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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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abzuwenden?«
    »Was ...?«, begann ich, während ich noch versuchte, den Zusammenhang zu erkennen.
    »Aber von mir verlangst du, andere aufzugeben - Menschen, die ich liebe, meine Mutter und meine Schwester -, wenn ich mit dir zusammen sein will«, sagte er.
    »Ich verlange gar nichts von dir«, erwiderte ich. Meine innere Anspannung war in einem fast unerträglichen Maß gestiegen. »Ich habe dir gesagt, dass ich für den Mann in meinem Leben an erster Stelle stehen möchte. Und ich habe kapiert - und das sehe ich immer noch so -, dass bei dir deine Familie an erster Stelle stehen muss, weil deine Mutter und deine Schwester nicht gerade die Sorte Frauen sind, die auf eigenen Beinen stehen können. Und was soll das heißen: Ich hätte von Eric ja auch nicht verlangt, das Fangtasia aufzugeben? Warum sollte ich das tun? Und wieso erwähnst du in diesem Zusammenhang Sam?« Mir fiel kein einziger Grund ein, um auch noch Bill zu erwähnen. Den hatte ich wirklich endgültig überwunden.
    »Bill liebt seinen Status in der Welt der Menschen und der Vampire, und Eric liebt sein kleines Stückchen von Louisiana mehr als er dich je lieben wird.« Quinn klang fast, als würde ich ihm leid tun. Das war ja lächerlich.
    »Woher kam denn all der Hass?«, fragte ich und hob achselzuckend die Arme. »Ich habe mich nicht von dir getrennt, weil ich Gefühle für jemand anderen hatte. Ich habe mich von dir getrennt, weil ich fand, dass dein Teller bereits randvoll war.«
    »Er versucht, dich von allen anderen zu isolieren, denen du etwas bedeutest.« Quinn starrte mich mit nervtötender Intensität an. »Und sieh dir mal all diejenigen an, die von ihm abhängig sind.«
    »Sprichst du von Eric?« Die von Eric »Abhängigen« waren allesamt Vampire und konnten verdammt gut auf sich selbst aufpassen.
    »Er wird nie seinen kleinen Bezirk für dich aufgeben. Er wird nie seinen kleinen Club eingeschworener Vampire jemand anderem dienen lassen. Er wird nie -«
    Ich konnte es einfach nicht mehr aushalten und stieß aus schierer Verzweiflung einen Schrei aus. Und ich stampfte sogar wie eine Dreijährige mit dem Fuß auf. »All das habe ich nie von ihm verlangt!«, schrie ich. »Wovon redest du überhaupt? Bist du hier aufgetaucht, um mir zu sagen, dass mich nie mehr jemand lieben wird? Was ist los mit dir?«
    »Ja, Quinn«, sagte da eine vertraute, kühle Stimme. »Was ist los mit dir?«
    Ich sprang mindestens zehn Zentimeter in die Höhe, das schwöre ich. Herrje, ich hatte mich so auf meinen Streit mit Quinn konzentriert, dass ich Bills Kommen nicht bemerkt hatte.
    »Du machst Sookie Angst«, sagte Bill ungefähr einen Meter hinter mir, und es lief mir eiskalt den Rücken herunter bei dem drohenden Unterton in seiner Stimme. »Das lasse ich nicht zu, Tiger.«
    Quinn knurrte, und seine Zähne wurden immer länger und schärfer, quasi direkt vor meinen Augen. Und im nächsten Augenblick stand Bill auch schon neben mir. Seine Augen glühten in einem gruselig silbrigen Braun.
    Ich fürchtete natürlich, dass die beiden sich gegenseitig umbringen würden. Aber so langsam war ich es auch endgültig leid, dass ständig irgendwelche Leute auf meinem Grundstück auftauchten und wieder verschwanden, als wäre das hier so eine Art Bahnhof an der Eisenbahnlinie der Supras.
    Quinns Hand bekam Krallen. Und aus seiner Brust drang ein tiefes Knurren.
    »Nein!«, rief ich, damit sie mir zuhörten. Dieser Tag war wirklich die Hölle.
    »Du hast nicht mal mehr eine Chance bei ihr, Vampir«, presste Quinn hervor, dessen Stimme keine Ähnlichkeit mehr mit seiner normalen hatte. »Du bist Geschichte.«
    »Aus dir mach ich einen Bettvorleger«, erwiderte Bill, und seine Stimme war noch kühler und samtiger als sonst, wie Eis auf Glas.
    Und dann gingen die beiden Idioten aufeinander los.
    Ich wollte schon dazwischengehen, als mir der noch funktionierende Teil meines Hirns sagte, dass das purer Selbstmord wäre. Ich dachte: Dann wird mein Rasen heute Abend eben mit noch etwas mehr Blut gesprenkelt. Dabei hätte ich besser denken sollen: Sieh verdammt noch mal zu, dass du da wegkommst. Tja, ich hätte wirklich sofort ins Haus rennen, die Tür verriegeln und die beiden sich selbst überlassen sollen.
    Doch hinterher ist man immer schlauer. Und so stand ich einen Augenblick lang einfach nur da, ruderte sinnlos mit den Armen und hoffte auf eine Eingebung, wie ich die beiden trennen könnte ... und dann taumelten und schwankten die zwei miteinander ringenden Gestalten.

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