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Vampire's Kiss

Vampire's Kiss

Titel: Vampire's Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wolff
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unerträglich, dass ich mich einer Ohnmacht nahe fühlte. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht laut zu stöhnen, doch ich konnte nicht verhindern, dass mir die Tränen über das Gesicht strömten.
    Er packte mich hart an der Schulter. »Atme!«
    Jeder Atemzug war eine Qual. Dazu kam, dass ich Angst hatte, eine Rippe könnte in die Lunge eindringen, wenn ich zu tief Luft holte. Ich fröstelte, versuchte den Kopf zu schütteln und schaffte es nicht, weil ich zu stark zitterte.
    Er rieb meinen Arm. »Atme!«, befahl er. » Jetzt. Ein und aus.«
    Meine Brust war zu verkrampft. Der graue Himmel wurde düsterer, und vage registrierte ich, wie sonderbar sich das Licht verschob, als es um mich schwarz wurde. Aber immer noch atmete ich viel zu flach und schnell – der Druck auf meine Rippen war einfach zu stark. Meine Ohren begannen zu dröhnen.
    »Annelise.« Sein Tonfall war unerbittlich. »Bleib bei mir.«
    Er schüttelte mich kurz, und ich atmete scharf ein. Im nächsten Moment durchzuckte mich ein stechender Schmerz. Ich krümmte mich, wimmerte, stieß unverständliche Laute aus.
    Aber ich begann gleichmäßig zu atmen, und die Welt wurde wieder hell. Meine Kopfhaut und meine Lippen prickelten wie taube Gliedmaßen, die wieder zum Leben erwachten.
    »Und jetzt langsam weiteratmen«, sagte er.
    Ich gehorchte und fand meine Stimme, aber nur, um mich zwischen den Atemzügen zu beklagen. »Das … tut … so weh.«
    »Schsch. Ich muss mich vergewissern, dass deine Lunge unversehrt ist.« Er hielt mir eine Hand dicht vor den Mund. »Atme aus. Wenn eine Lunge kollabiert, strömt die Luft zwar ein, aber nicht mehr aus.«
    Ängstlich folgte ich seinen Anordnungen. Biologie war schlimm genug; an meine Biologie mochte ich überhaupt nicht denken.
    »Nein«, sagte er. »Deine Lunge ist in Ordnung.«
    Allein diese Feststellung bewirkte, dass sich mein Brustkorb entspannte. Meine Atemzüge wurden länger und gleichmäßiger.
    Sein Blick wanderte zu meinem blutüberströmten Arm. »Aber das hier …« Er nahm mein Handgelenk und drehte den Arm vorsichtig hin und her. Dann rutschte er ein Stück zurück und schälte sich aus seinem schwarzen Pullover.
    Ich sah, dass an seinem linken Unterarm ein dünner Holzstab festgeschnallt war, und ich ahnte, dass der Stab, der jetzt aus dem Rücken des Draug ragte, ursprünglich von Ronans rechtem Arm stammte.
    Aber dann fiel mir sein schlichtes weißes Baumwoll- T -Shirt ins Auge, unter dem sich die kräftigen Muskeln und die dunklen, von der breiten Brust in einer Linie abwärts verlaufenden Brusthaare abzeichneten.
    »Was –?« Was hast du vor? , wollte ich fragen, aber ich brachte den Satz nicht zu Ende, weil Ronan damit begonnen hatte, auch sein T -Shirt auszuziehen.
    Meine Wangen brannten. Einen Moment lang senkte ich verlegen den Blick. Aber als ich aufschaute, hatte er seinen Pullover wieder übergestreift und damit begonnen, das weiße Baumwoll- T -Shirt in Streifen zu reißen. Er arbeitete schweigend, und ich fragte mich, ob ihn das Ganze ebenso befangen machte wie mich.
    »Wir müssen das Blut stoppen«, erklärte er.
    »Natürlich«, stammelte ich. »Aber das ist halb so schlimm. Seit ich regelmäßig Vampirblut trinke, schließen sich Wunden sehr schnell.«
    »Die Heilung bereitet mir weniger Sorgen als der Geruch.« Er sah mich ernst an. »Das Blut wird alle anderen anlocken.«
    »Du meinst, ich bin jetzt eine Art Köder?« Ich lachte nervös. »So was wie Fischfutter für Haie?«
    Er nickte, ohne die Miene zu verziehen. »Ganz genau.«
    Er wickelte einen Streifen um meinen Arm. Der Stoff war noch warm von seinem Körper, jagte mir aber, so ironisch das klang, einen kalten Schauer über den Rücken. Er verknotete den Behelfsverband, zog mich hoch und stützte mich einen Moment lang an den Ellenbogen.
    Dann hob er beide Hände und umfasste mein Gesicht. Wieder hielt ich den Atem an, aber diesmal aus einem völlig anderen Grund. Seine Augen waren tiefgrün und so nahe, aber ich hegte keine Sekunde lang den Verdacht, dass er mich hypnotisieren wollte. Ich wusste in meinem Innersten, dass es in diesem Moment nur uns beide gab – keine Magie, keine Vampire, keinen Zwang –, nur Ronan und mich. Ohne den Blick abzuwenden, wischte er mir die Tränenspuren von den Wangen. Die Geste brach mir fast das Herz.
    Doch dann holte er mit dem Daumen einen ekligen schwarzen Klecks von meiner Wange und streifte ihn an seiner Hose ab. Ich ließ die Schultern hängen. Natürlich. Ronan und ich

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