Vampirherz
solltest also in Zukunft aufpassen, was du sagst.“
Vivi grinste frech zurück.
„Du kannst mir keine Angst machen.“
Dana nahm den Anhänger wieder in die Hand und betrachtete ihn nachdenklich. Vorsichtig
fuhr sie mit den Fingern über die geheimnisvoll glänzenden Smaragde. Auf einmal verschwammen die Möbel in der Wohnung vor ihren Augen und sie sah eine dunkle Straße, die von ein paar Bäumen umsäumt war. Erschrocken ließ sie den Anhänger fallen, und die Wohnung tauchte wieder vor ihr auf. Der Anhänger lag auf dem Teppich und strahlte noch immer sein grünes Licht ab, geheimnisvoll, aber auch aufmunternd.
„Mensch, Dana, was passiert hier? Du warst einfach weg“ rief Vivi erschrocken.
Aber auch Dana hatte einen heftigen Schreck bekommen.
„Ich – ich habe bloß die Edelsteine angefasst“ stotterte sie verwirrt.
„Was wirst du jetzt machen?“
„Ich muss unbedingt in diese Schattenwelt und Francis finden. Ich muss Papa befreien, sonst hat Mama keine Chance.“
Dana sah Vivi fest an.
„Vivi, könnt ihr euch bitte ein paar Tage um Mama kümmern?“
Vivi legte den Arm um Danas Schultern und drückte sie liebevoll an sich.
„Aber sicher. Und was soll ich ihr erzählen?“ „Ich werde Mama selber informieren. Aber für deine Eltern musst du dir eine Geschichte ausdenken.“
„Ich werde ihnen einfach sagen, dass du eine Spur von deinem Vater hast und diese jetzt in den Herbstferien verfolgen willst. Diese Schattenwelt-Geschichte werden sie sowieso nicht glauben.“
„Danke, Vivi. Du bist die Beste.“
„Ist schon gut. Kommst du mit rüber zum Essen?“
Dana schüttelte den Kopf. „Nein. Ich muss unbedingt sofort gehen, wenn ich Mama angerufen habe.“
„Okay. Mach es gut, Dana, und bitte pass auf dich auf!“
Denselben Satz hörte Dana auch kurz darauf von ihrer Mutter.
„Oh, Dana, du weißt gar nicht, wie viel Hoffnung mir das gibt, dass du es wenigstens versuchen willst. Aber ich habe gleichzeitig auch Angst um dich“ setzte sie hinzu.
„Ich lasse mich einfach in Francis Nähe teleportieren. Nur er weiß, wo dieses Elysion ist, und ihm vertraue ich.“
„Dann kann ich dir nur viel Glück wünschen, Dana.“
„Wird schon schiefgehen, Mama. Aber bitte halte durch; ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde.“
„Ich habe nicht vor, abzutreten, bevor ich deinen Vater wieder gesehen habe.“
„Das will ich schwer hoffen. Bis bald und drück mir die Daumen.“
„Alle, die ich habe, mein Kind.“
„Vivi und ihre Eltern kümmern sich um dich, während ich weg bin.“
Als Dana aufgelegt hatte, packten sie Zweifel. Sollte sie wirklich gehen? Ihr Blick fiel auf den Anhänger, der auf dem Teppich lag und immer noch sein tiefgrünes Licht abstrahlte. Sie musste es einfach versuchen, sonst würde sie sich ewig Vorwürfe machen. Entschlossen sprang Dana auf und lief in den Flur. Schnell schlüpfte sie in die Winterjacke und wollte schon ins Wohnzimmer abbiegen, als sie sich kurz besann. Sie lief in ihr Zimmer, holte das Foto vom Nachttisch und die Kinder-Halskette mit dem Herz aus der Schublade und steckte beides in eine der Innentaschen ihrer Jeansjacke, damit ihr Vater sie auf jeden Fall erkannte. Dann ging Dana ins Wohnzimmer und hob den Schlüsselanhänger auf. Danas Herz schlug heftig gegen ihre Rippen, als sie den Anhänger in die Hand nahm. Mit einer sanften, kreisenden Bewegung fuhr sie über die in sämtlichen Grüntönen schillernden Smaragde. Wieder schien sich die Wohnung aufzulösen, und die dunkle Straße erschien wieder vor ihren Augen. Auf einmal fing alles an, sich zu drehen, Dana schien den Boden unter den Füßen zu verlieren. Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit ins Dunkel gefallen war, fand sie sich auf festem Boden wieder. Es war ein ganz gewöhnlicher Gehsteig, auf dem sie stand. Die Nacht war kalt, und weiße Nebelschwaden schlichen um die Bäume neben der Straße. Der Mond spiegelte sich in einer großen Pfütze, der Asphalt glänzte schwarz vor Feuchtigkeit. Das Mondlicht war die einzige Lichtquelle, die die Bäume und die Straße silbern beleuchtete. Nervös blickte Dana sich um. Wohin sollte sie gehen? Auf einmal erkannte sie vor sich die diffusen Lichter einer Stadt. Schnell ging sie darauf zu. Dieser einsame Weg hier im Dunkeln, neben der Straße war ihr unheimlich. Sie fühlte sich unbehaglich und beobachtet. Immer wieder hörte sie aus dem Gesträuch ein heftiges Schnaufen und schwere Schritte. Ihre eigenen Schritte wurden immer schneller,
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