Vampirmelodie
habe?«, fragte Barry mit so leiser Stimme, dass ich mich vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. Ich hob die Augenbrauen, um ihm zu signalisieren, dass er weitersprechen solle. Johan Glassport , sagte er lautlos, und ich spürte, wie mir ein Schaudern über den Rücken lief.
Johan Glassport war Rechtsanwalt. Ich habe schon viele nette Anwälte kennengelernt, deshalb werde ich hier keinen Anwaltswitz machen. Doch Johan Glassport war außerdem auch ein Sadist und Mörder. Anscheinend konnte man mit ziemlich viel durchkommen, wenn man ein brillanter Rechtsanwalt war. Ihm war es jedenfalls gelungen. Zuletzt hatte ich Glassport in Rhodes gesehen. Soweit ich wusste, war er nach Mexiko gegangen, um sich dort nach dem schrecklichen Bombenattentat auf das Hotel zu verstecken. Er war im Fernsehen zu sehen gewesen als einer der vielen benommenen und verletzten Überlebenden, und ich hatte immer gedacht, dass er Angst hatte, erkannt zu werden. Es musste Unmengen von Leuten geben, die allein schon seinen Anblick fürchteten. Hat er dich gesehen?, fragte ich.
»Ich glaube nicht.« Er fuhr in der Straßenbahn, und ich lief auf dem Gehweg.
»Es ist nie gut, Johan Glassport zu sehen«, murmelte ich. »Warum ist er wieder in den Vereinigten Staaten?«
»Hoffentlich erfahren wir das nie. Und etwas Merkwürdiges muss ich dir noch erzählen. Glassports Hirn war irgendwie undurchdringlich.«
»Hast du das Mr Cataliades erzählt?«, fragte ich.
Ja. Er hat nichts dazu gesagt. Aber er sah grimmig drein. Grimmiger als sonst.
»Ich habe ihn sogar getroffen«, sagte Desmond Cataliades, der einen seiner plötzlichen Auftritte hinlegte. »In New Orleans sind in letzter Zeit überhaupt lauter unerwartete Geschöpfe aufgetaucht. Aber darüber später mehr. Glassport hat mir erzählt, dass er geschäftlich in Louisiana zu tun hatte. Er wurde von jemandem angeheuert, der über enorme Reichtümer verfügt und von niemandem gesehen werden wollte. Glassport sagte, dass er sogar außer Landes musste, um auf Geheiß dieses Jemands eine weitere Person zu rekrutieren.«
»Ich frage mich, wen?«
»Normalerweise hätte ich es Ihnen erzählen können«, sagte der Halbdämon. »Aber wie Barry schon sagte, Glassport hat irgendein Schutzamulett erworben, vielleicht von Elfenart. Ich konnte seine Gedanken nicht lesen.«
»Ich wusste gar nicht, dass man so etwas kaufen kann!« Ich war überrascht. »Es ist bestimmt sehr schwierig, so etwas herzustellen, oder?«
»Menschen können es nicht. Nur einige wenige Supras.«
Deshalb sahen wir alle ängstlich und besorgt drein, als Amelia Hand in Hand mit Bob aus der Küche kam.
»Ach, wie reizend! Aber macht euch unseretwegen keine Sorgen«, sagte sie lächelnd. »Bob und ich sind glücklichüber das Baby, jetzt, da wir den Schock hinter uns haben.« Ich freute mich über ihr Glück, aber es tat mir auch leid, dass ich das Gespräch über Johan Glassport nun nicht mehr zu Ende führen konnte. Dass er sich irgendwo in Louisiana herumtrieb, war eine schlechte Neuigkeit.
Amelias Lächeln erstarb, als sie nicht die Reaktion bekam, mit der sie gerechnet hatte.
»Amelia und Bob bekommen ein Baby!«, rief ich und zwang mich, Mr Cataliades anzustrahlen. Er wusste es natürlich schon.
»Ja, ich bin schwanger, Mr C!« Ihre Aufregung kehrte zurück, als sie es dem halbdämonischen Anwalt erzählte. Höflich tat er sein Bestes, um verblüfft und erfreut zu wirken.
»Wir werden das Baby gemeinsam erziehen. Wartet nur, bis wir es meinem Vater erzählen! Er wird so sauer sein, weil wir nicht verheiratet sind«, sagte Amelia. Sie schien sich ziemlich darüber zu freuen, ihren Vater ärgern zu können, der den ganzen Tag lang andere herumkommandierte.
»Amelia«, sagte ich, »Bob hat keinen Vater mehr, mit dem er dieses Baby teilen könnte. Das Baby würde sich vielleicht über einen Großvater freuen.«
Amelia war total erstaunt. Ich hatte nicht gewusst, dass ich das sagen würde, bis es mir aus dem Mund purzelte. Mal abwarten, ob sie wütend werden würde. Ich sah einen Anflug von Ärger durch ihre Gedanken blitzen, dann eine reifere Bedachtsamkeit. »Darüber werde ich mal nachdenken«, sagte sie schließlich, und das war auf jeden Fall mehr als genug. »Mein Dad hat sich in letzter Zeit ja wirklich ziemlich verändert.« Auf irgendwie unerklärliche Weise , las ich in ihren Gedanken. Wie ich das verstehen sollte, wusste ich allerdings nicht.
»Interessant, dass Sie das sagen, Amelia«, bemerkte derhalbdämonische
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