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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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begannen zu ringen, und das Einzige, was mich vor dem sofortigen Tod rettete, war die Tatsache, dass ich sehr klein und wendig war. Ich versuchte alle möglichen Tricks, um mich aus seinen plumpen Armen zu befreien, doch obwohl ich verzweifelt zappelte und um mich schlug, konnte ich mich nicht vollständig losreißen.
    Er packte mich an den Haaren und zog meinen Kopf so weit in den Nacken, dass ich mich nicht mehr rühren konnte.
    Dann ließ er los, aber meine Erleichterung war von kurzer Dauer, denn nun umklammerte er mein Ohr und zerrte daran, bis die Haut am Ansatz einriss. Ich war wie gelähmt von dieser surrealen Situation. Zugleich jedoch half sie mir, meine Gedanken zu ordnen und zu bündeln. Irgendwie musste ich mein Ohr schützen. Ich wollte es auf keinen Fall verlieren.
    Noch hatte ich einen Ninja-Stern. Zum Pfählen taugte er nicht. Aber ich konnte den Draug blenden.
    Ich krampfte die Finger um die Klinge, bis ich Blut spürte, und ging auf seine Augen los, immer wieder, bis ich ein Knacken vernahm und dem Monster eine bläuliche Flüssigkeit über die Wange rann.
    Der Draug brüllte auf und warf sich mir entgegen, von rasendem Zorn erfüllt. Wir stürzten beide. Ich prallte mit dem Rücken auf den harten Boden. Das Monster fiel auf mich und drückte mich gegen die Felsen. Ich versuchte mich zu befreien, aber ich kam gegen sein Gewicht nicht an. Das Atmen fiel mir schwer. Mein Brustkorb knirschte. Und dann ein grässliches Knacken, gefolgt von einem stechenden Schmerz, der mir jeden klaren Gedanken raubte. Eine Rippe war gebrochen.
    Ich rang keuchend nach Luft, wollte mich noch einmal aufbäumen, doch ich hatte keine Kraft mehr. Mir wurde schwarz vor Augen. Das Monster hatte die feste Absicht, mich zu töten, und ich konnte es nicht daran hindern. Ich würde sterben.
    Hier und jetzt.
    Ich hörte mich die unsinnigsten Dinge sagen, hörte mich immer wieder »Nein« schreien, bis dieses eine Wort in ein langgezogenes, armseliges Wimmern überging.
    Doch dann richtete sich das Monster auf, riss die Augen weit auf und erstarrte. Sein Körper zuckte in Krämpfen. Aus seinem Mund quoll ein zäher Brei, der an schwarzen Teer erinnerte. Ich stieß einen Schrei aus und schob mich trotz meiner unerträglichen Schmerzen rückwärts, bis ich das Gewicht des Draug nicht mehr auf mir spürte.
    Erst in diesem Augenblick sah ich Ronan.

Ronan beugte sich über mich. Ronan hatte die Bestie getötet.
    Unsere Blicke trafen sich, und wir schauten uns lange an. Eine Ewigkeit. Mein Atem ging flach und keuchend, meine Brust war wie zugeschnürt, und ich hatte das Gefühl, unter dem Druck zu ersticken. Ich wusste, dass eine meiner Rippen gebrochen war, aber ich konnte nicht sagen, ob es darüber hinaus einen Lungenflügel erwischt hatte und ich womöglich an einer inneren Blutung sterben würde.
    Seine Miene war so ernst. Würde er gleich losschreien? Sicher hatte er erraten, dass ich ihm heimlich gefolgt war. Musste ich so sterben, gequält von diesem entsetzlichen Schmerz und Ronans Zorn?
    Aber er machte mir keine Vorwürfe, sondern ging in die Knie und schloss mich in die Arme. »Ann.« Ich spürte seine Finger in meinem Haar, als er meinen Kopf an seine Brust zog. Sein schottischer Akzent war kehliger denn je. »Mein mutiges kleines Mädchen.« Er strich mir über das Haar, und ich fragte mich, ob seine Zärtlichkeit damit zu tun hatte, dass ich tödlich verletzt war. »Eines Tages rennst du noch in dein Verderben.«
    »Eines Tages?« Hieß das, dass ich diesmal am Leben blieb? Ich versuchte tiefer einzuatmen, und ein neuer Krampf zog meine Brust zusammen. Tränen liefen mir über die Wangen, ganz ohne mein Zutun. Mein Körper hatte die Kontrolle übernommen.
    »Bleib ganz ruhig. Die Schockwirkung setzt ein.« Er stützte mich mit einer Hand im Rücken und tastete mit der anderen meine Rippen ab, sanft und konzentriert zugleich. Sein Blick war dabei nicht auf mich, sondern in die Ferne gerichtet. »Ich muss mich vergewissern, dass du einigermaßen heil geblieben bist.«
    Als er einen Punkt am rechten unteren Rand des Brustkorbs berührte, stieß ich einen Schrei aus und hob ein paar Zentimeter vom Boden ab. »Das tut weh.«
    »Halt still.« Das klang streng, aber ich sah an seiner gerunzelten Stirn, wie besorgt er war. »Wenn du eine Rippe gebrochen hast, könnte sie ein Organ durchstoßen.«
    Das brachte mich dazu, seiner Anweisung Folge zu leisten.
    Er fuhr jetzt mit dem Daumen den Rippenbogen entlang. Der Schmerz war so

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