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Vampirmelodie

Vampirmelodie

Titel: Vampirmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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da und sah ihm durch die Gitterstäbe hindurch ins Gesicht. Einen langen Augenblick. Er wurde noch röter. Es wäre völlig sinnlos, ihm Janes Geschichte zu erzählen. Er würde mir gar nicht zuhören.
    Alcee Beck kam am Nachmittag. Gott sei Dank hatte er keinen Schlüssel zu unserer Zelle. Er lungerte bedrohlich davor herum, schweigend und mit finsterem Blick. Ich sah, wie er seine großen Hände auf äußerst nervtötende Weise immer wieder zu Fäusten ballte und entspannte. Er wollte mich nicht nur wegen Mordes ins Gefängnis wandern sehen, sondern hätte mich am liebsten auch verprügelt. Er suchte Streit. Seine Selbstbeherrschung hing eindeutig am seidenen Faden.
    In seinem Kopf war immer noch diese schwarze Wolke, doch nun war sie nicht mehr so undurchdringlich. Seine Gedanken schienen hindurch.
    »Alcee«, begann ich, »Sie wissen, dass ich es nicht war, stimmt’s? Jane kann bezeugen, dass Arlene sich an dem Abend mit zwei Männern getroffen hat.« Ich wusste, dass Alcee Beck mich nicht leiden konnte, aus persönlichen wie aus beruflichen Gründen, doch ich war überzeugt, dass er mich nicht aus privaten Gründen verfolgen (oder strafrechtlich belangen) würde. Er war zwar zu einiger Korruption und Bestechung fähig, doch Alcee war noch nie in den Verdacht geraten, Selbstjustiz zu üben. Ich wusste aus zwei Gründen, dass er keine persönliche Beziehung zu Arlene gehabt hatte: Alcee liebte seine Frau Barbara, die Bibliothekarin von Bon Temps, und Arlene war Rassistin gewesen.
    Der Detective antwortete nicht auf meine Worte, doch ich bekam mit, dass ihm ein, zwei Fragen zur Rechtschaffenheit seiner Aktionen durch den Kopf geisterten. Dann ging er wieder, das Gesicht immer noch voller Wut.
    Irgendetwas war absolut falsch tief drinnen in Alcee Beck. Und dann erkannte ich es plötzlich: Alcee verhielt sich wie jemand, der besessen war. Ha, wenn das kein Schlüsselgedanke war! Endlich etwas Neues, worüber es sich lohnte, nachzudenken; ich hatte schließlich unendlich viel Zeit, um sie an diesen Gedanken zu verschwenden.
    Der Rest des Tages verging in qualvoller Langsamkeit. Es ist immer schlecht, wenn das Interessanteste, was einem den lieben langen Tag passiert, die eigene Verhaftung ist. Die Gefängnisaufseherin der Frauen, Jessie Schneider, kam den Gang entlanggetrottet, um Jane zu sagen, dass ihr Sohn sie nicht vor morgen früh abholen konnte. Mit mir sprach Jessie nicht, aber das musste sie auch nicht. Siewarf mir einen langen Blick zu, schüttelte den Kopf und ging zurück in ihr Büro. Sie hatte noch nie etwas Schlechtes über mich gehört, und es machte sie traurig, dass jemand, der eine so gute Großmutter gehabt hatte, im Gefängnis endete. Mich machte es auch traurig.
    Ein Aufseher brachte uns das Abendessen, das so ziemlich das Mittagessen in Grün war. Immerhin, die Tomaten waren frisch, da das Gefängnis einen eigenen Garten hatte. Ich hätte nie gedacht, dass ich frische Tomaten mal satthaben würde, aber zuerst meine eigenen üppigen Stauden und nun die Gefängnisfrüchte – wäre ganz schön, wenn die Saison langsam mal zu Ende ginge.
    Unsere Zelle hatte kein Fenster, aber auf der anderen Seite des Gangs hoch oben in der Wand war eins. Als das Fenster dunkel wurde, konnte ich nur noch an Karin denken. Ich betete aufrichtig darum, dass die Polizei Kontakt zu ihr aufnehmen möge (wenn sie es nicht schon getan hatte), dass Karin die Wahrheit sagen und dass diese Wahrheit mich buchstäblich befreien möge. Ich fand nicht viel Schlaf in dieser Nacht, nachdem das Licht gelöscht worden war. Jane schnarchte, und drüben im Männertrakt schrie irgendwer von Mitternacht an etwa eine Stunde lang.
    Ich war so dankbar, als der Morgen kam und die Sonne durch das Fenster auf der anderen Gangseite brach. Der Wetterbericht hatte vor zwei Tagen einen sonnigen Montag vorhergesagt, was bedeutete, dass die Temperaturen sehr hoch werden würden. Das Gefängnis hatte eine Klimaanlage, was gut war, weil es bedeutete, dass ich nicht entnervt genug sein würde, um Jane umzubringen, auch wenn ich ein paar Mal sehr nahe daran war.
    Ich saß mit überkreuzten Beinen auf meiner oberen Liege und bemühte mich, an nichts zu denken, bis Jessie Schneider kam und uns holte.
    »Sie müssen jetzt vor den Richter treten«, sagte sie. »Mitkommen.« Sie schloss die Zelle auf und führte uns mit Gesten hinaus. Ich hatte schon gefürchtet, wir würden an den Füßen gefesselt, doch dem war nicht so. Handschellen wurden uns allerdings

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