte
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