Vampire's Kiss
Mundwinkeln, liefen in dünnen Rinnsalen über ihre fahl im Kerzenlicht schimmernde Haut und sickerten mit einem schrecklichen Blip-Blip zu Boden.
Ihre Lider begannen zu flattern, und ihre Augen rollten nach hinten. Sie taumelte – ob vor Schmerz oder Ekstase, konnte ich nicht erkennen.
Ich zuckte zusammen, als plötzlich zwei Lakaien hinter mir auftauchten. Der Mann am Kopfende des Tisches nickte knapp. Die Diener packten das Mädchen an den Ellenbogen und schleppten sie aus dem Saal.
Als der Anführer ihnen nachschaute, fiel sein Blick auf mich. Ich stand unsicher da und rührte mich nicht von der Stelle. Das mit Fleisch, Broten und Gläsern beladene Tablett schien Zentner zu wiegen, aber ich wagte nicht, die Arme zu senken, aus Angst, etwas umzukippen oder zu verschütten. Ein einziger Fehler – und alles war vorbei.
»Sie bringt den nächsten Gang«, verkündete er, und ich hoffte inbrünstig, dass er mich nicht als Teil des nächsten Gangs betrachtete.
Ich erinnerte mich an meine Rolle – ich war ein einfältiges, ängstliches Serviermädchen, das kein Wort Deutsch verstand. Also rührte ich mich nicht vom Fleck, bis er mich ungeduldig näher winkte.
Während ich mich auf die Tafel zubewegte, stellte ich mir anmutige Dinge vor – Ballerinas, Katzen, Blumen, die sich im Frühlingswind wiegten –, grazile Dinge, die ich nie gewesen war, jetzt aber vollendet darstellen musste, wenn ich überleben wollte. Ich zwang meinen Körper zu fließenden, eleganten Bewegungen.
»Du kannst bleiben«, erklärte er in altertümlichem Deutsch, »und dafür sorgen, dass unsere Teller und Gläser stets gut gefüllt sind.«
Ich schaute ihn mit großen, fragenden Augen an und tat so, als hätte ich kein Wort verstanden. Hübsch … ich war eine hübsche, grazile, unschuldige Ballerina , sagte ich mir vor. Ich knickste und wisperte: »Sir?«
Er warf mir einen langen, beinahe sehnsüchtigen Blick zu. Ich schätzte, dass er bei seiner Verwandlung um die fünfzig gewesen sein musste. Mit seinem von halblangem weißem Haar umrahmten, nahezu faltenlosen Gesicht war er weder hässlich noch besonders gutaussehend. Er wirkte auch nicht grausam, aber bei Vampiren hütete ich mich, rein nach dem Äußeren zu urteilen. »Ein niedliches Ding! Und versteht kein Wort Deutsch.«
Ich hatte meine Mimik eisern im Griff. Machte auf begriffsstutzig und unsichtbar. War definitiv nicht die geniale Superagentin, die verdeckt ermittelte und es hasste, ein niedliches Ding genannt zu werden, das kein Wort Deutsch verstand.
Die anderen Männer murmelten beifällig, aber das klang nicht jovial, sondern eher bedrohlich. Das Kerzenlicht sorgte für dramatische Licht- und Schatteneffekte. Manche der Gesichter waren deutlich zu erkennen, während andere schemenhafte Umrisse blieben, mit schwarzen Höhlen anstelle von Augen und Mündern.
»Ist auch besser so, oder?«, meinte einer von ihnen lachend.
»Du kannst bleiben«, wiederholte der Anführer auf Englisch, »und dafür sorgen, dass unsere Teller und Gläser stets gut gefüllt sind.«
»Es ist mir eine Ehre, Sir.« Wieder ein unterwürfiges Wispern, gefolgt von einem Knicks.
»Auf den köstlichen Wein von Bruder Jakob«, rief einer der Vampire. Im nächsten Moment hatten sie mich vergessen. Sie hoben ihre Gläser und wiederholten den Namen ihres Anführers in einem Baritonchor. Jaa-koob.
Jakob berührte seine Stirn mit dem Glas. »Danke. Und herzlich willkommen, meine Brüder!«
Die Sitzung begann. Und für mich endete der Mythos, dass Vampire keine normale Nahrung zu sich nahmen. Die Kerle fraßen . Und soffen wie die Löcher.
Nun, vermutlich war Essen nicht nur ein körperliches Bedürfnis – manchmal aßen wir, weil es uns Spaß machte –, und wenn ich bis in alle Ewigkeit leben könnte, ohne mir Sorgen um meine Taille zu machen, würde ich mir garantiert meinen Anteil an Prinzenrollen reinziehen.
Ich wuselte hin und her, sorgte unentwegt für Nachschub und versuchte nebenher die Unterhaltung mitzuverfolgen. Ihre Sprache kam mir veraltet und ungeschliffen vor, und ich musste feststellen, dass die Kluft zwischen dem Lesen und Hören von Althochdeutsch gewaltig war. Die zusammenhanglosen Satzfetzen, die sich auf unbekannte Konflikte und Menschen bezogen, ließen sich nur schwer einordnen und analysieren.
Dennoch klammerte ich mich an jedes Wort – und zwar nicht unbedingt in erster Linie, um einen gefolterten Vampir zu retten, sondern um selbst unversehrt zu bleiben und meine
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