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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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denn? Ein Kitschfilm aus den Achtzigern? Seit wann steht Yasuo unter deinem Fenster?« Meine Reaktion war egoistisch und irrational, aber ich hatte mich ganz schön in meinen Zorn hineingesteigert. Yas und Emma trieben heimliche Spielchen. Die Erkenntnis schmerzte. Ich sperrte die Tür auf, warf die Schachtel mit dem verhassten Kleid hinein und schloss wieder ab. »Habt ihr was miteinander? Und warum sagt mir das keiner?«
    Sie lief knallrot an. »Natürlich nicht.«
    »Wenn ihr beide daten wollt, dann tut das doch.« Ich stürmte zur Treppe zurück, total niedergeschlagen, weil ich mich irgendwie hintergangen und ausgeschlossen fühlte.
    Emma holte mich auf dem Stufenabsatz ein. Sie wirkte verstört und panisch zugleich, fast so, als hätte ich ihr eben erklärt, in dem Gebäude sei eine Bombe versteckt, die sie in den nächsten zwei Minuten entschärfen müsse, um eine Katastrophe zu verhindern.
    Ich blieb mit einem Ruck stehen. Mir war nicht entgangen, dass es zwischen ihr und Yasuo gefunkt hatte, aber sollte es mehr als das sein? »Ach du Schande! Du bist tatsächlich in Yasuo verknallt?«
    Wenn es eine Steigerung von knallrot gab, dann hatte Emma diese Stufe soeben geschafft. »Ja … ich … mag ihn echt.«
    »Wow. Präriemädchen liebt Gangstersohn.«
    Das Ganze ergab Sinn. Sie war so zurückhaltend und introvertiert, im Gegensatz zu Yasuo, diesem lässigen Clown, der es verstand, sie mit seinem Charme aus der Reserve zu locken. Manche Jungs fühlten sich in der Nähe dieses starken, ruhigen Mädchens gehemmt, aber Yasuo überspielte ihre Eigenarten mit links.
    Ich überlegte, wie stark er an ihr interessiert sein mochte. Ich hatte gesehen, wie er Emma beobachtete, wenn sie gerade nicht zu ihm hinschaute. Yas war bei seiner Mutter aufgewachsen und hatte sich zu einem unkomplizierten jungen Mann entwickelt, obwohl die beiden notgedrungen abgetaucht waren und im Untergrund von Los Angeles gelebt hatten. Das sprach Bände über seine Mutter. Er erzählte nicht viel von ihr, doch die beiden mussten sich sehr nahegestanden haben. Ich konnte mir vorstellen, dass sie Emma sehr ähnlich gewesen war.
    Ich strahlte sie an. »Also … das ist doch super.« Ich boxte sie leicht gegen die Schulter. »Aber warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    Sie wäre vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen. »Ich hatte Angst …«
    »Vor Yas?«
    »Du liebe Güte, nein.« Sie zögerte, doch dann gab sie sich einen Ruck. »Vor dir.«
    Mir blieb die Spucke weg. »Vor mir?«
    »Ja. Vor deiner Reaktion. Weil wir doch alle drei befreundet sind.« Ihre Stimme klang immer noch nervös.
    Ich kam mir vor wie das letzte Arschloch. »Im Ernst?«
    Sie nickte langsam.
    »Mensch, Em, das tut mir wahnsinnig leid.« Ich umarmte sie kurz, hielt sie an den Schultern fest und sah sie prüfend an. »Wie konntest du so etwas glauben? Das darf einfach nicht wahr sein. Ich fände es spitzenmäßig, wenn das mit dir und Yas klappen würde.«
    Zwei blonde Acari betraten das Wohngebäude – Margaret und Nance, zwei nervige Sportskanonen, denen wir den Spitznamen Mancy verpasst hatten –, und wir verstummten.
    Ich deutete mit dem Kinn zum Ausgang. »Komm.«
    Hatte Emma sich tatsächlich vor meiner Reaktion gefürchtet? Glaubte sie im Ernst, dass ich ihr das Glück neidete? Sobald wir im Freien waren und uns niemand hören konnte, schimpfte ich los. »Herrgott, Emma, wie konntest du nur annehmen, dass ich es dir nicht von ganzem Herzen gönnen würde, in dieser Felsenwüste jemanden zu finden, den du magst? Ganz im Gegenteil. Ich hätte mich für dich gefreut.« Ich schüttelte den Kopf über das miese Bild, das sie sich von mir gemacht hatte. »Aber allem Anschein nach war ich dir bisher eine Scheißfreundin.«
    »Du bist eine gute Freundin«, erklärte Emma, was für sie ein beinahe überschwängliches Lob war. »Du bist eine wunderbare Freundin.«
    »Offensichtlich nicht.« Ich las das Zögern in ihrer Miene und setzte hinzu: »Und ich kann sehen, dass du immer noch deine Zweifel hast. Los, spuck schon aus, was dich stört!«
    »Nun ja …« Sie wand sich einen Moment lang. »Du warst so … abwesend. Und dann hast du uns immer so komisch angesehen. Da wollte ich dich nicht damit belästigen.«
    Sie hatte recht. Ich war wohl nicht besonders nett zu ihr und Yas gewesen. Aber meine stinkige Laune hatte andere Ursachen, als sie glaubte. »Wenn mich etwas ärgert, dann das Gefühl, dass ich immer die Letzte bin, die etwas erfährt.« Ich

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