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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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hatte mich von ihr und Yasuo an die frische Luft schleifen lassen. Da Jungs unser Wohnheim nicht betreten durften, hatten wir uns angewöhnt, auf der Außentreppe herumzulungern. So nervig es war, die Eingeweihten ließen uns in Ruhe, wenn Vampir-Anwärter in der Nähe waren.
    Ich warf einen Blick über die Schulter zu ihr nach oben. »Kein Mensch außer dir benutzt so altmodische Begriffe wie Trauerkloß .«
    »Und kommt damit durch.« Yasuo zwinkerte Emma zu und brachte damit unser Landei tatsächlich zum Kichern.
    Ich verdrehte die Augen. »Weil alle wissen, dass sie dieses Wahnsinnsmesser im Stiefel stecken hat. Damit macht sie Filets aus uns.«
    Emma lief rot an – so bizarr sich das Kompliment anhörte. »Das Messer ist nicht zum Filetieren, sondern zum Häuten gedacht.«
    »Okey-dokey, und Grüße hinter die Wälder.« Ich lehnte mich weit zurück und boxte sie gegen die Wade.
    Ich gab mir ihr zuliebe Mühe, gute Laune zu verbreiten, nachdem ich die letzten beiden Wochen nur Trübsal geblasen hatte. Seit der Geschichte am Strand sprachen Amanda und Ronan nur das Nötigste mit mir.
    Um mit dieser unerfreulichen Situation fertigzuwerden, stürzte ich mich auf meine Bücher. Die Protokoll- und Etikette-Regeln im deutschen Geschäftsleben beherrschte ich inzwischen im Schlaf – ich war bereit für die Vereinten Nationen!
    Nachdem Alcántara erkannt hatte, dass ich mit dem Wirtschaftsstoff durch war, bat er mich, mein Althochdeutsch zu wiederholen. Ich kam seinem Wunsch nach und frischte obendrein meine Lateinkenntnisse auf. Selbst beim Walzer stolperte ich nicht mehr über die eigenen Füße. Allerdings quälte mich die Neugier, wozu dieser Mischmasch gut sein sollte. Anstandslehre und Althochdeutsch – absurd!
    Die Ironie des Schicksals wollte es, dass mich meine verbissene Streberei im Nu an die Spitze von Alcántaras Lieblingsschüler-Liste beförderte. Er bevorzugte mich mehr denn je, überprüfte meine Fortschritte höchstpersönlich und hatte sogar einige Male auf unsere bevorstehende Mission angespielt. Was mein Verhältnis zu Ronan und Amanda nicht gerade verbesserte.
    Egal. Lange blieb ich ohnehin nicht mehr auf diesem öden Felsen. Dessen war ich mir jetzt absolut sicher. Ich würde mit Alcántara die Insel verlassen und mich irgendwann im Lauf unserer Mission vom Acker machen.
    Ich würde Typen wie Kevin entrinnen, diesem Arsch von einem Vampir-Anwärter, der mich um ein Haar angepisst hätte und den ich in diesem Moment auf uns zukommen sah. »Was will die Dumpfbacke hier?«, maulte ich vor mich hin.
    »Yo«, rief Yas ihm zu.
    Ich warf meinem Freund einen giftigen Blick zu. »Musst du immer und zu allen Leuten so freundlich sein?«
    »So bin ich nun mal gestrickt, Blondie.« Yas hatte mit mir gesprochen, ohne Kevin aus den Augen zu lassen.
    Der Vampir-Anwärter gesellte sich zu uns. Zu meiner Verblüffung wirkte er ein wenig nervös, als er meinem Blick begegnete. Ich bedachte ihn mit einem bösen Lächeln.
    »Was soll ’n das sein?«, fragte Yasuo und deutete auf eine längliche Schachtel, die Kevin mir entgegenstreckte. »Ein Versöhnungsgeschenk für D.?« Er stieß ein lautes Wiehern aus, dieses dämliche Imponiergelächter, das die Jungs aller Zeiten perfekt draufhatten.
    »Die Schachtel ist tatsächlich für Acari Drew.« Kevin erklomm die paar Stufen, um sie mir zu überreichen. Hatte ich bis dahin nur gestaunt, so war ich jetzt echt platt. Ich nahm ihm die Schachtel ab, aber dann erstarrte mir das Blut in den Adern, als er hinzufügte: »Mit den besten Grüßen von Master Alcántara.«
    Kevin und Yas quatschten noch eine Weile belangloses Zeug, aber ich achtete nicht darauf, sondern musterte nur die Schachtel auf meinen Knien. Sie hatte in etwa die Form und das Gewicht eines Kleiderkartons. Emma und ich wechselten unsere Was-zum-Henker? -Blicke.
    Kevin ging endlich, und Yasuo fragte: »Machst du’s auf?«
    Emma rutschte ein paar Stufen tiefer und setzte sich neben mich. »Wetten, dass es ihr Kleid ist!«
    Yas sah mich erstaunt an. »Du hast es noch gar nicht?«
    »Wovon redet ihr eigentlich?« Ich schaute mit gerunzelter Stirn von Emma zu Yasuo. »Und was weißt du schon von Kleidern?«
    »Alle kriegen jetzt ihre Festroben«, erklärte Emma. »Für den großen Ball.«
    »Auch unser Mädchen vom Land. Ihr Kleid kam heute Morgen an.« Ich ärgerte mich ein wenig über das bewundernde Leuchten, das in Yasuos Augen trat.
    Emma war meine engste Vertraute auf dieser Insel. Hätte sie mir ihre

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