Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
muss ich es tun. Ich weiß nicht, ob Eric tatsächlichwollte, dass du dir wünschst, sagen wir mal, Freyda wäre nie geboren worden oder sein Schöpfer hätte sie nie getroffen … oder irgendeinen anderen Wunsch, der ihn aus Freydas Schusslinie genommen hätte. So wie ich den Wikinger kenne, bin ich überzeugt davon, dass er gehofft hat, du wärst freiwillig dazu bereit, das Cluviel Dor zu seinem Vorteil zu benutzen.«
    Dies war eine Unterhaltung der bedeutsamen Pausen. Ich musste erst eine Minute lang über seine Worte nachdenken, um sicherzugehen, dass ich verstand, was Bill gemeint hatte. »Dann war das Cluviel Dor aus Nialls Sicht also ein Test von Erics Aufrichtigkeit. Und aus Erics Sicht war das Cluviel Dor ein Test meiner Liebe zu ihm«, sagte ich. »Und wir haben den Test beide nicht bestanden.«
    Bill nickte, mit einem knappen Ruck des Kopfes.
    »Ihm wär ’s lieber gewesen, ich hätte Sam sterben lassen.«
    Bill verbarg sein Entsetzen nicht vor mir. »Natürlich«, erwiderte er nur.
    »Wie konnte er bloß auf diese Idee kommen?«, murmelte ich, eine dämlich offenkundige (oder offenkundig dämliche) Frage. Die viel passendere Frage lautete: Wie konnten zwei Liebende sich so ineinander täuschen?
    »Wie Eric auf diese Idee kommen konnte? Frag das nicht mich. Hier geht es nicht um meine emotionale Reaktion«, sagte Bill.
    »Ich würde liebend gern Eric selbst fragen, wenn er sich denn nur mal hinsetzen und mit mir reden würde«, erwiderte ich. »Aber vor zwei Tagen hat er mich vom Fangtasia wieder nach Hause geschickt.«
    Das wusste Bill, es war nicht zu übersehen. »Hat er sich seitdem bei dir gemeldet?«
    »Oh, ja, klar doch. Er hat mir durch Pam in einer SMS ausrichten lassen, dass er sich später mit mir trifft.«
    Bill tat meisterlich so, als hätte er von nichts eine Ahnung.
    »Was soll ich deiner Meinung nach tun?«, fragte ich aus reiner Neugier. »Ich kann diesen halbgaren Zustand nicht ertragen. Ich brauche eine Entscheidung.«
    Bill rückte an die Sofakante vor, die dunklen Augenbrauen hochgezogen. »Stell dir diese Frage«, begann er. »Hättest du das Cluviel Dor auch benutzt, wenn – sagen wir – Terry oder Calvin tödlich verwundet gewesen wären?«
    Diese Frage überrumpelte mich. Ich suchte nach Worten.
    Einen Augenblick später stand Bill auf, um zu gehen. »Das glaube ich nicht«, sagte er noch. Ich rappelte mich auf, um ihn an die Tür zu bringen.
    »Es liegt nicht daran, dass ich glaube, Terrys Leben, oder wessen Leben auch immer, wäre das Opfer nicht wert«, entgegnete ich. »Es ist eher so, dass es mir wohl gar nicht in den Sinn gekommen wäre.«
    »Und ich sage nicht, dass du eine schlechte Frau bist wegen dieses Zögerns, Sookie«, erwiderte Bill, der meinen Gesichtsausdruck richtig interpretierte. Er legte mir eine kalte Hand an die Wange. »Du bist eine der besten Frauen, die ich je kennengelernt habe. Doch manchmal kennst du dich selbst nicht allzu gut.«
    Nachdem er wieder in den Wald entschwunden war und ich das Haus fest verschlossen hatte, setzte ich mich an den Computer. Ich hatte vorgehabt, meine E-Mails abzurufen, doch stattdessen ertappte ich mich bei dem Versuch, die Bedeutung von Bills Worten zu enträtseln. Ich konnte mich nicht konzentrieren, und schließlich gab ich auf, ohne das E-Mail-Icon angeklickt zu haben, und ging zu Bett.
    Es ist vermutlich keine allzu große Überraschung, dassich nicht gut schlief. Um acht schon war ich wach und aus dem Bett heraus, denn ich hatte es absolut satt, mich noch länger im Haus zu verbergen. Ich duschte, schminkte mich, zog meine Arbeitsuniform für den Sommer an – T-Shirt mit Merlotte’s-Logo, schwarze Shorts, New-Balance-Sneakers –, stieg ins Auto und fuhr zur Arbeit. Mir ging’s gleich viel besser, als ich meiner normalen Routine folgte. Aber ich war auch sehr nervös, als ich auf dem kiesbestreuten Platz hinter dem Merlotte’s parkte.
    Ich wollte nicht dastehen und Sams Wohnwagen anstarren, der inmitten seines kleinen Gartens im rechten Winkel zum Merlotte’s stand. Sam war vielleicht gerade am Fenster und sah hinaus. Ich wandte den Blick ab und eilte zum Eingang für Angestellte. Meinen Schlüsselbund hatte ich noch in der Hand, doch ich brauchte ihn gar nicht. Es war schon jemand vor mir hineingegangen. Ich ging direkt zu meinem Spind, öffnete ihn und fragte mich, ob Sam wohl hinter dem Tresen stand, wie es ihm ging und was er sagen würde. Wie immer verstaute ich meine Handtasche und band eine der Schürzen

Weitere Kostenlose Bücher